04.05., Dienstag: Lake Taylor Camping Ground - Einen Schritt vor, zwei Schritte zurück

Um 6 Uhr klingelt der Wecker, doch es ist schlicht zu kalt draußen, um direkt aufzustehen. Wir kuscheln uns so gut es geht erneut ein. Erst eine knappe Stunde später können wir uns aufraffen und verlassen unser warmes Refugium. Ganz in der Nähe von Koby entdeckt Cecil astreines Feuerholz. Mit der Hilfe eines halben Grillanzünders ist es schnell entfacht. Das Frühstück dauert dementsprechend lange. Immerhin müssen wir die Zeit am wärmenden Feuer auskosten. Auf einem angrenzenden Feld laufen zwischendurch drei Emus vorbei. Es könnte schlimmer sein. 
 
 
Nach dem Abwasch sind unsere Finger vom kalten Wasser ziemlich steif. Es ist daher wie erwartet eine wahre Freude im Anschluss das Zelt zusammenzupacken. Zwischendurch wärmen wir uns immer wieder so gut es geht am Feuer auf. Als wir endlich fertig sind, checkt Cecil die Ladeanzeige der Autobatterie. Diese steht auf 10V. Dabei war es die mit Abstand kälteste Nacht bisher. Werden wir hier etwa erneut Zeuge einer Wunderheilung von Koby? In jedem Fall springt er heute beim ersten Versuch an. 
Auf dem Weg in die Stadt, sehen wir uns einem regelrechten Sandsturm gegenüber. Vom heftigen winden aufgewirbelt, haben wir teils unter zwei Meter Sichtweite. Ein Glück kommt uns in diesem Moment kein anderes Fahrzeug entgegen. Eine wirklich furchteinflößende Situation. Sekunden später ist der Weg vor uns wieder klar zu erkennen und alles um uns wirkt als wäre nie etwas passiert.
 
 
Gegen 10 Uhr erreichen wir Horsham und es geht direkt in die örtliche Bücherei. Cecil sichert uns ein paar Plätze mit Steckdosen. Sarah muss zunächst die App herunterladen, mit der man sich in Victoria in allen Geschäften “einloggen” muss. Neben der üblichen Blogarbeiten, die es zu tun gibt sobald wir mal Wlan haben, schreibt Sarah erneut an den RFDS. Wir warten noch immer auf ein Dokument, welches Sarah der Versicherung vorlegen kann, damit diese die Kosten für den Flug von Tom Price nach Port Hedland übernimmt. In der Bibliothek ist es unangenehm kalt. Wir haben ohnehin nach ein paar Stunden die Nase voll. Genug gearbeitet für heute. 
Draußen scheint zwar die Sonne, doch es ist total windig. Warm wird uns dort daher auch nicht. Bei Kmart ist es dann ein bisschen besser. Sarah sucht dort erneut nach einer dicken Winterjacke. In schwarz gibt es drei verschiedene Schnitte. Es dauert daher eine Weile, bis sie sich entschieden hat und Cecil versucht mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Am Ende fällt ihre Wahl auf eine Jacke, die wahrscheinlich nicht am besten wärmt von den drei, aber nicht knistert und auch nicht so sehr aufträgt. Immerhin müssen noch etliche andere Schichten darunter Platz finden. Cecil besorgt sich heute ebenfalls etwas, um der Kälte entgegenzutreten. Neben einem Set Thermo-Unterwäsche greift er spontan ein paar Handschuhe und dicke Socken. 
Bei Woolworths haben wir nur ein paar Kleinigkeiten für das kommende Abendessen zu besorgen. Es wird trotzdem eine ganz schöne Herausforderung. Der günstige Reis ist ausverkauft. Daher landet Basmati im Korb. Brauner Reis wäre ebenfalls noch verfügbar und weniger teuer, doch dieser muss fast doppelt so lange gekocht werden. Am Ende würde das gesparte Geld für den Reis daher wohl von einem Mehrverbrauch an Gas aufgezehrt werden. 
Nachdem wir getankt haben, der Verbrauch liegt wieder etwas höher, ist aber noch nicht besorgniserregend, fahren wir die letzten 30 Kilometer in die Grampians. Unterwegs steigt der Tempomat erneut aus. Als wir kurz darauf rechts vom Highway abbiegen müssen, werden wir wild angehupt. Der Blinker hat seinen Dienst ebenfalls wieder verweigert. Es droht direkt schlechte Laune aufzukommen, doch dafür bleibt uns kaum Zeit. Nachdem wir vom Highway auf eine Gravelroad abgebogen sind, entdecken wir rechterhand gut zwanzig Kängurus. Sie hüpfen über ein Feld und queren dann die Straße, auf der wir gerade unterwegs sind, wenige Meter vor uns. Wir sind davon noch völlig fasziniert, da wandern auf der linken Straßenseite mehr als fünfzehn Emus vorbei. Zäune sind keine zu sehen, also handelt es sich wohl kaum um eine Farm. So etwas haben wir wirklich noch nicht erlebt. 
 
