01.06., Dienstag: Old School Parc - Schnee in Australien

Wir kommen heute morgen sehr gut aus dem Bett. Man könnte meinen, etwas zu gut. Denn draußen ist es noch dunkel, als wir aus dem Zelt steigen. Erst während wir frühstücken, lässt sich langsam die Sonne blicken und färbt dabei die Wolken rot. Leider ist dieser Effekt nicht von Dauer. Zurück bleibt ein grauer Himmel. Aber immerhin ist es nicht sehr kalt. Wir sind noch dabei unsere Heißgetränke zu schlürfen, während unsere Nachbarn bereits zusammenpacken. Schlecht in der Zeit liegen wir aber auch nicht. Schon um 08:40 Uhr kommen wir los. 
 
 
Der einzige Weg zum Hartz Mountains Nationalpark führt über eine steil ansteigende Gravelroad. Deren Zustand kann man getrost als grauenhaft bezeichnen. Es erfordert vollste Konzentration die unzähligen Schlaglöcher zu umkurven. Auf den letzten Metern zum Parkplatz beginnt es zu schneien. Unser erster Schneefall in Australien. Im ersten Moment ist es ein herrlicher Anblick. Bis wir uns daran erinnern, dass wir zum Wandern hergekommen sind. Neben dem Schnee ist es darüber hinaus sehr windig. Der Wetterbericht hat für den gesamten Tag eine Windgeschwindigkeit von konstant 55 km/h vorausgesagt. Alles deutet darauf hin, dass es kalt wird. Die Thermounterwäsche lassen wir daher heute besser an. 
 
 
Schon die ersten Meter starten mit viel Matsch und Schlamm. Der Wanderweg gleicht eher einem Fluss. Wir sehen uns oft gezwungen über die Vegetation am Rand zu laufen. Trotzdem dauert es nicht lange bis die Feuchtigkeit unsere Schuhe durchdrungen hat. Na das kann ja heiter werden. Kurz darauf wurde ein Holzsteg über dem alten Weg errichtet. Wasser ist hier kein Problem mehr. Zumindest nicht in seiner flüssigen Form. Auf dem Steg muss man sich eher vor Schnee und Eis in Acht nehmen. Es besteht ständig die Gefahr beim nächsten Schritt darauf auszurutschen. Dazu geht die Sicht gegen null. Das Schneetreiben ist mittlerweile so dicht, dass wir kaum mehr als ein paar Meter voraus schauen können. 
 




 
Sämtliche Nebenwege lassen wir zunächst links liegen. Als erstes gilt es den Gipfel zu bezwingen. Auf dem Rückweg können wir dann immer noch überlegen, ob wir noch mehr laufen wollen. Momentan würden wir uns wahrscheinlich dagegen entscheiden. Der Wind ist so stark, dass uns selbst nach den ersten gewanderten Kilometern nicht richtig warm ist. Manche Böen sind so heftig, dass sie uns gewaltsam voranschieben. Zum Glück ist die aktuelle Passage relativ eben. Trotzdem müssen wir uns anstrengen in diesen Momenten nicht das Gleichgewicht zu verlieren. 
Plötzlich endet der Steg. Es geht von hier aus steil bergauf in Richtung Gipfel. Der Weg gleicht einem Wasserfall. Spätestens jetzt weichen unsere Füße so richtig durch. Dazu müssen wir ordentlich klettern. Mit so einer Herausforderung hatten wir heute gar nicht gerechnet. Auf höherer Ebene dauert es nicht sehr lange, bis wir im verschneiten Gelände kaum noch den Weg erkennen. So gut es geht versuchen wir den Spuren anderer Wanderer zu folgen. Teilweise sinken wir bis zu den Knien im Schnee ein. 
 
