06.06., Sonntag: Railway Crossing Gravel Pit - Montezuma Falls
Es grenzt an ein Wunder, doch der Regen hat heute Nacht aufgehört. Sarah will das nutzen. Sie steht schon um 07:20 Uhr auf und macht Sport. Cecil hatte doch eine noch kürzere Nacht und weniger Motivation. Er dreht sich nochmal um und schläft weiter. Zum Frühstück finden wir uns dann wieder zusammen. Von vor ein paar Tagen haben wir noch einige Hähnchen-Nuggets über. Diese landen jetzt, zusammen mit Käse und einem Spiegelei, auf einem getoasteten Brötchen. Lecker.
Während wir essen, betritt ein anderer Camper die Küche. Er beginnt etwas in der Pfanne zu braten. Oder besser gesagt zu verbrennen. Es dauert nicht lange bis die ganze Küche eingenebelt ist und sich ein beißender Geruch verbreitet hat. Für ihn scheint das aber alles seine Richtigkeit zu haben. Er setzt den Prozess unbeirrt fort. Wir sehen uns gezwungen die Flucht zu ergreifen. Sarah ist daraufhin so lieb und übernimmt den Abwasch allein. Das gibt Cecil die Gelegenheit noch schnell unter die Dusche zu springen.
Es beginnt wieder zu regnen, als wir gerade dabei sind das Zelt einzupacken. Sofort wäscht dieser die Erinnerung an den vergangenen Luxus-Abend weg und lässt dafür unsere schlechte Laune direkt wieder frei. Wir geraten ein wenig aneinander. Zum Glück geht das Einpacken dann doch schneller als befürchtet. Um kurz vor elf fahren wir los. Bis zu den Montezuma Falls, unserem heutigen Ziel, brauchen wir gut eine Stunde.
Auf dem Parkplatz ist es bei unserer Ankunft recht voll. Sechs weitere Fahrzeuge stehen dort bereits geparkt. Wir hoffen, dass es sich auf dem Wanderweg etwas verläuft und sich nicht alle auf der Aussichtsplattform treffen. Cecil muss heute in seinen normalen Schuhen losgehen. Seine Wanderschuhe sind noch immer total durchnässt. Er ist gespannt, wie seine Füße das vertragen. Hoffentlich wird der Weg nicht zu anspruchsvoll.
Zum Glück wird er es nicht. Der Pfad folgt einer alten Bahnstrecke zwischen der Montezuma Mine, benannt nach dem Azteken-König, und den Schmelzen in Zeenah. Von 1908-1914 wurde in der Region Eisenerz abgebaut und mit einer Schmalspurbahn transportiert. Die ehemalige Bahnstrecke ist noch heute gut erhalten. Nicht selten stößt man auf die Holzbalken, auf denen damals die Schienen verliefen. Der Untergrund scheint stark verdichtet und ist stets abschüssig. Der Regen kann damit gut ablaufen. Nur gelegentlich müssen wir Matsch und Pfützen umgehen. Unsere Schuhe bleiben natürlich trotzdem nicht gänzlich trocken.
Wir sind bei der Strecke zwischen Parkplatz und Wasserfall von vier Kilometern ausgegangen. Die haben wir bald geknackt, doch vom Fall ist noch nichts zu sehen. Alle Insassen der anderen Autos sind uns mittlerweile entgegengekommen. Wir werden also immerhin allein sein, sollten wir jemals ankommen. Erst nach gut fünf Kilometern erreichen wir unser Ziel.
Die Aussichtsplattform ist überraschend nah an den unteren Pool gebaut. Es verhindern auch nur wenige kleine Äste eine komplett freie Sicht. Wir stehen vor dem höchsten, permanenten Wasserfall Tasmaniens. Über drei schmale Stufen stürzt das Wasser 104 Meter in die Tiefe. Der Wasserfall ist so hoch, dass es uns schwer fällt ihn im Ganzen vor die Linse zu bekommen. Dazu haben wir für die perfekte Aufnahme jeweils nur wenige Augenblicke Zeit. Durch die unmittelbare Nähe, dauert es meist nur wenige Sekunden, bis die Linsen mit feinen Tropfen überzogen sind.
Auch vor uns macht das kühle Nass natürlich nicht halt. Sehr lange können wir uns daher nicht auf der Plattform aufhalten. Während des Rückweg wagt Cecil noch einen Blick in einen alten Minenschacht. Bereits nach wenigen Metern wird es darin komplett finster. Selbst mit der Taschenlampe im Anschlag, ist die Atmosphäre bedrückend. Allerdings endet der Schacht auch schon nach knapp sechs Metern. Viel zu sehen gab es nicht. Immerhin auch keine Spinnen.
Der Rückweg zieht sich mal wieder. Wanderungen, die über denselben Weg zurückführen, langweilen uns oft schnell. Außerdem hat Cecils unpassendes Schuhwerk dafür gesorgt, dass sich eine gigantische Blase am linken großen Zeh gebildet hat. Seine Füße sind mittlerweile komplett durchgeweicht. Da kommt es uns nicht gerade entgegen, dass die Wanderung am Ende mit 9,9 km gut ein Viertel länger war als angesagt.