  

Am Parkplatz vom Mount Hollow, den wir heute erklimmen wollen, steht ein Schulbus geparkt. Sofort schießen uns entsetzliche Bilder in den Kopf. Wir, wie wir auf dem Gipfel stehen, umringt von unzähligen Kindern, die johlend um uns herumspringen. Besser wir lassen es ruhig angehen und essen noch eine Birne. Vielleicht kommen sie uns dann entgegen, sobald wir uns auf den Weg machen. 
Da es nur 1,2 km bis zum Gipfel sind und Drohnen verboten, nehmen wir nichts mit außer unsere Kameras. Der Aufstieg startet über ein paar Stufen aus Holz. Danach geht es über ein paar Felsen. Am Ende ist sogar etwas klettern nötig. An einer besonders hohen Stufe im Fels ist Cecil voll konzentriert. Er drückt sich hoch und setzt seinen Weg voller Elan fort. Den Ast auf Kopfhöhe, sieht er erst, als es schon zu spät ist. Mit Schwung knallt seine Stirn dagegen. Für einen kurzen Moment wird alles schwarz, dann klappen seine Beine ein. Es dauert einen Moment bis wir beide kapieren, was passiert ist. Zum Glück scheint der Schaden nicht zu groß. Am schlimmsten hat es wohl die GoPro erwischt. Die ist mit der Linse voraus auf den Fels geknallt. Doch der Schaden wirkt nur oberflächlich. Genau wie der, den Cecil davonträgt. Es wird wohl eine ordentliche Beule, aber ansonsten erholt er sich recht schnell von dem harten Schlag. 
 
 
Kurz vor dem Gipfel macht der Mount Hollow seinem Namen alle Ehre. Extreme Überhänge, Durchgänge und Höhlen sehen wir alle Nase lang. Auf dem Gipfel selbst ist es total windig. Dazu hat sich eine dicke Wolke vor die Sonne geschoben. Von den Kindern ist aber zum Glück keine Spur zu sehen. Wir machen trotzdem nur schnell ein paar Aufnahmen und uns direkt im Anschluss auf den Rückweg. Dieser ist wie so oft anspruchsvoller, als der Weg hinauf, doch wir kommen ohne weitere Verletzungen unten an. 
 

 



 
 
