17.06., Donnerstag: Agnes River Rest Area - Wombats, Emus, Roos

Die Nacht war ziemlich kurz, aber die Freude auf den Tag ist so groß, dass wir trotzdem zeitig aus dem Bett kommen. Außerdem regnet es nicht. Wir hoffen, dass das auch so bleibt. 
 

Während Cecil Rührei zubereitet, landet ein besonders frecher Papagei auf seinem Kopf. Später, wir sind gerade dabei Kaffee und Tee zu trinken, macht er es nochmal. Der kleine Kerl ist anscheinend wirklich unser Freund geworden. 
 


 
Die Cockabooras verscherzen es sich mit uns dagegen. Ein Vogel sitzt auf einem Ast nur wenige Meter von unserem Tisch entfernt. Darauf befinden sich allerlei Leckereien, von denen er offensichtlich gerne etwas abhaben würde. Das wollen wir mit aller Macht verhindern. Nahrung für Menschen ist schlicht nicht geeignet für Wildtiere. Darüber hinaus haben wir nichts zu verschenken.
Cecil sieht sich dem Vogel für einen Moment alleine gegenüber. Sarah ist hinten am Kofferraum. Doch unser Toast droht zu verbrennen. Es muss dringend gewendet werden. Cecil steht auf und geht zum Gaskocher. Damit kann er nicht mehr den gesamten Tisch verteidigen. Der Cockaboora nutzt seine Chance. Es braucht nur den Bruchteil einer Sekunde, in der er sich eine halbe Scheibe Salami mopst. Cecil hat keine Chance. Immerhin bleibt ihm noch die andere Hälfte der Wurst. 
 

 

Abgesehen von dem aufgeweckten Federvieh ist heute nichts weiter los auf dem Platz. Das sollte uns den Abschied erleichtern. Nachdem wir den Abwasch erledigt haben, packen wir Zelt und Awning ein. Zu guter Letzt stapeln wir die übrig gebliebenen Latten im Kofferraum. Dann kann es losgehen. Um kurz nach 10 Uhr sind wir unterwegs. Allerdings müssen wir bereits nach wenigen Metern nochmal stoppen. Vom Rad vorne links kommen laute Geräusche. Ein Kratzen oder eher eine Knarzen. Cecil inspiziert den Reifen kann aber nichts entdecken. Wahrscheinlich sind es schlicht die Bremsen, die langsam den Geist aufgeben. Wir sollten alsbald einen Termin für einen Wechsel der Klötze machen. 
Kurz bevor wir den Park erreichen, legen wir sicherheitshalber einen Tankstopp ein. Koby's Verbrauch ist weiterhin unvorhersehbar, daher gehen wir lieber kein Risiko ein. Sarah erklärt sich bereit das Bezahlen zu übernehmen. Dazu muss sie in den Laden, etwa zwanzig Meter von der Zapfsäule entfernt, gehen. Diesen darf sie jedoch nicht betreten, wenn sie sich vorher nicht per App eingecheckt hat. Manuell auf einem Blatt Papier geht das hier nicht. Sie muss also nochmal zum Auto, um ihr Handy zu holen. Dabei trägt sie die ganze Zeit eine Maske. Für uns ist das noch ziemlich ungewohnt und dementsprechend nervig. Wir hoffen der Spuk hat ein Ende, sobald wir die Grenze nach New South Wales passiert haben. 
Als erstes queren wir jedoch die Grenze zum Wilson Promontory Nationalpark. Hier bessert sich unsere Laune direkt. Schon auf den ersten Metern auf unserem Weg zum Mount Oberon sichten wir die ersten Kängurus. Auf dem Parkplatz angekommen, können wir endlich unseren angehäuften Müll entsorgen. Zu unserer Freude findet sich sogar eine Recycling-Tonne. Nur das Wetter zeigt sich mittlerweile nicht mehr ganz nach unserem Geschmack. Nachdem es den gesamten Vormittag über herrlich sonnig war, zieht es ausgerechnet jetzt zu. Der Gipfel des Mount Oberon ist bereits in den Wolken verschwunden.
 
