30.05., Sonntag: Dunally Golf Club - I would walk 500 Miles
Sarah ist heute erneut wach, bevor der Wecker klingelt. Ihr tun die Zehen extrem weh. Es scheint als würden die Nähte der Strumpfhose drücken. Sie möchte sich aber auch nicht von dem Kleidungsstück trennen. Gegen die Kälte hilft sie gut. Die schmerzenden Zehen nimmt sie dafür in Kauf. Als endlich der Wecker klingelt, gönnt sie Cecil noch ein paar Minuten, bevor sie ihn weckt. Der ist noch immer grummelig wegen des verschwundenen Autoschlüssels. Sarah dagegen ist zuversichtlich, dass wir ihn schnell wiederfinden. Erstmal raus aus dem Zelt.
Auf dem Boden um Koby herum können wir den Schlüssel nicht entdecken. Eine intensivere Suchaktion verschieben wir auf nach dem Frühstück. Das geht heute recht zackig. Es gibt das obligatorische Rührei und danach Joghurt mit Müsli. Dank unserer Technik mit den zwei Gasflaschen, können wir derweil sogar schon ein Heißgetränk genießen. Der Start in den Tag kann man damit durchaus als gelungen bezeichnen. Wäre da nicht noch die Sache mit dem Schlüssel. Zeit, im Auto danach zu suchen. Tatsächlich dauert es gar nicht lange, bis wir ihn finden. Er hat sich in der obersten Tasche von Cecils Rucksack versteckt. Dort verstaut er den Schlüssel meistens während wir wandern. Gestern hat er ihn offenbar nach dem Aufschließen wieder dort untergebracht. Warum auch immer. Ist jetzt aber auch egal. Die Hauptsache ist, der Schlüssel ist wieder da.
Kurz bevor wir losfahren wollen, kommen zwei Wallabies auf den Platz. Für die beiden nehmen wir uns natürlich noch ein paar Minuten. Gut gelaunt und voll motiviert, verlassen wir den Platz gegen kurz vor 9 Uhr. Für heute stehen noch weitere Ziele im Süden des Tasman Nationalparks auf dem Programm. Als erstes steuern wir die Remarkable Cave an. Wir sind gespannt, ob sie ihrem Namen gerecht wird.
Vom Parkplatz aus müssen wir lediglich ein paar Treppen hinabsteigen, dann stehen wir schon vor der Höhle. Besser gesagt, ist es eher ein Tunnel. Steht man im richtigen Winkel, kann man das Meer am anderen Ende sehen. Von dort schwappen regelmäßig Wellen zu uns. Schaut man noch etwas genauer, erkennt man, dass der Tunnelausgang den Umriss Tasmaniens nachahmt. Ein schönes Detail, wie wir finden.
Unsere Beine protestieren spürbar, als es über die Treppen wieder hoch zum Parkplatz geht. Das verspricht noch lustig zu werden. Denn als nächstes haben wir uns das Cape Raoul ausgeguckt. Der Weg dorthin wird mit gut 15 km deutlich länger und bestimmt anstrengender. Dagegen waren die paar Stufen hier an der Remarkable Cave kaum mehr als ein Aufwärmen. Wir sind gespannt, wie gut wir die müden Knochen nochmal in Gang bekommen.
Wenig später ist es schon so weit. Bevor sich unserer innerer Schweinehund melden kann, sind wir auch schon unterwegs. Augen zu und durch. Es wird die Mühe sicherlich wert sein. Das es mühsam wird, ist von Beginn an klar. Der Weg führt vom Start weg bergauf. Nach einer halben Stunde erreichen wir einen ersten Aussichtspunkt. Leider ist das Wetter heute wieder nicht ideal. Der Himmel ist dicht mit dunklen Wolken verhangen. Auf der anderen Seite gibt es der Szenerie einen dramatischen Touch. Nur können wir diese Stimmung mit unseren Kameras kaum einfangen. Wir wollen uns trotzdem nicht beschweren. So lange es nicht regnet, sind wir zufrieden.
Nach der langen Bergaufpassage geht es plötzlich in Serpentinen steil bergab. Die Aussicht, hier auf dem Rückweg wieder hoch zu müssen, ist nicht sehr prickelnd. Um das Ganze abzurunden, werden gelegentlich auch ein paar Treppen eingestreut. Die Tortur unserer Beine könnte nicht vollkommener sein. Dazu haben wir kaum Aussicht. Ab und zu erhascht man einen Blick aufs Meer. Die meiste Zeit aber sind wir umgeben von dichten Bäumen und Sträuchern. Diesbezüglich hat uns die gestrige Wanderung zum Cape Hauy besser gefallen. Immerhin haben wir hier im Wald eine kurze Begegnung mit einem Pademelon.
Gut sechs Kilometer haben wir zurückgelegt, als sich die Umgebung endlich ein wenig öffnet. Die Vegetation wird flacher und wir passieren einen kleinen See. Von einem weiteren Lookout haben wir einen unglaublichen Blick auf eine Steilklippe. Diese scheint aus unzähligen einzelnen Säulen zu bestehen. Gerne würde Cecil mit Hilfe von Alli etwas näher heran. Doch es ist hier schlicht zu windig. Die kleine Drohne muss daher im Rucksack bleiben. Zunächst.