Es ist bereits 16 Uhr, als wir zurück bei Koby sind. Da noch weitere interessante Wanderungen hier in der Umgebung auf uns warten, entscheiden wir die Nacht auf einem Platz in der Nähe zu verbringen. Bevor es losgeht, ersetzt Cecil abermals die durchgeknallte Sicherung der Blinkanlage. Dazu entscheidet er nur noch zu blinken, wenn es wirklich nötig ist. 
Als es darum geht von einer Gravelroad auf den Highway abzubiegen, vergisst Cecil seinen Vorsatz. Obwohl niemand hinter ihm ist oder auf dem Highway, betätigt er den Blinker. Wir können hören wie die Sicherung erneut durchknallt. Auf dem weiteren Weg haben wir zum Glück niemanden mehr hinter uns, doch so kann es nicht weitergehen. Wir müssen erneut einen Kfz-Elektriker aufsuchen und hoffen, dass das Problem dann endgültig gelöst werden kann. Aus Mangel an Alternativen heißt das wohl, dass es morgen zurück nach Horsham geht. 
Am Lake Taylor, etwa 10 km nördlich von Mount Hollow und nur 20 km östlich von Horsham, darf man kostenlos campen. Es könnte hier wirklich schön sein, wäre es nicht so unglaublich windig. Sarah hat ordentlich mit dem aufgewirbelten Staub zu kämpfen, während sie Yoga macht. Cecil baut derweil die Solarpanele auf und schließt die Ladestation für den Laptop an.
Danach will er Kaffee- und Milchpulver auffüllen. Die große Kaffeedose befindet sich hinter der Kühlbox. Auf dieser findet Cecil etwas Müsli. Er denkt sich nicht viel dabei und mümmelt die paar Krümel. Wahrscheinlich ist beim letzten Umfüllen etwas daneben gefallen. Hinter der Box findet er noch mehr Müsli und schlussendlich hält er die Tüte in der Hand. An mehreren Stellen weist diese Löcher auf. Offensichtlich haben wir doch eine Maus an Bord. Wir haben es bereits vermutet, doch das ist der Beweis. Ohne Umschweife räumt Cecil die gesamte Kühlbox und alles, was sich dahinter befindet aus. Weitere Behälter sind zum Glück nicht angeknabbert. Dazu findet er nur wenige Kötel. Mit etwas Glück ist die Maus schon lange wieder ausgezogen. Um zukünftige Überraschungen zu vermeiden, füllen wir Müsli und Salz, welches ebenfalls angeknabbert wurde, in Boxen um. Nachdem alles neu verpackt und wieder eingeräumt ist, sitzt Cecil hinten am Kofferraum. Von dort aus hört er es ab und zu verdächtig rascheln. Natürlich möchte er der Maus nichts Böses, doch wenn er sie jetzt entdeckt, wissen wir wenigstens, dass wir eine Falle besorgen müssen. Am Ende ist es jedoch nur eine Zeitschrift, die im Wind flattert. Eine gewisse Besessenheit von dieser Maus kann Cecil wohl kaum verneinen. 
Gegen Abend machen wir uns daran das Essen vorzubereiten. Es soll eine Kürbissuppe mit weiterem Gemüse und Reis geben. Cecil erklärt sich bereit den Kürbis dafür zu reiben. Er hatte nicht damit gerechnet, dass das sogar noch anstrengender ist als Käse zu reiben. Dazu landen Frühlingszwiebel, Spinat, grüne Bohnen und Sellerie in der Suppe. Das Endergebnis schmeckt und wärmt. Sarah kam dazu bereits im Vorfeld eine geniale Idee. Statt der üblichen Schüsseln löffeln wir unsere Suppe aus Joghurt-Dosen. Diese können wir anschließend direkt verwenden, um die Portionen für die nächsten Tage darin abzufüllen. Der Abwasch geht demnach angenehm schnell. Das kommt uns sehr gelegen, denn die Außentemperatur ist mittlerweile ziemlich unangenehm. 
 
 
Gegen die Kälte haben wir ab heute jedoch ein Ass im Ärmel. Sarah zieht ihre neue Jacke an und Cecil schlüpft in seine Thermo-Unterwäsche. Wir beide sind sehr zufrieden mit unseren Käufen.
Um kurz nach acht beginnt Cecil mit dem Schreiben der Stichpunkte. Sarah geht wenig später ins Zelt und liest dort noch eine Weile. Als Cecil fertig ist mit den Stichpunkten, fängt er einen Film an. Schnell merkt er jedoch, dass er so lange nicht mehr durchhält. Stattdessen schaut er noch eine Folge seiner neuen Serie. Die macht ihn wieder munter, doch er geht anschließend trotzdem ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag. 
 
 


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