03.05., Montag: Kiata Campground - Hallo, Herr Fuchskusu!
Als wir langsam wach werden, ist das Prasseln des Regens das Erste, was wir mitkriegen. Unsere Motivation aufzustehen sinkt dadurch gegen Null. Sarah hatte geplant gleich morgens Sport zu machen, aber im Regen wohl kaum. Daher gehen wir direkt zum Frühstück über. Das heißt, wir probieren es. Der Wind treibt den Regen horizontal über den Platz und wir finden schlicht keinen Platz, an dem wir einigermaßen trocken bleiben würden. Dazu laufen zwei Frauen mit Hunden ihre Runden um das Cricketfeld. Beide haben ihre Tiere nicht gut unter Kontrolle. Wir entscheiden daher abzufahren und woanders zu frühstücken.
Der Platz ist menschenleer und es hat aufgehört zu regnen, als wir abfahrbereit sind. Das ist nicht so gut gelaufen. Unterwegs nach Tailim Bend setzt jedoch wieder heftiger Regen ein. Völlig unvermittelt geht plötzlich der Tempomat ohne Cecils zutun aus. Wenig später streiken die Blinker. Der Start in diesen Tag gestaltet sich wirklich alles andere als optimal.
In der Stadt angekommen, zum Glück ohne weitere Zwischenfälle, halten wir an einem Park. Sarah sucht sich einen Platz unter einem Pavilion und beginnt mit ihrem Sport. Es regnet aktuell nicht, aber es kann natürlich jederzeit wieder losgehen. Cecil nutzt die Zeit, um Koby's neueste Probleme genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Sicherung der Blinker ist durch. Ersatz ist schnell gefunden, doch Blinken will Koby noch immer nicht. Vielleicht liegt das Problem in der Blinkeinheit. Diese befindet sich im Fußraum des Fahrers und ist nur schwer zu erreichen. Cecil muss sich ordentlich verrenken, findet dann aber den Übeltäter. Eines der drei Kabel, mit dem die Blinkeinheit angeschlossen ist, hat sich gelöst. Nachdem das Kabel wieder an Ort und Stelle ist, funktioniert das Blinken wieder. Beim Tempomat dagegen kann Cecil nicht viel tun. Vielleicht ist es nur der Hebel, der sich verklemmt hat. Das hatten wir schonmal und hat sich nach einer Reinigung und etwas Zeit von selbst erledigt. Wir werden sehen. Wichtiger ist, dass Koby wieder Blinken kann.
Sarah ist bald darauf fertig mit Sport. Wir tragen alles für unser Frühstück vom Auto zum Pavillion und essen dort. An dem großen Tisch dort haben wir endlich mal richtig Platz, was wirklich angenehm ist. Eher unangenehm ist der nachfolgende Abwasch mit eiskaltem Wasser.
Da kommt es uns sehr gelegen, dass wir bei der Shell-Tankstelle im Ort eine kostenlose heiße Dusche nutzen können. Man muss lediglich den Autoschlüssel als Pfand hinterlassen.
Während wir frische Sachen aus den Kisten holen, regnet es immer wieder kurz. Das nervt natürlich, doch es könnte auch schlimmer sein. Nacheinander gehen wir duschen. Wasserdruck und -temperatur sind ordentlich. Wirklich ein toller Service. Sauber und einigermaßen warm, steht anschließend wieder eine eher unschöne Angelegenheit auf dem Plan.
Die nächsten zwei Krankenhausrechnungen sind bald fällig. Sarah kann, um diese zu begleichen, beim Rechnungswesen anrufen und ihre Kreditkartendaten durchgeben. Die Angelegenheit dauert nur wenige Minuten und schon sind die fälligen 2.000$ von Sarahs Konto abgebucht. Einen entsprechenden Beleg erhält sie per Mail. Positive Nachrichten erhalten wir heute leider keine. Weder der RFDS noch das Krankenhaus in Port Hedland haben ein Dokument geschickt, mit dem Sarah die Notwendigkeit des Transports per Flugzeug gegenüber der Versicherung nachweisen könnte. Sollte morgen noch immer nichts gekommen sein, wird nachgehakt.
