09.06., Mittwoch: Highcountry Overnight - Endlich kein Regen mehr
Endlich regnet es mal nicht, als wir am nächsten Morgen aufwachen. Wir bleiben einfach liegen und genießen diese Ruhe. Etwas zu lange vielleicht. Erst eine Stunde später stehen wir auf. Entgegen unserer Befürchtung war uns in der Nacht auch nicht kälter als sonst. Die zusätzliche Schicht, bestehend aus unseren Regenjacken, hat sicherlich ihren Teil dazu beigetragen.
Die Lücke, die der Regen hinterlassen hat, will der Wind offensichtlich füllen. Draußen pfeift es ordentlich. Aber dieses Mal wollen wir uns nicht beschweren. Solange wir und unser Equipment nicht weiter aufgeweicht werden, sind wir zufrieden. Das Frühstück ist in jedem Fall schon mal deutlich angenehmer ohne Regen. Ein einsames Känguru kommt uns besuchen, als wir fast fertig sind. Ansonsten scheint der Platz heute leer zu sein.
Auf den Abwasch folgt das Zähneputzen. Nachdem wir das Zelt eingepackt haben, räumen wir noch etwas auf. Ohne das viele Holz im Kofferraum, haben wir jetzt endlich wieder ein wenig Platz. Für den Gang zu den Mülleimern wählen wir nicht den kürzesten Weg, sondern drehen noch eine Runde über den Platz. Bis auf ein paar Vögel sehen wir jedoch auch dabei nichts. Wasser können wir dieses Mal hier nicht auffüllen. Im Gegensatz zum letzten Mal kommt total braune Brühe aus dem Hahn. Zum Glück haben wir auch so noch genug.
Zurück zu Koby nehmen wir dann eine Abkürzung. Auf einem kleinen Platz hinter den Toiletten, stoßen wir dann doch noch auf das Versteck der Beuteltiere. Vier Kängurus und ein Pademelon zählen wir dort. Hier fressen sie und trocknen in der Sonne. Eigentlich eher nachtaktiv, ist dieses Verhalten nach dem tagelangen Regen durchaus nachvollziehbar.
Nachdem Cecil gestern das EGR-Ventil gereinigt und den Fehlerspeicher gelöscht hat, bleibt die “Check Engine” Lampe für ein paar Kilometer aus. Doch dann leuchtet sie erneut auf. Die Reinigung war somit nicht sehr erfolgreich. Trotzdem liegt der Verbrauch aktuell bei nur 15,3 Litern/100 km. Kein schlechter Wert. Spätestens wenn wir Koby verkaufen müssen, sollte das Problem jedoch im Griff sein. Zur Not muss nochmal ein neues Ventil her.
In Mole Creek halten wir am örtlichen Pub. Die Backpackerin aus Frankreich, die wir vor ein paar Tagen im Hartz Mountains NP getroffen haben, hat uns dazu einen heißen Tipp gegeben. Im Fluss hinter dem Lokal, soll man fast garantiert einen Platypus sehen können. Was wir kurz darauf vorfinden, ist aber höchstens als Bach zu bezeichnen. Schwer vorstellbar, dass sich darin Schnabeltiere aufhalten. Doch ganz in der Nähe soll es einen weiteren Ort geben, an dem die Tiere oft gesichtet werden.
Am Mole Creek Caravan Park, ist der Strom schon etwas breiter und tiefer. Trotzdem haben wir auch hier kein Glück. Letzte Chance ist jetzt die Union Bridge. Der Fluss ist hier gut zehn Meter breit. Vielversprechend. Etwa 15 Minuten lang suchen wir das Gewässer ab, aber auch hier tut sich nichts. Offenbar hatten wir gestern eine gehörige Portion Glück.
Als nächstes steuern wir den Devil's Gullet Lookout an. Am Abzweig dorthin wurde ein Schild aufgestellt, welches besagt, dass der Devil's Gullet Track gesperrt ist. Die Straße jedoch scheint offen zu sein. Bei Wiki-Camps wird in mehreren Kommentaren darüber berichtet, dass man trotz des Schildes hochfahren kann. 14 km Gravelroad liegen in diesem Fall vor uns. Koby wird das sicherlich nicht gefallen. Doch wir entscheiden es trotzdem anzugehen.
Kurz vor dem Ziel kommt uns ein Auto entgegen. Darin sitzen ein paar Bauarbeiter. Wir haben ihr Fahrzeug gerade passiert, da wenden sie direkt hinter uns. Kriegen wir jetzt doch noch Ärger, weil wir illegal über eine gesperrte Straße fahren? Noch dazu scheint vor uns ein Bagger das Weiterkommen zu verhindern. Wir halten an. Neben uns kommen die Bauarbeiter zum Stehen. Bei heruntergelassenem Fenster, versichern sie uns, dass wir weiterfahren können. Die Baustelle haben wir in der Tat kurz darauf hinter uns gelassen.
Das Problem ist wenig später ein anderes. Nicht die Straße, sondern der Parkplatz am Wanderweg ist gesperrt. Wir überlegen am Rand zu parken und trotzdem loszugehen. Doch es herrscht überraschend viel Verkehr auf der Straße. Ein geparktes Fahrzeug würde sicherlich Aufmerksamkeit erregen. Besser wir fordern unser Glück nicht zu sehr heraus. Es ist zwar sehr schade, aber wir müssen den Rückzug antreten. Wenigstens aus dem Wagen heraus macht Sarah noch ein paar Fotos.
