10.06., Donnerstag: Highcountry Overnight - Wombats im Cradle Mountain National Park

Um 07:15 Uhr verlassen wir den Schutz unserer kuscheligen Decken. Draußen ist es dann gar nicht so ungemütlich, wie wir befürchtet hatten. Kein Regen und kaum Wind. Nach den vergangenen Tagen ist das schon als sehr gutes Wetter zu bezeichnen. 
 
 
Frühstück und Einpacken geht unter diesen Bedingungen angenehm schnell. Es ist gerade einmal viertel vor neun, als wir uns auf den Weg machen. Auf halber Strecke liegen einige Wasserfälle. Die wollen wir mitnehmen, bevor es in den Cradle Mountain NP geht. 
Der Wanderweg zu den Wasserfällen beginnt an einer Touristen-Unterkunft. Wilderness Lodge, nennt sich diese. Allein aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage hat sie diesen Namen verdient. Die einzige Zufahrt erfolgt über eine Gravelroad, die sich in einem erbärmlichen Zustand befindet. Immer tiefer führt sie uns in den Wald. Die “Check Engine” Lampe geht wieder an, vielleicht nur durch das heftige Rütteln. Cecil kann gar nicht allen Schlaglöchern ausweichen. Wenige Meter vor dem Ziel wird derzeit eine neue Brücke errichtet. Wir sehen zunächst den riesigen Bagger, der die gesamte Straße blockiert. Allerdings wird uns sofort Platz gemacht. Einziger Haken: wir müssen den Fluss über die alte, extrem morsche Holzbrücke queren. Die Anfahrt zum Wanderweg ist damit eine der abenteuerlicheren gewesen. Wir sind gespannt auf die Wanderung. 
Laut einem Schild am Parkplatz können beide hiesigen Wasserfälle über den gleichen Pfad erreicht werden. Nach 1:45 Stunden sollten wir zurück bei Koby sein. Frohen Mutes marschieren wir los. Es dauert nur Sekunden bis der Weg fast senkrecht einen Berg hinauf führt. Davor hätte uns ruhig jemand warnen können. Der Puls droht schon bald durch die Decke zu gehen. Immerhin ist uns direkt ordentlich warm. 
Wir kommen zu einem weiteren Schild. Es weist uns den Weg zum ersten Wasserfall. So steil wie es bis hier bergauf ging, geht es ab hier bergab. Dazu ist der Boden matschig und von Wurzeln durchzogen. Wir müssen höllisch aufpassen, nicht auf unserem Allerwertesten zu landen. Das würde die Laune sicher in den Keller schicken. Doch wir erreichen die Champagne Falls ohne zu stürzen. 
Über die erste Stufe fällt das Wasser gute zehn Meter in die Tiefe. Eine ordentliche Höhe. Dazu ist die Umgebung märchenhaft. Zu einer Seite ragt eine kahle Klippe empor. Auf der anderen wächst das Dickicht des Waldes bis ans Flussufer heran. Nach dem ersten Fall schlängelt sich das Wasser an ein paar großen Felsen vorbei. Dahinter sind noch weitere kleine Wasserfälle entstanden, die man aber nur schwer einsehen kann. Cecil hat momentan sowieso nur Augen für seine GoPro. Die zickt mal wieder herum. Nachdem er den Akku gewechselt hat, geht sie gar nicht mehr an. Entweder ist sie jetzt endgültig kaputt oder er hat ausversehen einen leeren Ersatzakku mitgenommen. So oder so, ist es ärgerlich. Für den Moment muss wohl das Handy für Videoaufnahmen herhalten. 
 
 
 

Vom Wasserfall aus können wir nicht erkennen, wie der Weg weitergeht. Angeblich soll es sich um einen Rundwanderweg handeln. Wir folgen einem Trampelpfad, müssen aber umkehren, als die Vegetation zu dicht wird. Anscheinend müssen wir den rutschigen Hang wieder hinaufklettern. Zum Glück aber nicht bis ganz nach oben. Nach ein paar Metern stoßen wir auf ein Schild, welches wir beide auf dem Hinweg übersehen haben. Es führt uns auf den Weg zum zweiten Wasserfall. 
Direkt am Wasser entlang, laufen wir flussaufwärts. Es geht nicht mehr so steil voran, doch der Untergrund ist noch immer gefährlich matschig. Dazu ist es deutlich weiter als wir dachten. 
 

 
Doch am Ende erreichen wir die Bridal Vail Falls. Dieser ist fast doppelt so hoch wie der Champagne Fall. Dazu hat man von einer Brücke, die direkt vor dem Wasserfall über den Fluss führt, einen unvergleichlich guten Blick. 
 