Wir verlassen Tailim Bend und fahren weiter in Richtung der Grenze zu Victoria. Der Tempomat geht überraschenderweise wieder. Dafür steigen die Blinker beim ersten Betätigen erneut aus. Gezwungenermaßen halten wir auf der nächsten Rest Area. Die Sicherung scheint intakt. Cecil Flucht wie verrückt, als er sich erneut verdrehen muss, um an die Blinkereinheit zu gelangen. Alle Kabel sind noch, wo sie sein müssen. Vielleicht ist jetzt das Teil selbst defekt. Auch das hatten wir bereits.
In Keith, der nächsten Stadt, checkt Cecil erneut alles durch. Es ist wirklich extrem unangenehm ohne funktionierende Blinker zu fahren. Irgendwo im Outback würde uns das wohl kaum stressen, doch hier hat man so gut wie immer ein Auto hinter sich. Wieder kann Cecil den Fehler nicht entdecken. Es hilft nichts, wir müssen einen Kfz-Elektriker aufsuchen. In Bordertown, kurz vor der Grenze, finden wir einen. Direkt machen wir uns auf den Weg und vergessen in dem ganzen Stress günstig in Keith zu tanken. Das müssen wir dann wohl auch in Bordertown erledigen, was laut unserer App 6 Cent mehr pro Liter bedeutet. Der Tag hat wahrlich mehr Tiefen als Höhen.
In Bordertown angekommen, hat der Elektriker zum Glück spontan Zeit für uns. Er testet alles mit dem Multimeter durch und probiert es am Ende mit einer neuen Blinkeinheit. Die Sicherung knallt daraufhin wieder durch. Doch er gibt nicht auf. Zwischendurch unterhalten wir uns ein wenig über unsere bisherige Reise. Ein echt netter Typ und wir sind sehr dankbar, dass er sich sofort um unser Problem kümmert. Statt einer Blinkeinheit, die mit drei Kabeln angeschlossen wird, setzt er eine mit nur zwei Verbindungen ein. Damit geht es. Offenbar hat das dritte Kabel für die Probleme gesorgt. Beim Blinken wird jetzt kein akustisches Signal mehr abgegeben, aber daran werden wir uns schon gewöhnen. Die Hauptsache ist das Koby wieder Signale geben kann.
Erst auf unsere Nachfrage ruft der Elektriker einen Preis für seine Dienste auf. Von sich aus hätte er anscheinend gar nichts verlangt. Mit nur 20$ gibt er sich zufrieden. Als wir das erste Mal die Blinkeinheit ersetzen mussten, haben wir alleine dafür 45$ bezahlt. Der Mann ist wirklich sehr nett. Wir nutzen die Gelegenheit und sprechen noch das Thema mit unserer ständig leeren Batterie an. Sofort holt er sein Testgerät raus. Er setzt dabei auf ein analoges, da er diese modernen Teile für Spielzeug hält. Es folgt das übliche Prozedere. Motor anlassen, Licht einschalten. Gemeinsam gehen wir die Messwerte durch. Auch einen heimlichen Verbraucher kann er nach einigen Tests ausschließen. Am Ende meint er die Batterie sei schlicht zu alt. In wärmeren Gefilden hat sich das noch nicht sehr bemerkbar gemacht. Er selber hat keinen passenden Ersatz parat, aber in Horsham sollten wir sicher fündig werden. Mit um die 120$ sollten wir dann rechnen. Wir bedanken uns vielmals, bevor wir unseren Weg fortsetzen.
Bei den ersten paar Richtungswechseln müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass der Blinker nicht schon wieder kaputt ist, sondern einfach kein Geräusch mehr von sich gibt. Es ist wirklich erstaunlich, was das ausmacht. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir uns daran gewöhnt haben. An der Tankstelle angekommen, ist das Benzin nicht so teuer wie befürchtet. Dazu legt Koby beim Verbrauch beinahe einen neuen Rekord hin. Auf den letzten 300 km hat er im Schnitt lediglich 13,66 Liter verbrannt.
