14.06., Montag: Bear Gully Campground - Vor- und Nachteile von Regen und Sturm

In gewohnter Manier regnet es, als wir vom Wecker aus dem Schlaf geholt werden. Wir sind wenig motiviert, da jetzt rauszugehen. Erst nachdem es ein paar Tropfen weniger geworden sind, können wir uns aufraffen. Während wir frühstücken, beginnt es dann aber schon wieder zu schütten. 
 

 
Bei unserer ohnehin schon schlechten Laune, ist das Folgende ziemlich ungeschickt von uns. Wir beginnen Themen wie den bevorstehenden Autoverkauf zu besprechen. Davor muss Koby noch einmal in die Werkstatt und die Anzeige will auch erst noch vorbereitet werden. Die Aussicht darauf deprimiert uns. Endlose Stunden, die wir mit der Recherche und Arbeiten im Internet verbringen werden, warten auf uns. Voraussichtlich sitzen wir dabei in muffigen Bibliotheken, in denen es meistens auch noch eiskalt ist. Wir werden beide emotionaler, als wir uns vorgenommen hatten. In der Folge geraten wir sogar ein wenig aneinander. Immerhin reden wir uns beide ein paar Dinge von der Seele. Wir vertagen das Thema trotzdem zunächst. Noch hat das Zeit. 
Nachdem der Abwasch erledigt und das Zelt eingepackt ist, machen wir uns um 11 Uhr auf den Weg. Noch haben wir keinen Plan, womit wir den heutigen Tag verbringen. Inspiration wollen wir uns im Besucherzentrum in Foster holen. Ein paar Minuten später sind wir auch schon da. Ein Schild an der Tür weist darauf hin, dass die Information nur für Einheimische geöffnet ist. Wir wagen uns trotzdem hinein. Maske auf und los geht es. Tatsächlich werden wir auch nicht direkt wieder herausgebeten. 
Die Dame hinter dem Schalter fragen wir als erstes nach dem Wilson Promontory NP. Sie schaut daraufhin im Internet nach. Auf der entsprechenden Seite haben wir auch unsere Informationen her. Es gibt daher nichts Neues. Der Park soll am 16.06. wieder eröffnen. Wir hatten gehofft, dass man hier über Insiderinformationen verfügt, aber dem ist nicht so. Dafür bekommen wir noch interessante Plätze in der Umgebung empfohlen. Die Agnes Falls klingen schön und liegen auf unserem Weg. Da wollen wir vorbeischauen. 
Im gesamten Stadtgebiet von Foster wird kostenfreies Wlan zur Verfügung gestellt. Wir suchen uns daher noch ein Plätzchen und nutzen das Angebot. Online schauen wir nach weiteren Nationalparks in der Umgebung. Wir werden schnell fündig, doch fast alle Parks sind momentan geschlossen. Jüngst wurde die Region Opfer von Buschbränden und Überflutungen. Es ist langsam zum verrückt werden. Als wäre Corona nicht schon genug gewesen, kommen uns auch noch Überflutungen, Buschfeuer in die Quere. 
Unterwegs zu den Agnes Falls kommen wir an einem Lookout vorbei. Von diesem aus hat man eine schöne Sicht über die Hafenstadt Port Franklin. Dahinter erstreckt sich eine Bucht. Das Wasser scheint heute spiegelglatt. Am Horizont können wir den Wilson Promontory NP erkennen. So nah und doch so fern. 
 
 
Über schmale und sehr kurvige Landstraßen geht es anschließend bis zum Parkplatz am Wasserfall. Da ist ganz schön was los. Wir entscheiden daher zunächst Mittag zu essen. Mit etwas Glück ist es danach etwas leerer. 
Die anderen Touristen tun uns diesen Gefallen leider nicht. Immer mehr Autos kommen an. Es ist früher Montagnachmittag und der Parkplatz läuft über. Muss hier keiner arbeiten? Immerhin entschädigt der imposante Wasserfall. Der viele Regen in den vergangenen Tagen hatte halt auch seine Vorteile. Von mehreren Aussichtspunkten kann man den Agnes Fall bestaunen. Natürlich müssen wir an jedem zunächst warten, bis die anderen Menschen weiterziehen. Von einem Pärchen macht Sarah auf Nachfrage sogar ein Foto. Trotzdem geben sie die Plattform danach nicht frei. Dazu haben sie einen riesigen Hund dabei, der natürlich sehr an Sarah interessiert ist. Wir sind heilfroh, dass der Trubel hier eine Ausnahme für uns ist. Es ist nicht normal, wie viel hier los ist. 
 

 
Vom Picknick-Bereich aus möchte Cecil Alli abheben lassen. Wir hatten zwar schon gute Aussichten, doch ein Großteil des Wasserfalls blieb uns vermutlich verborgen. Weit kommt die kleine Drohne allerdings nicht. Die Fernbedienung weist auf einen Fehler an einem der Motoren hin. Schnellstmöglich wird Alli zurückgeholt. Äußerlich sieht alles gut aus. Cecil zieht die Schrauben nach und startet erneut. Alli ist schnell auf 100 Metern Höhe und schwebt 200 Meter von uns entfernt über dem reißenden Fluss. Da wird erneut ein Motorenfehler angezeigt. Zum Glück kann die Drohne abermals heil zurück gesteuert werden. Dieses Mal folgt Cecil der offiziellen Anweisung und wechselt die Rotorblätter an dem entsprechenden Motor. Das Problem ist daraufhin behoben und endlich landen die erhofften Aufnahmen im Kasten. 
 