 
Kurz bevor man die Brücke betritt, sind Cecil ein paar weitere Markierungen aufgefallen. Wir sind uns sicher, dass der Rückweg zum Parkplatz in der anderen Richtung liegt, doch wir sind neugierig. Cecil geht los und steht kurz darauf auf einem Pfad, der hinter den Wasserfall führt. Das lässt er sich natürlich nicht entgehen. Sarah steht noch immer auf der Brücke. Cecil steht jetzt hinter dem Fall. Verzweifelt versucht er die Aufmerksamkeit von Sarah zu erhalten, doch die tosenden Wassermassen übertönen seine Rufe. Er ist kurz davor aufzugeben, da sieht Sarah ihn doch noch und macht sich auf den Weg zu ihm. Wir machen etliche Fotos. Für eine Aufnahme geht Cecil so nah es geht an das Wasser und wird ordentlich nass. Doch das ist in dem Moment egal. So etwas erlebt man nicht alle Tage und es hebt definitiv unsere Laune.
 


 

Den Rückweg bestreiten wir über einen Firetrail, der meist bergab führt. Das ist nicht sehr angenehm für die Knie, aber deutlich weniger belastend als der Hinweg. Dazu geht es deutlich schneller. Insgesamt waren wir 5,3 km unterwegs. Die Zeitangabe hat gut gepasst, aber auch nur, weil wir uns an den Bridal Vail Falls verhältnismäßig lange aufgehalten haben. Die Rückfahrt hingegen, ist erneut kein Vergnügen. Unser treuer Koby lässt aber alles stillschweigend über sich ergehen. 
Gegen Mittag erreichen wir den Cradle Mountain Nationalpark. Der Parkplatz ist rappelvoll. Bevor wir uns unters Volk mischen, ist es aber sowieso zunächst Zeit für einen kleinen Snack. Währenddessen fahren leider kaum Touristen wieder ab. Hoffentlich verteilt sich das im Park ein wenig. Noch haben wir keine wirkliche Vorstellung, wie riesig das Schutzgebiet hier ist. Unsere Sorge, ständig von anderen Wanderern umgeben zu sein, ist jedenfalls unberechtigt. 
Im Besucherzentrum besorgen wir uns als erstes Tickets für den Bus. Die meisten Wanderungen starten am Dove Lake und der liegt 8 km hinter dem Visitor-Center. Mit einem gültigen Park-Pass ist das Ticket für uns kostenlos. Dazu ist die Anfahrt mit dem eigenen PKW nur schwer möglich, solange die Shuttle-Busse tagsüber unterwegs sind. Uns ist es mit dem Bus aber auch lieber. Koby hat sich durchaus mal eine kleine Pause verdient. Anschließend erkundigen wir uns noch nach der Gipfelbesteigung des Cradle Mountain. Die ist laut unserem Reiseführer ein Highlight. Man solle die Wanderung aber besser im Sommer angehen und selbst dann ist das Wetter dort oben oft unberechenbar. Deshalb fragen wir mal nach den aktuellen Bedingungen dort oben. Wir wollen nicht nochmal im Schneesturm enden. Der Mitarbeiter im Center gibt uns darüber hinaus nur wenige Infos. Auf den Gipfel und zurück dauert es zwischen 5-8 Stunden. Derzeit müsse man in höheren Lagen mit Schnee und Eis rechnen. Wir wollen uns das heute Abend nochmal genauer durch den Kopf gehen lassen. Für heute haben wir sowieso etwas anderes im Sinn. 
 
 
An der Bushaltestelle sind wir überraschend ganz allein. Alle 15 Minuten ist hier eine Abfahrt geplant. Wir müssen nur wenige Minuten warten, bis uns eines der Shuttle einsammelt. Die sehr nette Busfahrerin gibt uns während der Fahrt ein paar Informationen, was einen an den einzelnen Haltestellen erwartet. Am Ronny Creek soll man schon am Nachmittag gute Chancen haben Wombats zu sichten. Sollten wir es zeitlich nachher einrichten können, ist uns das sicher einen Versuch wert. 
Nach einer schönen Fahrt von etwa einer Viertelstunde Dauer, erreichen wir die Endhaltestelle, den Dove Lake. Am gegenüberliegenden Ufer ragt der Cradle Mountain majestätisch in den Himmel. Es reizt uns schon, seinen Gipfel zu erklimmen. Für heute geben wir uns aber mit einer Umrundung des Sees zufrieden. Dafür hätten wir uns durchaus etwas mehr Sonne gewünscht. Sie lässt sich immer nur gelegentlich blicken. Da muss man schnell sein mit dem Fotoapparat. 
 

 
Vom Glacier Rock aus genießen wir den herrlichen Blick über den See. Eingerahmt von eindrucksvollen Gipfeln und Gebirgsreihen ist die Natur hier wahrlich wie gemacht zum Wandern. Leider führt der Weg um den See anschließend oft durch dicht bewachsene Passagen. Nur selten erhascht man erneut einen Blick auf die wunderschöne Natur rund um uns. Vielleicht sind auch deswegen so wenig andere Wanderer auf diesem Pfad unterwegs. 
 
 

Nach etwas mehr als einer halben Stunde sind wir bereits zur Hälfte um den See herum. Von hier an haben wir oft freien Blick auf das Wasser. Dafür liegt der Cradle Mountain jetzt hinter uns. Die Aussicht ist also nicht unbedingt besser geworden. Gelegentlich drehen wir uns einfach um und schauen zurück. 
 

