18.06., Freitag: Log Crossing - Eis oder kein Eis
Punkt 06:30 Uhr klingelt der Wecker. Im Grunde sind wir direkt wach, bleiben aber trotzdem noch kurz liegen. Sarah öffnet eine Rätsel-App und wir quizzen zusammen. Anschließend sichten wir ein weiteres Mal die Fotos, die wir auf Tasmanien aufgenommen haben. Langsam aber sicher steht die Auswahl der Motive für die nächste Postkarte.
Draußen ist es heute nicht zu kalt, aber es weht eine unangenehm starke Brise. Kurz nachdem wir mit dem Frühstück begonnen haben, kommt der Regen dazu. Wir flüchten unter das Zelt, werden aber trotzdem nass. Der Wind treibt die Tropfen horizontal über das Land. Unsere Laune droht zu kippen. Nicht nur das miese Wetter, auch die Aussicht auf die kommenden Tage, erfüllt uns nicht gerade mit Freude. Es gibt viel Organisatorisches zu klären. Das macht unter solchen Umständen natürlich noch weniger Spaß. Aber noch versuchen wir positiv zu bleiben.
Nachdem wir fertig sind und alles verstaut haben, hört der Regen auf. Da hat sich Petrus wieder mal einen Scherz mit uns erlaubt. Es geht zunächst in die Stadt Sale. Das ist bei genauerer Betrachtung ein wirklich witziger Name. Schaut man online nach, enden alle Geschäfte dort auf Sale, dabei veranstalten die meisten aktuell gar keinen Ausverkauf.
Unterwegs setzt erneut der Regen ein. Bei Supercheap Autos besorgen wir einen Tankzusatz für Koby. Nachdem auch eine mehrfache Reinigung des Ventils nicht den gewünschten Effekt gebracht hat, ist das unsere letzte Chance. Hilft das nicht, muss ein Ersatzteil besorgt werden. Im Baumarkt schauen wir wieder einmal nach dem begehrten “Fibrefix”. Damit wollen wir die Risse im Zeltboden verschließen. Leider ist es hier ausverkauft. Eine schnelle Recherche ergibt, dass es auch in der nächsten Stadt nicht auf Lager liegt. Das Projekt muss zwangsläufig abermals verschoben werden. In einem Coles um die Ecke besorgen wir noch schnell eine der kostenlosen Zeitschriften mit Rezepten. Die letzte Ausgabe hatte einige gute beinhaltet. Zum Einkaufen selber bleiben wir trotzdem Woolworths treu. So weit sind wir jetzt aber noch nicht. Erst besorgen wir noch etwas Bargeld und dann müssen wir etwas gegen unsere knurrenden Mägen tun. Es ist schon Mittagszeit.
Doch es gibt ein Problem. So richtig wissen wir gar nicht, worauf wir Lust haben. Im Kofferraum haben wir lediglich noch Chips und Cracker. Dann kommt uns eine Idee. Schon seit einigen Wochen wollen wir ein Eis von McDonald's essen, eine Sonderedition mit Keksstückchen und Schokosauce. Doch alle Filialen, die wir seitdem aufgesucht haben, hatten keine Eismaschine. Vielleicht werden wir in Sale endlich fündig? Sarah versucht das im Vorfeld online herauszufinden. Aber das Internet spielt total verrückt. Mittlerweile sind wir dermaßen unterzuckert, dass wir keine Rücksicht mehr aufeinander nehmen. Es zählt jetzt nur noch etwas Essbares zu finden. In der Folge geraten wir ein wenig aneinander. Man könnte sagen die Stimmung danach ist eisig.
Ohne uns geeinigt zu haben, entscheidet Cecil zunächst unsere Wasservorräte aufzufüllen. Dafür fahren wir zum Hafen. Als wir dort ankommen, regnet es besonders stark. Um der frostigen Atmosphäre im Innenraum zu entkommen, steigt Cecil trotzdem aus. Völlig durchnässt, steigt er wieder ins Auto, nachdem zumindest die Flaschen gefüllt sind. Der große Kanister im Kofferraum muss erstmal warten.
Eine halbe Stunde lang beschäftigt sich Sarah damit Korrektur zu lesen. Cecil schneidet Videos für die kommenden Posts. Danach raufen wir uns wieder zusammen. Das Kriegsbeil ist begraben und wir können zum Wesentlichen zurückkehren. Was essen wir? Wir haben noch ein Fertigessen dabei, welches lediglich aufgekocht werden muss. Aber selbst das erscheint uns bei dem Wetter unmöglich. Am Ende gibt es eine halbe Birne, die von heute morgen übrig geblieben ist, und einen Müsliriegel. Fürs Erste muss das reichen. Als nächstes geht es in die Bibliothek.
Im Gebäude finden wir einen halbwegs geeigneten Platz. Es sind nicht so viele Steckdosen vorhanden, wie wir benötigen. Aber immerhin für die essentiellen Geräte reicht es. Sarah legt sofort mit dem Posten los. Um diese auch veröffentlichen zu können, braucht sie noch die Videos von Cecil. Der ist gerade noch dabei besagte Clips mit Musik zu hinterlegen. Das Wlan erreicht sein Handy nur sporadisch. Die Verbindung kommt und geht. Erst als Sarah ihm einen Hotspot bereitstellt, kann er seine Arbeit machen. Beim Produzieren sorgt dann der Akku für Probleme. Der Prozess verbraucht mehr Energie als über die Steckdose reinkommt. Mit nur noch drei Prozent Ladestand schiebt er die Videos auf einen USB-Stick. Was für ein Stress.
