05.06., Samstag: Queenstown Cabin & Tourist Park - Arbeiten im Kaminzimmer

Sarahs Schultern schmerzen dermaßen, dass sie davon schon gegen fünf Uhr am Morgen geweckt wird. Seit einigen Tagen hat sie bereits dieses Problem. So schlimm war es aber noch nie. Höchste Zeit der Sache auf den Grund zu gehen. Doktor Google hilft leider wenig bis gar nicht. Darüber hinaus sorgt ein Blick auf den Wetterbericht für weitere Pein. Ab acht soll es regnen und das nicht zu wenig. Wahrlich keine schöne Aussichten. 
Um 06:30 Uhr klingelt der Wecker. Kurz darauf ist auch Cecil wach. Sarah gibt die Wettervorhersage an ihn weiter. Wir entscheiden daraufhin das Camp direkt abzubrechen. In der Hoffnung für das Frühstück irgendwo ein geschütztes Plätzchen zu finden. Draußen nimmt uns ein sehr kalter Morgen in Empfang. Das Awning, mit dem wir uns gestern Abend gegen den Regen geschützt haben, ist noch immer total durchnässt. Beim Zusammenpacken machen es uns das tiefgefrorene Material und die steifen Finger erneut nicht leicht. Darüber hinaus müssen wir auch das nicht verbrannte Holz wieder im Kofferraum verstauen. Bei dem chronischen Platzmangel dort hinten, dauert das etwas. 
Wie angedroht, setzt gegen kurz nach acht Uhr der Regen ein. Wir sind zum Glück schon dabei die letzten Handgriffe auszuführen und ein paar Minuten später unterwegs. Zwar sind wir dieses Mal nicht nass geworden, doch dafür kündigt sich an einer anderen Front ein Problem an. Kein Unbekanntes, wie man dazu sagen muss. Die “Check Engine” Lampe leuchtet mal wieder. Damit ist der zuletzt sehr hohe Benzinverbrauch offensichtlich nicht nur auf die alpine Landschaft Tasmaniens zurückzuführen. Wir vermuten direkt, dass ein defektes EGR-Ventil erneut Ursache des Problems ist. Vielleicht war es doch nicht die richtige Entscheidung, hier auf der Insel statt Premium wieder das normale Benzin zu tanken. Aber selbst das ist hier schon teuer. Im Grunde hoffen wir, dass es nur das Ventil ist und nichts Schlimmeres. Momentan können wir sowieso nichts dagegen unternehmen. Daher sind wir einfach froh, dass Koby weiter fährt. 
Die Strecke nach Queenstown führt über Berge und durch Täler. Eine dichte Vegetation zu beiden Seiten der Straße verhindert jedoch jegliche Aussicht. Sarah will daher die Zeit nutzen und die kürzlich von Cecil geschrieben Tage gegenlesen. In der Sekunde, in der sie das Tablet zur Hand nimmt, taucht ein Tier auf der Straße auf. Kurz verharrt es mitten auf der Fahrbahn, dann verschwindet es auch schon wieder im Dickicht. Das war ein Quoll. Da ist sich Cecil ziemlich sicher. Zu Recht ärgert sich Sarah ein wenig. Einen Quoll hätte sie auch gerne gesehen. Aber auch Cecil konnte die Begegnung nicht genießen. Das kleine Kerlchen wäre fast unter die Räder geraten.  
Gerade noch rechtzeitig, erinnern wir uns an die Nelson Falls. Von denen haben wir gelesen und sie befinden sich 20 Kilometer vor Queenstown, unser Frühstücksziel. Vom Parkplatz sind es zum Glück nur 700 Meter zu Fuß. Denn es regnet noch immer in Strömen. Neben der kurzen Strecke schützt uns das dichte Blätterdach des Waldes vor dem Gröbsten. Dem Effekt des Wasserfalls kommt der starke Regen natürlich zugute. Der Fluss am oberen Ende scheint nur etwa drei Meter breit zu sein. Gut zehn Meter geht es dann bergab. Dabei wird der Fall, ähnlich eines umgedrehten Fächers, immer breiter. Ein imposanter Anblick. Dieser Abstecher hat sich in jeden Fall gelohnt. Auf dem Rückweg zum Parkplatz halten wir aus alter Gewohnheit Ausschau nach Schnabeltieren. Auch hier soll es welche geben. Wir gehen allerdings erneut leer aus. Uns wundert es nicht mehr. 
 