 
Die nächsten 2,5 km versuchen wir uns einzig darauf zu konzentrieren, einen Fuß vor den nächsten zu setzen. Mal ist der Weg völlig aufgeweicht, dann wieder vereist. Der Wind wird immer schlimmer, je höher wir gelangen. So manches Mal muss man sich mit aller Macht gegen eine Böe lehnen. Im nächsten Moment kippt man fast nach vorne um, weil der Wind schlagartig nachlässt. Am Ende kommt es, wie es kommen musste. Cecil rutscht aus, kann einen Sturz mit einem großen Ausfallschritt aber gerade noch verhindern. Doch direkt danach erwischt ihn eine heftige Böe voll von der Seite. Das Gleichgewicht kann er daraufhin nicht mehr halten und er fällt. Dabei knallt die GoPro mit dem Bildschirm auf einen Stein. Zum Glück bleiben auf den ersten Blick beide unbeschadet. 
Kurz bevor wir den Gipfel erreichen, treffen wir auf unsere Campnachbarn von letzter Nacht. Wie bei diesem Wetter zu erwarten, soll der Ausblick von oben nicht gerade atemberaubend sein. Der Weg ist das Ziel. Das letzte Stück kraxeln wir über Felsen und Geröll. Immerhin frei von Wasser, Schnee und Eis. Auf dem Mount Hartz angekommen, halten wir es kaum mehr als ein paar Sekunden aus. Der Wind ist einfach zu heftig. Dazu sieht man nichts, außer weiß und grau. Ein Stück weiter unten, können wir aber eine kurze Pause einlegen. Gut 1 ½ Stunden haben wir für den 4 km langen Hinweg benötigt. Wir können nicht behaupten, dass wir uns auf den Rückweg freuen. Aber hier oben zu bleiben, ist definitiv keine Option.
 

 
Die ersten 400 Meter den Gipfel hinunter sind eine totale Qual. Der Wind kommt direkt von vorne und das mit solcher Kraft, dass wir Schwierigkeiten haben vernünftig zu atmen. Erst als der Wind wieder von der Seite kommt, wird es etwas besser. Spaß macht es aber nicht wirklich. Natürlich zieht sich so ein Weg dann auch ganz schön. Um für etwas Freude zu sorgen, kommt Cecil die spontane Idee einen besonders steilen Abschnitt auf dem Hintern hinunter zu rutschen. Sarah probiert es in der Hocke auf den Füßen. Das hebt die Stimmung und es geht ein wenig beschwingter weiter. 
Den anstrengendsten Teil haben wir gerade hinter uns, da reißt der Himmel auf und lässt die Sonne durch. Wir haben völlig unvermittelt freie Sicht bis hinunter ins Tal. Doch ein Blick zurück zeigt uns, dass der Gipfel noch immer wolkenverhangen ist. Wir brauchen uns also nicht über unser Timing zu ärgern. Stattdessen genießen wir das langsam besser werdende Wetter. 
 

 
Obwohl wir komplett durchgefroren sind, nehmen wir noch die zwei Abstecher mit, die wir auf dem Hinweg ignoriert haben. Beide führen zu von dem Gebirge eingerahmten Seen. Es war sicher die richtige Entscheidung, erst jetzt herzukommen. Noch vor einer Stunde hätte man davon kaum etwas sehen können. 
 
 

Auf dem letzten Kilometer haben wir das Gefühl das unsere Füße schon langsam wieder trocknen. Blöd nur, dass es ganz zum Schluss nochmal extrem nass wird. Beim Versuch den überfluteten Weg am Rand zu umgehen, rutschen wir beide ab und landen mit den Schuhen im Wasser. Wir versuchen es sportlich zu nehmen. 
Die Besteigung des Mount Hartz hat uns am Ende deutlich mehr abverlangt, als wir gedacht hätten. Nur mit ordentlich Willenskraft können wir uns gegenseitig dazu überreden auch noch den Arve Wasserfall zu erkunden. Der Parkplatz befindet sich nicht weit von dem am Berg. Von dort aus sind es dann auch nur 500 Meter. Wir haben nur keine Lust wieder durch den Matsch zu laufen.
Der Weg zum Wasserfall ist zu unserer Freude überraschend gut präpariert und größtenteils trocken. Am Ende lohnt es sich auch wirklich. Die Aussichtsplattform ist gut platziert. Kein Baum versperrt die Sicht. Trotzdem ist es eine gute Idee Alli los zu schicken. Erst durch ihre Augen sehen wir, dass wir lediglich den oberen Teil der Kaskaden vor uns haben. Wer den ebenfalls wunderschönen Rest des Wasserfalls sehen will, sollte seine Drohne nicht vergessen. Leider ist es hier noch immer recht windig. Unseren Rundflug müssen wir daher sehr kurz halten. Danach geht es wieder zurück zu Koby. 
 