 


Bis zu dem Campingplatz, den wir uns bereits heute morgen herausgesucht haben, sind es von den Agnes Falls zwanzig Minuten mit dem Auto. Der letzte Teil führt uns über eine einspurige Gravelroad an einem Hang entlang. 800 Meter bevor wir unser Ziel erreichen, ist dann aber plötzlich kein Durchkommen mehr. Ein entwurzelter Baum liegt quer über der Fahrbahn. Zwei Motorradfahrer sind gerade dabei sich am Rand vorbeizuquetschen. Den Spuren im Schlamm nach haben auch schon Autos die Stelle passiert. Das Risiko stecken zu bleiben oder sich einen fetten Kratzer einzufahren, ist uns jedoch zu hoch. Wir kehren um.
Zurück an der Hauptstraße schnappen wir uns das Tablet und schauen nach einer Alternative. Ein Platz liegt eine halbe Stunde von uns entfernt. Allerdings befindet dieser sich in vermeintlich ähnlichem Gelände. Die Gefahr, dass auch dort die Sturmschäden noch nicht beseitigt wurden, ist groß. Am Ende entscheiden wir erneut etwas Geld in die Hand zu nehmen und zurück zum Bear Gully Campground zu fahren. Da wissen wir wenigstens, woran wir sind. 
Auf dem Platz ist das Sammeln von Feuerholz untersagt. Wir halten daher an einer Tankstelle und kaufen einen 15 kg Sack für 15$. Die Scheite sind nicht ganz so dick, so dass wir dieses Mal keine Probleme beim Verfeuern haben sollten. Als wir eintreffen, ist das Camp noch so gut wie leer. Wir nehmen uns die Zeit und inspizieren alle freien Flächen nochmals. Auf einem stoßen wir auf einen riesigen Berg Holzlatten. Die sind sogar relativ trocken und praktischerweise direkt neben einer Feuerstelle abgeladen worden. Den Platz nehmen wir. Heute haben wir einen Hauch Empfang und können von hier aus online buchen. 
Etwas überrascht müssen wir feststellen, dass es bereits kurz vor 17 Uhr ist. Lange dauert es nicht mehr, dann ist es dunkel. Sarah beginnt trotzdem noch ein schnelles Workout. Dagegen lässt Cecil es wieder ruhiger angehen. Er möchte mal wieder ein Nonogram lösen. Wenn er nur wüsste, wo wir den Bleistift hingepackt haben. Nachdem fast jede Kiste durchsucht wurde, taucht er endlich auf. Jetzt aber fehlt der Anspitzer. Um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, spitzt Cecil das Schreibgeräte kurzerhand mit einem Messer an. Das klappt mehr schlecht als recht und so nimmt er am Ende doch einen Kugelschreiber. Es ist absehbar, dass für das Rätsel jetzt kaum noch Zeit bleibt. Die Tücken des Alltags. 
Während sich Cecil versucht auf das Nonogram zu konzentrieren, wird er immer wieder von einem verdächtigen Rascheln abgelenkt. Es klingt, als würden Kakadus im Baum über ihm sitzen und an Samen knabbern. Nachdem es auch nach über zehn Minuten kontinuierlich weiter raschelt, will er der Sache auf den Grund gehen. Vögel kann er allerdings keine entdecken. Dafür etwas mit grauem Fell. Für einen Fuchskusu wäre es aber doch noch etwas zu hell. Cecil umkreist das Fellknäuel und dann erkennt er was es ist. Ein Koala!
Sarah unterbricht sofort ihr Workout, als sie Cecils Aufregung mitbekommt. In dem Baum direkt an unserem Camp, sitzt das ausgewachsene Tier in einer Astgabel. Gelegentlich wirft es uns einen verschlafenen Blick zu. Größtenteils scheint es zu dösen. Leider können wir im abendlichen Zwielicht schon jetzt kaum noch etwas erkennen. Hoffentlich ist das Tier morgen früh noch da. 
 

 
Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, zieht sich Sarah oben um. Cecil kümmert sich derweil schon um das Lagerfeuer. Es dauert nur ein paar Minuten, bis es ordentlich brennt. Da wir noch keinen großen Hunger haben, quatschen wir noch ein wenig. Aber nach einer weiteren halben Stunde, ist es Zeit für Burger. Wie schon gestern sind sie nicht perfekt, aber immer noch sehr lecker. Wir wollen gerade in die zweite Runde gehen, da setzt sich der Koala in Bewegung. Allerdings geht es nur einen Ast abwärts. Dort setzt er sich wieder. Es wäre so cool, wenn er über Nacht dort bleibt. Wir sind gespannt. 
 


 

 

Den Abend verbringen wir am Lagerfeuer. Unsere Akustik-Cover-Playlist läuft und wir singen lautstark mit, wenn uns danach ist. Den Koala stört das zum Glück nicht weiter. Es gesellen sich noch zwei kleine Possums zu unserer illustren Runde. Die sind erstaunlich aktiv. Es wird geklettert und von Ast zu Ast gesprungen. Witzigerweise scheinen die beiden wie der Koala Eukalyptusblätter zu essen. Aber es ist genug für alle da. Zu späterer Stunde kommt sogar ein Wombat vorbei. Es könnte wohl kaum besser sein. 
 



 

Um 23 Uhr machen wir Feierabend und gehen ins Bett. Sarah löst ein Sudoku. Cecil nimmt sein Buch zu Hand. Er behauptet noch gar nicht müde zu sein, schafft dann aber kaum drei Seiten ohne wegzunicken. Besser wir machen das Licht aus und schlafen.

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