 
 
Im Verlauf der weiteren Fahrt findet Sarah heraus, dass die Bibliothek samstags geschlossen hat. Damit ist unser gesamter Plan für den Tag hinfällig. Wir haben uns eingestellt Stunden dort zu verbringen. Alle möglichen Akkus warten darauf geladen zu werden. Außerdem wollten wir posten und im Internet recherchieren. Zudem hätten wir uns dort auch schlicht ein wenig aufwärmen können. Das können wir uns jetzt alles abschminken. 
Aus unserer schlechten Laune heraus entscheiden wir nicht zu den Horsetail Falls zu wandern. Diese erreicht man von einem kleinen Parkplatz aus, direkt am Rand der engen Serpentinen-Straße ins Tal nach Queenstown. Zwar sind es dorthin nur 500 Meter, doch es regnet weiterhin wie aus Eimern. Außerdem können wir den Fall auch von der Straße aus sehen. Uns reicht dieser Kompromiss.
 
 
In Queenstown angekommen, geht als erstes in den Supermarkt. Für ein ordentliches Frühstück, fehlen uns ein paar Zutaten. Mit allem ausgestattet, geht es weiter zu einem Spielplatz. Dort ist einer der Tische überdacht. Wir werden allerdings schon davor nass. Von der Straße aus sind es zwanzig Meter bis zu unserem Refugium und aktuell regnet es wieder ausgiebig. Bevor wir im Kofferraum an irgendetwas herankommen, muss zunächst das Holz umgelagert werden. Das meiste davon landet vorne im Fußraum. Nach der Aktion sind wir völlig durchgeweicht und auch in den Kofferraum hat es ordentlich herein geregnet. Langsam sind wir wirklich stark vom Wetter genervt. 
Am Tisch sind wir dann vor dem Regen geschützt. Wir zittern trotzdem wie Espenlaub. Bei dem Wind und der Kälte kein Wunder. Die Nerven liegen blank. Das Frühstück können wir daher kaum genießen. Anschließend überlegen wir, wie es heute weitergehen soll. Man könnte sich in eines der umliegenden Cafés zurückziehen. Die Chance dort Strom oder gar Wlan zu bekommen, ist jedoch verschwindend gering. Wir könnten uns aber immerhin aufwärmen. Natürlich nur wenn wir dort auch etwas konsumieren. Nach dem Frühstück und einer Tasse Tee bzw. Kaffee ist uns aktuell eigentlich nicht danach. 
Statt um die Details, kümmern wir uns daher zunächst um das große Ganze. Im Grunde wollen wir so schnell wie möglich runter vom zentralen Hochplateau. Ein Nationalpark wartet dort allerdings noch auf uns. Das Gebiet um den berühmten Cradle Mountain. Der Wetterbericht sieht bis zum Mittwoch nächster Woche nicht sehr gemütlich aus. Nach der Grenzerfahrung am Mount Rufus sind wir nicht besonders scharf darauf, erneut im Schneegestöber zu stecken. Doch den Cradle Mountain NP auslassen kommt auch nicht in Frage. Zudem ist unsere Tour auf Tasmanien danach fast abgeschlossen. Also noch einmal Zähne zusammenbeißen. Wir brechen die Planung erstmal ab. Unsere Gehirnzellen sind zu sehr eingefroren. Den Abwasch erledigen wir kurzerhand in einem Waschbecken in einer der kleinen WC-Kabinen. 
 
 
 
Dann ist es an der Zeit nach einem Schlafplatz zu schauen. Morgen wollen wir einen weiteren Wasserfall ansteuern. Unterwegs gibt es keine vernünftige Gelegenheit zum Campen. Spontan entscheiden wir auf einem der Plätze hier in Queenstown einzuchecken. Der ist super gut bewertet, ist recht günstig, verfügt angeblich über tolle heiße Duschen und eine große Küche mit Kamin. Klingt doch perfekt bei diesem bescheidenen Wetter. 
Tatsächlich kostet uns der Platz für eine Nacht nur 15$. Wir werden direkt neben einer überdachten Stelle platziert, die wir mitnutzen können. So nah es nur geht, parken wir Koby daran. Wahrscheinlich tropft es noch immer in den Kofferraum, aber wenigsten wir wären geschützt. Auf dem Boden unter dem Dach hat sich in kleinen Pfützen ebenfalls bereits Wasser gesammelt. Wir können nur hoffen, dass die nicht noch größer werden. Trotzdem haben wir auf diesem Platz die besten Chancen halbwegs trocken zu bleiben. 
 