 
Da der Weg dorthin langweilig sein soll, lohnt es sich nur der Aussicht wegen. Aktuell macht es daher für uns keinen Sinn, die Wanderung anzugehen. Wir disponieren also um und steuern stattdessen den Norman Point an. 
Die angrenzende Norman Bay erreichen wir schon nach wenigen Minuten. Der Strand hier ist ganz schön. Eigentlich. Bei dem aktuell grauen Wetter wirkt die Szenerie irgendwie kalt und wenig einladend. Echt schade. Aber wir hatten auch keinen Tag am Strand geplant. Weiter geht's. Über einen schmalen Pfad, der uns durch ein lichtes Waldgebiet führt, steigen wir einen küstennahen Hang hinauf. Das wird bald anstrengender als gedacht. Der Weg führt stetig bergauf, wird zunehmend steiler und beinhaltet oft hohe Stufen. Wir können nur hoffen, dass sich der Aufwand am Ende bezahlt macht. 
 



 
Über den gesamten Weg verteilt stoßen wir auf die Hinterlassenschaften der hier ansässigen Wombats. Es wäre doch gelacht, wenn wir heute keinen zu Gesicht bekommen. Zunächst wartet aber die Aussicht vom Norman Point auf uns. Diese enttäuscht uns ehrlicherweise ein wenig. Man sieht lediglich den endlosen Ozean und ein paar sehr kleine Inseln vor der Küste. Viel mehr ist nicht zu entdecken. 
 
 
Wir drehen daher recht schnell wieder um. Nachdem wir den Hang hinter uns gelassen haben, wandeln wir den restlichen Rückweg etwas ab. Statt auf bekannten Pfaden, laufen wir jetzt über den Strand zurück. Der Sand ist angenehm hart und wir sind ganz allein mit dem Meer.
 


 

Wir kommen auf dem Campingplatz heraus, der sich rund um das Besucherzentrum und den Parkplatz erstreckt. Der ist wahrlich gigantisch. Es stehen 484 Stellplätze zur Verfügung. Viele davon sind bereits auf Jahre von Dauercampern gebucht. Die anderen werden zur Hauptsaison über ein Losverfahren vergeben. Zu dieser Zeit muss das hier die Hölle sein. Momentan ist jedoch alles leer. Kein Wunder, so kurz vor dem Winter. Da derzeit keine Gäste vor Ort sind, lässt auch die Pflege des Platzes zu wünschen übrig. Während wir hoffen ungefähr in Richtung Parkplatz zu laufen, müssen wir immer wieder über umgestürzte Bäume klettern. An einer Stelle ist die gesamte Treppe unter Ästen und Gestrüpp begraben. Nur mit größter Mühe können wir dieses Hindernis meistern. Bald darauf erreichen wir endlich Koby. Bis zum Norman Point und zurück waren es sieben Kilometer, die wir in 1:50 Std. zurückgelegt haben. Eine schöne Wanderung zum warm werden. 
Bevor es weitergeht, ist es Zeit für das Mittagessen. Standardmäßig gibt es Salami-Sticks und Dips. Einzig die Cracker sind uns ausgegangen, weswegen wir auf Knäckebrot umschwenken müssen. Das gefällt uns gar nicht. Wir müssen dringend wieder Cracker ranschaffen. Trotzdem können wir einigermaßen gestärkt überlegen, wie es von hier aus weitergeht. Mount Oberon ist noch immer von Wolken umschlossen. Vielleicht ist das Wetter morgen besser für eine Besteigung. Allerdings sind alle Plätze außerhalb des Nationalparks geschlossen und hier vor Ort schlägt eine Nacht mit unverschämten 34$ zu buche. Was hier wohl in der Hauptsaison aufgerufen wird? Wir wollen es gar nicht wissen. Außerdem ist die Wettervorhersage für morgen nicht gerade vielversprechender. Es gilt eine Entscheidung zu treffen. Die fällt gegen den Mount Oberon aus, dafür zugunsten zweier anderer Wanderungen, die wir noch heute machen wollen. Den Wilsons Promontory Nationalpark erkunden wir zwangsläufig im Schnelldurchgang.
Wir befanden uns bisher im südlichen Teil des Parks. Jetzt geht es in die nördliche Sektion. Eine durchaus attraktive Strecke, denn bereits unterwegs sehen wir zwei Wombats, die am Straßenrand grasen. Auf der Gravelroad, die uns zum Parkplatz bringt, von dem aus unsere nächste Wanderung startet, warten sogar noch mehr auf uns. Höhepunkt ist aber ein Wombat Joey. Wir kriegen sogar die Chance ein paar Aufnahmen zu machen, bevor der Kleine und seine Mama die Flucht ergreifen. Wir könnten kaum glücklicher sein. Die kleinen Tiere sind einfach zum dahinschmelzen. 
 