Es ist Zeit für Lunch. Da es noch immer regnet, nehmen wir diesen erneut im Auto zu uns. Das wird langsam zur Gewohnheit. Unser nächstes Ziel heißt Roseberry und wir erreichen es bereits nach 15 Minuten Autofahrt. Wir statten den Stitt Falls einen Besuch ab. Diese führen zwar auch ziemlich viel Wasser, sind mit lediglich fünf Metern Höhe aber deutlich weniger bemerkenswert als die Montezuma Falls. Wir entscheiden, dass es uns für heute reicht.
Etwa vierzig Minuten fahren wir zu unserem Schlafplatz für die kommende Nacht. Dabei handelt es sich um nicht mehr als einen kleinen Schotterplatz, kurz hinter einem stillgelegten Bahnübergang. Dort hat bereits ein Wohnmobil Stellung bezogen, doch das ist uns jetzt egal. Für eine Nacht reicht es mehr als aus. Ein wenig dauert es, bis wir eine einigermaßen ebene Fläche gefunden haben. Der weitere Plan sah vor das Awning aufzubauen, um uns gegen den Regen zu schützen. Doch jetzt sind wir zu faul. Stattdessen bleiben wir einfach im Auto sitzen.
Sarah zückt ihr Handy und beginnt ein Sudoku zu lösen. Cecil dagegen braucht noch einen Moment, bevor er sich aufraffen kann. Erstmal starrt er hinaus in den Regen. Das nervt langsam wirklich. Erst als Sarah fertig ist und zum Stricken wechselt, kann sich Cecil ein Herz fassen und fängt an Stichpunkte zu schreiben. Eigentlich ist er es gewohnt dabei auf Sarahs Platz zu sitzen, doch auch auf der Fahrerseite geht das auch ganz gut. Das Tablet kann er auf dem Lenkrad drapieren, die Tastatur auf die Beine legen.
Gegen 17 Uhr legt der Regen für einen Moment eine Pause ein. Wir fackeln nicht lange und bauen schnell das Zelt auf. Danach geht es direkt wieder ins Homeoffice. Cecil ist um halb sieben fertig mit den Stichpunkten und hat sogar noch einen Tag ausformuliert. Sein selbst gesetztes Tagesziel ist damit erreicht. Sarah dagegen hat ihr Tagesziel beim Stricken noch nicht erreicht. Wir verschieben daher das Abendessen und machen für den Moment weiter. Ist zum Kochen erstmal alles aus dem Kofferraum auf die vorderen Sitze geräumt, bleibt das Homeoffice von da an wohl geschlossen. Außerdem geht es nach dem Essen höchstwahrscheinlich hoch ins Bett.
Nach einiger Zeit können wir beobachten, dass sich unsere Nachbarn vor die Tür getraut haben. Es regnet zwar nicht mehr, dafür hat der Wind extrem zugenommen. Sie versuchen trotzdem ein Feuer zu entfachen. Das dauert bestimmt eine halbe Stunde, doch irgendwann gelingt es. Wir werden daraufhin eingeladen ihnen Gesellschaft zu leisten. Aktuell sind wir allerdings nicht so in der Stimmung. Aber die Einladung steht. Vielleicht haben wir ja später noch lust.
Sarah strickt weiterhin wie am Fließband. Bei Cecil läuft es ebenfalls gut. Er ist fast mit noch einem Tag fertig, da wird der Hunger zu groß. Draußen pfeift noch immer der Wind und immer wieder regnet es. Auch ohne großartig umzuräumen, haben wir bald alles für unser Abendessen zusammen. Gegessen wird im Stehen. Wir bleiben bei dem Plan anschließend ins Bett zu gehen. Es wäre den Aufwand daher kaum wert, Stühle und Tisch aufzubauen.
Mit etwas Mühe können wir uns gegenseitig davon überzeugen, den Abwasch besser noch heute zu erledigen. Der Höflichkeit halber überlegen wir uns danach noch schnell bei den Nachbarn zu entschuldigen. Andererseits werden sie sich wohl mittlerweile denken können, dass wir nicht noch aufschlagen. Wir lassen es daher einfach. Um kurz nach 20 Uhr sind wir oben im Zelt. Es ist noch immer alles ziemlich nass. Ein paar Minuten darauf setzt abermals Starkregen ein. Das mit der gemütlichen Runde am Lagerfeuer hätte sich spätestens jetzt erledigt. Wir versuchen es uns so gut es geht bequem zu machen und schauen zwei Folgen The Good Doctor.
Gegen Ende der zweiten Folge muss Cecil gegen den Sekundenschlaf kämpfen. Ein Glück haben wir heute bereits im Vorfeld unsere Zähne geputzt. Wir können einfach das Licht ausmachen und schlafen. Gute Nacht.
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