 
Das Zelt ist natürlich noch immer triefend nass, als wir es aufbauen. Anschließend stellen wir auf dem Autodach ein paar Plastikboxen auf. Damit versuchen wir die Tropfen abzufangen, die ansonsten in den Kofferraum fallen würden. Für Sarah ist es danach Zeit für eine ausgiebige Dusche. Das Wasser ist wie versprochen richtig schön heiß. Auch sonst kann der Waschraum überzeugen. Es ist sauber, der Duschkopf überraschend groß und jede Kabine ist mit einem Vorleger aus Holz ausgestattet. Diesen kann man sich mit einem frischen Handtuch belegen und steht so nach dem Duschen nicht im Wasser. Luxus pur. Sarah genießt es in vollen Zügen. 
Nachdem Sarah zurück ist, packen wir die gesamte Technik zusammen und ziehen in die Camperküche. An fast jeder Steckdose hängt kurz darauf eines unserer Geräte. Es dauert nicht lange, bis der Besitzer vorbeischaut und uns den Kamin anmacht. Es könnte kaum noch besser werden. Sarah macht sich mit Hilfe des Wasserkochers in Windeseile eine Tee, dann legt sie mit dem Korrekturlesen los. Cecil unterlegt die Videos für die kommenden Posts mit Musik. Nebenbei werden die Aufnahmen der vergangenen Tage gesichert. 
Obwohl wir hier kein Wlan haben, postet Sarah im Anschluss. Der Empfang hier ist gut und wir haben ein paar Gigabyte Datenvolumen angespart. Inzwischen ist eine weitere Camperin in die Küche gekommen und bereitet sich ihr Abendessen vor. Es dauert nicht lange, bis uns die junge Frau in ein Gespräch verwickelt hat. Während sich das mit ihrem Kochen ganz gut vereinbaren lässt, kommen wir mit unserer Arbeit kaum noch voran. 
Gegen Abend ist es langsam wohlig warm in der Küche. Cecil legt regelmäßig Holz nach. Der Besitzer hat uns davon einen ganzen Korb zur Verfügung gestellt. Der allein ist schon fast die 15$ wert, die wir für die Nacht gezahlt haben. Jetzt ist es auch bei uns an der Zeit für das Abendessen. Draußen schüttet es noch immer heftig. Doch das macht uns dieses Mal nicht so viel aus. Wir wissen, dass wir gleich wieder in der warmen Küche stehen. 
Heute gibt es eine bunte Gemüse-Reis-Pfanne mit Würstchen. Ein paar Reste, zum Beispiel vom Lauch, den wir hauptsächlich für die Nudelsuppe verwendet haben, können wir darin wunderbar unterbringen. Das Kleinschneiden geht in einer ordentlichen Küche nicht unbedingt schneller. Das anschließende Kochen, so ganz ohne Wind und auf mehreren Platten, dafür schon. Wir sind begeistert. Darüber hinaus schmeckt unsere Kreation sehr gut. 
 
 
Ein weiterer Vorteil einer voll ausgestatteten Küche: die Spüle. Mit ausreichend warmen Wasser, ist der gesamte Abwasch in Nullkommanichts erledigt. Nebenbei trinkt Sarah eine Tasse Tee nach der anderen. Wir müssen diesen Luxus ausnutzen, solange wir ihn haben. Die Idee, heute im Caravan Park zu nächtigen, war jedenfalls goldrichtig. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist uns endlich mal wieder warm. Den Gedanken an das nasse Zelt, in dem wir nachher schlafen müssen, verdrängen wir so gut es geht. 
Ordentlich gestärkt setzen wir die Arbeit fort. Sarah übernimmt den Laptop und sichert Fotos. Cecil schreibt die Stichpunkte von gestern. Als das Holz im Korb doch irgendwann aufgebraucht ist, legen wir etwas aus unserem privaten Vorrat nach. Aber selbst hier im heißen Kamin wollen unsere Scheite nicht so recht brennen. Das war ein ziemlicher Fehlkauf.
Nach einiger Zeit tauschen wir die Geräte. Cecil sortiert Videos am Laptop, während Sarah die Stichpunkte von gestern weiter schreibt und auch gleich noch die von heute. Mittlerweile sind wir seit geraumer Zeit wieder allein in der Küche. Auch diese Chance nutzt Sarah. Kurzerhand legt sie eine Gesichtsmaske auf. Mit einem Kamillentee in der Hand, macht sie es sich in einem der Sessel gemütlich. Bis 00:45 Uhr liest sie dort ihr Buch. Dann ist es Zeit fürs Bett. Zumindest für Sarah. Cecil telefoniert noch mit seinen Eltern. Es wird ziemlich spät. Erst gegen halb drei findet auch er sich im Zelt ein.

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