 
Ziel unserer nächsten Wanderung ist der Vereker Outlook. Der Weg dorthin erweist sich anstrengender als gedacht. Andererseits müssen wir das Tempo hochhalten. Es ist bereits halb drei, als wir aufbrechen. Größtenteils führt der Pfad durch einen Waldgebiet. Banksia und Grasbäume prägen die Landschaft. Letztere machen sich scheinbar einen Spaß daraus, uns mit ihren nadelartigen Blättern zu pieksen. Wir sind ordentlich am Pumpen, als wir den Aussichtspunkt erreichen. Für die drei Kilometer dorthin haben wir aber auch kaum mehr als 35 Minuten benötigt. Und das bei einer brutalen Steigung. Die offiziellen Schilder raten mindestens eine Stunde für den Aufstieg einzuplanen. Egal, wie lange man benötigt, der Aufstieg lohnt sich in jedem Fall. Man hat Blick über den Wald, eine Bucht und die vorgelagerten Inseln. Auch wenn die Beschreibung nicht groß von der vom Norman Point abweicht, ist es ein meilenweiter Unterschied. Schaut euch einfach die Fotos an und seht selbst. 
 


 


Aus südlicher Richtung schieben sich dicke Regenwolken in unsere Richtung. Wir sehen zu, schnellstmöglich zurück zum Parkplatz zu kommen. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, treffen wir noch ein Känguru. Kein Wunder, jetzt wo die Sonne langsam untergeht. Da kommen sie langsam alle aus ihren Verstecken. Um halb vier sind wir zurück bei unserem treusten Gefährten. 
 
 
Jetzt müssen wir uns wirklich ranhalten, denn der Prom Wildlife Walk steht zum Abschluss auf unserem Programm. Den Kommentaren bei Wiki-Camps nach wimmelt es dort in den Abendstunden vor Kängurus, Emus und Wombats. Das können wir uns nicht entgehen lassen. 
Auf derm Weg zum Startpunkt ist auch schon tierisch viel los.
 


 
Schon als wir auf den Parkplatz einbiegen, sichten wir den ersten Wombat. Auf der angrenzenden Wiese befindet sich ein weiterer. Der hat ein ziemlich lustig geformtes Hinterteil. Es wirkt fast schon menschlich. 
 

 




Auf dem weiteren Weg, ziehen die Kängurus unsere Aufmerksamkeit auf sich. Manche wurden mit Marken am Ohr versehen. Andere tragen Halsbänder in den unterschiedlichsten Farben. Das alles dient einem Umweltschutzprojekt, in dessen Rahmen die Verbreitung der Kängurus erforscht wird und welche Umweltfaktoren damit im Zusammenhang stehen. Wir finden, es sieht einfach nur witzig aus.  







Etwas abseits des Pfades entdecken wir drei Emus. Wir versuchen ihnen daraufhin den Weg abzuschneiden, um möglichst gute Bilder zu bekommen. Vor einer Wiese, auf denen bereits etliche Kängurus grasen, platzieren wir uns. Wenn wir Glück haben, kommen sie gleich direkt auf uns zu. Tatsächlich taucht wenig später der erste Emu auf dem Feld auf. Die Beuteltiere vor Ort schrecken daraufhin auf und rotten sich gegen die Emus zusammen. Die übernehmen die Wiese aber trotzdem ganz entspannt und fressen friedlich in der Sonne. In dem Bewusstsein, dass es besser nicht werden kann, gehen wir zurück. 
 