Immerhin zwei Tage kann Sarah ins Netz stellen. Nebenbei aktualisieren wir sämtliche Apps und Offline-Karten. Natürlich ist auch Zeit neues Futter für unsere Seriensucht zu besorgen. Als letztes kümmert sich Sarah um die Postkarte von Tasmanien. Danach reicht es uns. Zwar ist noch nicht alles komplett aufgeladen und wir haben längst nicht das Gefühl, alles erledigt zu haben, aber wir halten es keine Minute länger hier aus. Die Stunden in den Bibliotheken waren noch nie wirklich angenehm. Mit der Atemschutzmaske ist es aber nochmal deutlich unbequemer.
Zurück im Freien hat es gnädigerweise aufgehört zu regnen. An der nächsten Tankstelle füllen wir den besorgten Zusatz ein und geben etwas Benzin oben drauf. Der Verbrauch lag zuletzt bei 15,35 Litern. Ein sehr guter Wert, aber Sarah meint direkt, das sei nicht gut. Und damit hat sie recht. Denn bei genauerer Betrachtung könnte das bedeuten, dass nicht das EGR-Ventil für die “Check Engine” Lampe verantwortlich ist. Ein beunruhigender Gedanke. Aber abgesehen von der Lampe, scheint es Koby gut zu gehen. Kein Grund also in Panik zu verfallen. Wir lösen das Problem schon noch.
Für die nächste Übernachtung haben wir einen Platz in der Nähe von Lake Entrance gefunden. In der gleichnamigen Stadt am See können wir morgen dann einkaufen gehen. Sogar eine kostenlose Dusche soll es dort geben. Wenn wir uns ranhalten, schaffen wir es vielleicht auch noch Wäsche zu waschen.
Bis zum Campingplatz sind wir mehr als eine Stunde unterwegs. Das letzte Stück führt über eine Gravelroad durch den Wald. Das Gebiet wirkt vom Regen aufgeweicht und matschig. Es macht zum Glück nur den Anschein. Auf dem Platz ist alles recht trocken und hart. Im Grunde handelt es sich um eine Picknick-Area. Die maximale Aufenthaltsdauer ist deswegen auf 24 Stunden begrenzt. Für uns aber kein Problem. Morgen früh geht es direkt weiter. Wir finden eine ebene Stellfläche mit einer Feuerstelle in der Nähe. Bisher haben wir den Platz für uns allein.
Während Sarah in die Sportsachen wechselt, geht es für Cecil direkt in die warmen Klamotten. Die Ränder der Feuerstelle sind gepflastert. Perfekt für Sarah, um ihre Matte darauf auszubreiten. Cecil sucht derweil nach geeignetem Feuerholz. In den anderen Feuerstellen wurde leider nichts zurückgelassen. Die Äste in der Umgebung sind alle total nass. Bevor Cecil das Suchgebiet ausweitet, entscheiden wir heute Abend auf ein Feuer zu verzichten. Wir haben ohnehin keine große Lust heute lange draußen im Kalten zu sitzen.
Mit der neu gewonnenen Zeit widmet sich Cecil dem Kofferraum. Die Holzlatten sind aktuell noch alles andere als optimal dort verstaut. Das Problem ist schnell gelöst.
Danach beginnt Cecil das Zelt für den Aufbau, so weit es alleine geht vorzubereiten. Eine paar Minuten später ist Sarah mit ihrem Workout fertig und packt mit an. Nachdem das Zelt steht, beginnen wir mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Uns schmeckt das One-Pot-Gericht aus Kartoffelbrei, Gemüse und gebratenen Würstchen abermals sehr gut.
Wir sind gerade mit dem Essen fertig, da setzt Nieselregen ein. Mit dem Abwasch beeilen wir uns daher lieber. Wer weiß, ob der Regen bald noch stärker wird? Unter dem Zelt sind wir dieses Mal immerhin davor geschützt. Der Wind ist eingeschlafen. Trotzdem ist es jetzt natürlich noch ungemütlicher draußen. Nach ein paar Minuten des Überlegens, zieht Sarah daher ins Zelt um und Cecil geht ins Homeoffice.
Oben im Bett stöbert Sarah zunächst in einer Zeitschrift von Woolworths nach neuen Rezeptideen. Nach ein paar gelösten Nonogrammen liest sie ihr Buch weiter. Cecil kümmert sich als erstes um die Stichpunkte von heute. Um kurz vor elf ist er dann mit zwei weiteren Tagen für den Blog fertig.
Als er nach einer Folge seiner Serie um kurz vor Mitternacht ins Zelt kommt, ist Sarah noch wach. Geschlagene drei Stunden hat sie versucht einzuschlafen. Cecil dagegen gleitet schon nach wenigen Minuten ins Reich der Träume. Jetzt klappt es auch bei ihr fast. Doch genau in diesem Moment setzt ein heftiger Schauer ein. Das Prasseln der Regentropfen auf dem Dach ist extrem laut. Erst mit Ohropax kann Abhilfe geschaffen werden. Dann schläft auch Sarah endlich ein.
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