 


 
Unsere nächsten Ziele sind der Mount Field NP und der Mount Eliza. Bei der Recherche nach der besten Route dorthin, müssen wir feststellen, dass wir erneut durch Hobart müssen. Wir hatten auf eine direkte Verbindung gehofft. Dadurch werden wir deutlich länger brauchen, als gedacht. Bis zum nächsten freien Campingplatz liegen 1 ½ Stunden Fahrt vor uns. Eigentlich sterben wir bereits jetzt vor Hunger. Keine sehr prickelnde Aussicht. Aber es hilft nichts. 
In der ohnehin etwas angespannten Lage, kommt es ziemlich früh zum Eklat. Es gibt Streit über die angemessene Temperatur im Auto. Während Sarah bei voll aufgedrehter Heizung noch immer friert, kämpft Cecil bereits gegen einen drohenden Hitzschlag. Es würde Abhilfe schaffen, wenn sich Cecil seiner Thermounterwäsche entledigen könnte. Doch das ist leichter gesagt als getan. Mittlerweile befinden wir uns im dichten Verkehr in und um Hobart. Einige Gelegenheiten lässt Cecil daher aus, da er sie zu spät erkennt und sich vom Verkehr hinter ihm gedrängt fühlt. Erst weit hinter der Stadtgrenze findet sich eine passende Gelegenheit. Mit ziemlich schlechter Laune und vielleicht etwas theatralisch, springt Cecil aus dem Wagen und reißt sich die Klamotten vom Leib. Zum Glück beruhigt sich die Lage daraufhin recht schnell. Gegen den gröbsten Hunger gibt es ein paar Weintrauben und Cracker. Die Fahrt können wir daraufhin ohne weitere Zickereien fortsetzen.
Unser Camp schlagen wir heute in Ellendale auf. Genauer gesagt, neben der Station der freiwilligen Feuerwehr. Mit auf dem Gelände wurde ein kleiner Spielplatz und Toiletten errichtet. Die Straße zum Mount Eliza ist von hier aus nur 10 km entfernt. Wir erreichen den Platz um kurz nach vier. Bevor die Sonne untergeht bleibt noch genug Zeit für Sarah um Sport zu machen. Cecil beginnt derweil das Abendessen vorzubereiten. Dafür müssen Bohnen, Karotten und Lauch geschnitten werden. 
Nachdem Sarah fertig ist, bauen wir das Zelt auf und sie zieht sich schnell um. Danach kochen wir gemeinsam. Wir geben Gemüse, Hähnchen und Nudeln nach und nach in einen Topf mit Brühe. Heute gibt es Suppe. Es ist hier zwar nicht so kalt, wie die Tage zuvor, etwas Heißes wird uns aber bestimmt trotzdem gut tun. Am Ende ist uns tatsächlich angenehm warm. Es hätte lediglich etwas mehr sein dürfen. Da ist in jedem Fall noch ein Nachtisch drin. Ein Stück Karamell-Schokolade erscheint uns angemessen. 
 

Sarah übernimmt heute wieder netterweise das Schreiben der Stichpunkte. Cecil ist aber auch nicht untätig. Er bearbeitet Videos am Handy. Langsam frischt der Wind auf. Das verleitet Sarah dazu sich direkt zurückzuziehen, nachdem sie mit ihrer Aufgabe fertig ist. Um kurz nach 20 Uhr ist sie im Bett. Für Cecil geht es ins Homeoffice. Nach einer recht produktiven Session ist ein weiterer Tag geschrieben und die entsprechenden Videos produziert. Das ist doch ein durchaus gelungener Abschluss für diesen Tag. Jetzt ist auch für ihn höchste Zeit schlafen zu gehen. 

Kommentare

  1. Tolle Fotos und super Clip! Ich bin schon sooo gespannt auf den Film (2022?)

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