  

Als wir wieder im Auto sitzen, ist es fast 17 Uhr. Die letzten Sonnenstrahlen erleuchten den Horizont. Jetzt gilt es so schnell wie möglich unseren Stellplatz für die kommende Nacht zu erreichen. Dabei handelt es sich um eine einfache Rest Area. Wir erreichen sie nach gut dreißig Minuten Fahrt und zum Glück ohne Zwischenfall. Bei dem Platz handelt es sich lediglich um einen Schotterweg ziemlich nah an der Hauptstraße. Im Dunkeln ist es dazu sehr schwer eine geeignete Fläche auszumachen. Nur durch Zufall stoßen wir auf einen Pfad, der uns erlaubt noch etwas weiter weg von der Straße zu parken. 
Erste Amtshandlung, noch bevor wir das Zelt aufbauen, ist es die Thermo-Unterwäsche anzuziehen. Es wird schnell frisch hier, sobald die Sonne untergegangen ist. Dann gibt es das Abendessen. Wir machen uns die Reste von vorgestern warm. Dieses Mal landen Kartoffelbrei, Würstchen und Gemüse zusammen mit der Sauce in einem Topf. Nur kurz aufwärmen. Fertig. Uns schmeckt es. Während wir essen, unterhalten wir uns ein wenig. Leider ist das gar nicht so leicht, denn auf dem Highway ist noch immer einiges los. Wir hoffen, dass es sich dabei um die Rushhour handelt und es später deutlich weniger wird. 
Den Abwasch übernimmt Sarah heute in Eigenregie. Cecil kümmert sich derweil darum etwas Wasser umzufüllen. Alle unsere Flaschen sind leer. Es ist daher Zeit den großen 15-Liter-Kanister herauszuholen und aus diesem unsere Flaschen zu füllen. Am Ende haben wir unsere Aufgaben zeitgleich bewältigt. Cecil beginnt anschließend direkt damit die Stichpunkte von heute zu schreiben. Planmäßig wollen wir heute etwas früher ins Bett. Sarah möchte noch etwas an den Fotos arbeiten. Doch viel Zeit hat sie dafür wohl nicht. Ohne unser Zutun hat der Akku des Laptops seit der letzten Benutzung 30% Ladung verloren. Sie schafft es immerhin noch einen Tag zu posten. Die aktuelle Serie bleibt damit ungebrochen. Anschließend versucht Sarah noch Bilder für eine weitere Postkarte herauszusuchen. Dafür wird sie aber noch mehr Akku brauchen. Bei den tausenden, tollen Tierbildern von Tasmanien wird die Auswahl noch ein wenig dauern. Ob da überhaupt noch Platz für die ebenso fantastischen Landschaftsbilder ist, bleibt abzuwarten. 
Um kurz nach 19 Uhr ist Feierabend. Zwar hat Cecil gerade mal zwanzig Minuten geschrieben, die Finger sind trotzdem jetzt schon steif gefroren. Es reicht für heute. Wir gehen ins Zelt und schauen dort drei Folgen The Good Doctor. Darin eingeschlossen ist ein sehr emotionales Finale der ersten Staffel. Eigentlich wollten wir danach auch aufhören, aber wir mussten unbedingt wissen, wie es weitergeht. Uns gefällt die Serie in jedem Fall noch immer sehr gut. 
Anschließend müssen wir nochmal all unsere Kräfte sammeln und uns zum Zähneputzen aufraffen. Besser gesagt dazu, für genanntes Vorhaben noch einmal das Zelt zu verlassen. Gegen halb elf sind wir zurück unter unseren wärmenden Decken. Plan war heute etwas früher zu schlafen. Also versuchen wir das auch. Süße Träume. 

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