Gleich um die Ecke inspizieren wir einen kostenlosen Campingplatz im Mole Creek Karst NP. Ein unauffälliger Weg führt von der Hauptstraße in den Wald. Zu unserer Überraschung sehen wir ein paar offizielle Feuerstellen und sogar Picknicktische an den größeren Stellflächen. Auf halber Strecke verhindert dann ein umgestürzter Baum ein Weiterkommen. Bevor wir entscheiden, ob wir hier bleiben, wollen wir erstmal Mittag essen.
Von gestern ist eine ganz kleine Portion Reispfanne übrig. Die hat schlicht nicht mehr in den Topf gepasst. Es schmeckt gut, ist aber viel zu wenig. Wir gönnen uns daher noch ein paar Pistazien. Während wir essen, fällt unsere Entscheidung gegen den Platz. Das dichte Blätterdach lässt kaum Licht durch. Es ist feucht und kalt. Davon haben wir langsam wirklich genug. Bis zu einem alternativen Platz müssen wir auch nur noch eine weitere halbe Stunde fahren. Das spart uns zudem morgen etwas Zeit.
Die Fahrt dauert am Ende sogar etwas länger. Es geht über steile Hänge und durch enge Kurven. Koby wird heute abermals ganz schön gefordert. Doch die “Check Engine” Lampe ist mittlerweile wieder ausgegangen. Vielleicht hat nur der Computer etwas gebraucht, das gereinigte Ventil als funktionsfähig zu akzeptieren. Dafür quietscht jetzt die Bremse vorne links. Von wegen da seien noch 25% der Beläge vorhanden. Wir sollten uns mit dem Gedanken anfreunden, dass auch diese Reparatur noch auf unsere Kosten geht.
Für einen kurzen Fotostopp halten wir am Round Mountain Lookout. Der Blick ist sehr schön.
Wenig später erreichen wir unseren Platz für die kommende Nacht. Die kleine Fläche befindet sich direkt abseits der Bergstraße. Der Boden ist mit großen Betonplatten gepflastert. Schön ist anders. Doch die Nähe zum Cradle Mountain NP ist unschlagbar. Mit etwas rangieren, können wir Koby sogar so am Rand parken, dass wir die Heringe für das Zelt im Boden neben den Betonplatten einschlagen können.
Zu unserer Freude kommt tatsächlich etwas Sonnenlicht bei uns an. Cecil baut das große Solarpanel auf. Eine Viertelstunde später ist die Sonne allerdings schon wieder weg. Aber immerhin. Sarah hat sich derweil im Auto umgezogen und beginnt Sport zu machen. Cecil sammelt noch Holz für das Feuer am Abend, dann muss er Koby nochmal an den Kragen. Die Türscharniere beginnen zu knarren. Ein bisschen WD40 sollte das aber schnell in Ordnung bringen.
Während Sarah noch immer fleißig trainiert, schreibt Cecil die Stichpunkte von heute. Anschließend baut er nochmals das Ventil aus und reinigt ein weiteres Mal. Schaden wird es nicht. Sarah ist mittlerweile fertig mit Sport und widmet sich ebenfalls der Instandhaltung. Bei ihr wartet ein Schuh darauf genäht zu werden. Die Oberseite aus Stoff hat sich von der Sohle aus Gummi gelöst. Am Ende ist sie sehr zufrieden mit ihrer Reparatur.
Um kurz vor 17 Uhr holt Sarah noch das Strickzeug heraus. Es dauert nicht lange, bis sie ihre Stirnlampe zur Hilfe nehmen muss, damit sie halbwegs sehen kann.
Der Verkehr lässt langsam nach. Gleichzeitig fallen die Temperaturen. Bevor uns die Finger abfrieren, sollten wir unbedingt noch kochen. Es gibt endlich wieder Carbonara. Zum Glück ist dafür nicht viel zu tun.
Zwiebel und Schinken müssen geschnitten werden. Während die Nudeln kochen, reibt Cecil den Käse. Zwiebel und Schinken anbraten, dann die Nudeln dazu. Sauce, Käse und drei Eier darüber. Kurz garen. Fertig. Wir hätten uns eine größere Portion gewünscht. Es schmeckt einfach total lecker.
Nach dem Abwasch ist es Zeit für unser Lagerfeuer. Heute reicht ein halber Eierkarton, um das Ganze in Gang zu kriegen. Es dauert zwar etwas, aber dann kommt das Feuer langsam in Fahrt. Derweil schwelgen wir in Erinnerungen an die super Carbonara. Dabei kommen wir irgendwann auf Corvara. Dorthin fahren wir üblicherweise einmal im Jahr zum Winterurlaub. Neben Ski und Snowboard fahren, spielt dort auch das Essen immer eine große Rolle. Wir gehen nacheinander die Lokale durch und erinnern uns an unsere jeweiligen Lieblingsgerichte. So viel, wie wir an Essen denken, war die Portion heute wohl wirklich viel zu klein.
Mittlerweile läuft das Feuer fast von allein. Wir quatschen noch über diverse Themen. Dabei merken wir gar nicht wie schnell die Zeit vergeht. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen heute nicht ganz so spät ins Bett zu gehen. Es ist daher Zeit für das große Finale. Cecil legt alles auf, was noch zur Verfügung steht. Jetzt wird es nochmal ordentlich warm.
Sarah geht um kurz vor neun hoch ins Bett. Für Cecil ist noch nicht Feierabend. Er hat sich fest vorgenommen Tagebuch zu schreiben, nachdem er das gestern schon nicht gemacht hat. Zum Glück läuft es heute ganz gut. Bis Mitternacht hat er zwei weitere Tage ausformuliert. Dann wirft er alle guten Vorsätze über Bord und schaut noch einen Film. So viel zu dem Plan früher ins Bett zu gehen. Hauptsache das rächt sich morgen nicht.
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