Die blickreiche Passage liegt schnell hinter uns. Wir tauchen erneut in den Busch ab. Ohne das Ziel vor Augen zu haben, zieht sich der Weg gefühlt ewig hin. Einzig ein paar Gelbohr-Rabenkakadus gefällt es hier sichtlich gut. Sie laben sich an den Samen der Sträucher. Kurz darauf erreichen wir eine Gabelung. Zwei Aussichtspunkte liegen von hier aus nur noch wenige Schritte entfernt. Wir sind erleichtert, es endlich geschafft zu haben. 1 ½ Stunden haben wir für die 7,5 km Hinweg benötigt.
Der erste Ausblick ist nicht so schön, wie wir gehofft haten. Statt weiterer beeindruckender Felsformationen, kann man von hier aus nur in die Ferne schauen. Dort ist allerdings wenig Spektakuläres zu sehen. Durch die schlechten Lichtverhältnisse erkennt man kaum mehr als ein paar dunkle Umrisse. Aber so schnell geben wir nicht auf. Zeit für unsere Geheimwaffe. Zeit für Alli. Trotz noch immer hoher Windgeschwindigkeiten, will Cecil einen kurzen Flug wagen. Und es lohnt sich. Aus der Luft erkennt man die wahre Schönheit dieses Ortes. Schade, dass das Wetter keine längeren Flüge zulässt. Schon nach ein paar Minuten, holt Cecil die Drohne sicherheitshalber wieder zurück. Man sollte sein Glück nicht zu sehr herausfordern.
Gestärkt durch ein paar Müsliriegel, geht es weiter zum zweiten Lookout. Der verspricht Sicht auf eine Robben Kolonie. Das wahre Highlight ist allerdings der Blick zurück auf den anderen Aussichtspunkt. Auch ohne Drohne sieht man von hier aus die Felsformationen des Kaps. Die Robben finden wir bei genauem hinsehen aber auch. Aus der großen Entfernung sind es jedoch kaum mehr als ein paar braune Flecken auf dem schwarzen Fels. Erst durch das Teleobjektiv der Kamera oder das Fernglas kann man etwas mehr Details erkennen. Viel ist allerdings gerade nichts los. Der Großteil der Kolonie schläft. Nur ganz selten bewegt sich ein Tier. Süß sind sie trotzdem, wie sie da dicht an dicht gekuschelt liegen.
Etwa 30 Minuten Pause haben wir uns gegönnt, bevor wir uns auf dem Rückweg machen. Unsere Lust hält sich ziemlich in Grenzen. Aber es hilft ja nichts. Da können unsere Muskeln noch so stark protestieren. Obwohl es nach dem ersten längeren Stück bergauf wirklich schon schlimm wird. Die Beine fühlen sich an wie Betonklötze. Erstaunlich, dass wir überhaupt noch vorankommen. Wir machen drei Kreuze, nachdem die besonders steilen Wegstücke endlich hinter uns liegen.
Zurück am ersten Lookout, lassen sich sogar ein paar Sonnenstrahlen blicken. Das gibt uns die nötige Motivation auch noch die letzten Kilometer abzuspulen. Die Erleichterung ist trotzdem groß, als wir endlich wieder vor Koby stehen. Für die 15 Kilometer zum Cape und zurück haben wir mit Pause 3 ½ Stunden gebraucht. Eine lohnende, aber sehr anstrengende Wanderung.
Für uns war das die letzte Station im Tasman NP. Es geht zurück in den Ort Dunally. Dort kann man am Golfplatz kostenlos übernachten. Schon um 15 Uhr kommen wir dort an. Wir sind ganz froh, endlich mal wieder etwas früher das Camp aufzuschlagen. Wie könnte es anders sein, überwindet sich Sarah noch zu einer Runde Sport. Nach den anstrengenden Wanderungen konzentriert sie sich dabei jedoch auf den Oberkörper. Schöner Nebeneffekt ist, dass ihr dadurch nochmal so richtig warm wird.
Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, schlüpfen wir in unsere warmen Sachen. Cecil beginnt mit dem Schreiben des Tagebuchs. Sarah holt das Strickzeug heraus. Wir genießen es, heute noch etwas Tageslicht zu haben. Aber auch damit ist es schneller vorbei, als uns lieb ist. Um viertel nach fünf ist es stockduster. Die Tage sind hier wirklich etwas zu kurz.
Der Tag hat seine Spuren bei uns hinterlassen. Wir entscheiden uns daher für ein frühes Abendessen. Kürbissuppe für Sarah und einen Asia-Nudelbecher für Cecil. Danach arbeiten wir noch ein wenig. Heute ist allerdings schon früh Feierabend. Es waren schöne, aber auch sehr kräftezehrende Tage. Besser wir gönnen unseren Körpern ein bisschen mehr Schlaf. Noch vor 21 Uhr geht bei uns das Licht aus.
Wieder tolle Bilder! Bei dem Wandertempo (s.Video) ist es keine Wunder, wenn ihr alle angegebenen Streckenzeiten unterbietet.
AntwortenLöschenDas sieht tatsächlich ziemlich schnell aus. Langsam können wir irgendwie nicht so gut.
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