Es ist 16:30 Uhr als wir Bordertown verlassen. Bis zum Platz für die kommende Nacht werden wir noch gut 1 ½ Stunden brauchen. Demnach werden wir wohl erst im Dunkeln ankommen. Die Sonne geht hier bereits gegen halb sechs unter. Das wir unterwegs die Grenze nach Victoria passieren, bemerken wir nur, da uns ein Schild am Straßenrand im Staat willkommen heißt. Eine Grenzkontrolle gibt es nicht. Wie vorher gesagt, erreichen wir den Platz um 18 Uhr und wie erwartet ist es bereits dunkel. Die letzten Kilometer waren daher ziemlich stressig. Doch wir haben keine ungewollten Begegnungen mit Kängurus. Wir suchen nicht lange nach einem Platz, sondern nehmen den Erstbesten. Etwas weiter brennt das Feuer weiterer Camper, ansonsten scheint niemand weiter hier zu sein. In der Hoffnung, dass es noch etwas trocknet bevor wir ins Bett gehen, bauen wir sofort das Zelt auf. Danach machen wir unser Essen warm. Das geht leichter als gedacht, trotz der vielen verschiedenen Komponenten. Zunächst wärmen wir den Kartoffelbrei im Topf auf. Bratwürste, Karotten und Spiegelei landen anschließend in der Pfanne. Zu guter Letzt kochen wir etwas Sauce im Topf auf. Alles ist am Ende eher lauwarm als heiß, doch schmeckt gut. Bis auf die Sauce, von der wir den letzten Rest sogar wegkippen.
Wie so oft droht uns der Berg an Abwasch zunächst zu erschlagen, ist dann aber doch schnell und routiniert erledigt. Cecil holt daraufhin das Tablet heraus und beginnt damit Stichpunkte zu schreiben. Sarah löst derweil ein Sudoku und unterstützt, falls eine Gedächtnislücke auftritt. Schon nach wenigen Minuten vernimmt Cecil ein verdächtiges Rascheln. Aus Erfahrung hat er die Taschenlampe mittlerweile immer direkt am Mann. Die Geräuschquelle ist damit schnell entdeckt. Ein Fuchskusu sitzt auf dem Baum direkt neben uns.
Sobald wir ihn im Schein der Taschenlampe erfasst haben, flüchtet er ein kleines Stück den Baum hinauf. Wir finden das Tier jedoch schnell wieder. Obwohl der Kusu jetzt so hoch im Baum sitzt, dass wir drohen eine Nackenstarre zu erleiden, wenn man zu lange nach oben schaut. Doch davon lassen wir uns natürlich nicht abhalten und kriegen trotzdem ein paar schöne Aufnahmen. Wir lassen den Fuchskusu dann schnell wieder in Ruhe. Mit etwas Glück kommt er nochmal zu uns herunter.
Um kurz vor acht ist Cecil mit den Stichpunkten fertig. Wir schauen daraufhin erneut nach dem Fuchskusu. Dieser hat seine Position in der Zwischenzeit nur minimal geändert. Cecil leuchtet so gut es geht mit der Taschenlampe, während Sarah versucht weitere Bilder und Videos aufzunehmen.
In dieser Größe waren übrigens damals die Motten, die sich in NSW in unser Feuer geworfen haben. Eklig oder? |
Kurz darauf geht Sarah ins Zelt. Oben blättert sie erst durch eine Zeitschrift mit Rezeptideen von Woolworths, anschließend schaut sie eine Folge ihrer Serie auf dem Handy. Um etwa 21:30 Uhr ist es für sie an der Zeit zu schlafen.
Cecil widmet sich derweil der Bearbeitung der nächsten Videos für den Blog. Was gar nicht so leicht ist bei den ganzen tollen Aufnahmen der Schildkröten, mit denen wir entlang der Coral Bay geschwommen sind. Am Ende ist er jedoch recht zufrieden. Mit der passenden Musik werden die Clips bestimmt gut ankommen.
Nach Feierabend schaut Cecil die ersten zwei Folgen einer Serie, die er zufällig bei Netflix entdeckt hat. Diese gibt sehr detaillierte Einblicke in die Formel 1 und ist von Beginn an sehr fesselnd. Wenn es nach Cecil geht, sollten sich die Verantwortlichen der Formel 1 und Netflix mal zusammensetzen. Der Sport erscheint im Rahmen dieser dokumentarischen Serie viel interessanter, als es in den letzten Jahren im Fernsehen der Fall war.
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