 

 
Kurz vor dem Ende des Weges stoßen wir auf ein kleines Bootshaus. Hier ist plötzlich alles voll mit Touristen. Sie alle drängen sich vor dem Schuppen, posieren vor Kameras oder schießen Selfies. Zugegeben hat das Bild etwas. Im richtigen Winkel hat man das Bootshaus und den Cradle Mountain auf einem Foto. Aber leider auch fünf bis zehn fremde Menschen. Das schreckt uns ab. Vielleicht finden wir die Szenerie morgen früh ungestörter vor.
Nach fast 1 ½ Stunden sind wir zurück an der Bushaltestelle. In einer kleinen Hütte stöbern wir durch das Besucherverzeichnis. Leider war heute keiner auf dem Gipfel des Cradle Mountain. Oder es ist noch niemand wieder zurück. In jedem Fall bekommen wir nicht den Anhaltspunkt, den wir uns erhofft hatten. Unserer Entscheidung, ob wir es wagen wollen, sind wir damit keinen Schritt näher gekommen. Immerhin können wir Fotos von Wanderkarten und detaillierten Wegbeschreibungen machen, die in der Hütte an den Wänden hängen. Das könnte später hilfreich sein. 
Mit dem nächsten Bus geht es zurück. Am Ronny Creek sichtet der Busfahrer schon von weitem einen Wombat. Wir hatten ihn ebenfalls bereits erspäht, doch nach seiner nett gemeinten Ansage, bleibt es wirklich keinem verborgen. Wie befürchtet steigen daraufhin deutlich mehr Menschen an der Station aus, als uns lieb ist. Doch als wir dem Wombat gegenüberstehen, vergessen wir die Massen um uns herum. Einen können wir recht ungestört beobachten. Der quirlige Kerl klettert kurz darauf sogar auf den Holzsteg, auf dem wir stehen. Ganz gemütlich passiert er den Weg und hüpft auf der anderen Seite zurück in das Gras. Herrlich.
 

 
In der Umgebung zählen wir gut und gerne acht weitere Wombats. Sarah kann gar nicht aufhören Fotos zu machen. Es ist aber auch schwer eine vernünftige Aufnahme zu bekommen. Meistens stöbern die Beutler mit gesenktem Kopf durch die hohe Wiese und fressen. Möchte man das Gesicht auf dem Bild haben, muss man schnell sein. Die Nahrungsaufnahme unterbrechen die braunen Fellkugeln oft nur für Millisekunden. Erst nachdem die Wombats aus allen Winkeln abgelichtet sind, sind wir bereit zurück zum Bus zu gehen. 
 



 

Eine kurze Fahrt später sind wir wieder am Besucherzentrum und stöbern noch kurz durch den Souvenirshop. Danach machen wir uns auf den Weg zum Übernachtungsplatz. Kurz überlegen wir eine Alternative zu dem von gestern anzusteuern. Doch der ist nur zwei Kilometer näher und so richtig wissen wir nicht, wie offiziell der Platz ist. Die Kommentare in unseren Apps gehen da stark auseinander. Uns ist das zu heiß. Darüber hinaus war die gestrige Nacht in Ordnung. Wir entscheiden erneut dort zu schlafen. Zum Platz geht es gegen Ende elend lange bergab. Die vorderen Bremsen arbeiten hörbar. Zurück auf der Nordinsel ist wohl alsbald ein Wechsel nötig. Hoffentlich halten sie die letzten zwei Tage auf Tasmanien aber noch durch.
Die Betonfläche ist, wie gestern, noch leer. Wir parken an gleicher Stelle und Sarah legt direkt mit ihrem Sport los. Cecil recherchiert bereits zu unserem nächsten Ziel. Wenn die Zeit es zulässt, wollen wir nach dem morgigen Tag am Cradle Mountain noch den Leven Canyon anfahren. Wir werden sehen. Um 16:40 Uhr, ist es zunächst Zeit sich den Stichpunkten von heute zu widmen. 
Eine halbe Stunde später ist Sarah fertig und wir bauen das Zelt auf. Danach kann sich Sarah oben umziehen, während Cecil unten die Stichpunkte fertig schreibt. Ohne großen Hunger klemmen wir uns lediglich etwas Knabberzeug unter die Arme und gehen damit hoch. Es laufen drei Folgen The Good Doctor am Stück. Auch gegen Ende der ersten Staffel sind wir noch immer gefesselt. 
Es ist bereits dunkel, als wir zum Zähneputzen noch einmal raus müssen. Erneut scheinen wir die Nacht ohne Nachbarn zu verbringen, was uns ganz lieb ist. Zurück im Bett, versuchen wir noch etwas zu lesen. Cecil fallen bereits nach vier oder fünf Seiten die Augen zu. Sarah hält ein wenig länger durch. Trotzdem geht das Licht verhältnismäßig früh aus. Schaden wird es uns nicht. 

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