31.03., Dienstag: Depot Glen - Das wahre Outback

Wie immer stehen wir sehr früh auf. Es bringt nur leider nichts, da uns die Fliegen wieder einen Schritt voraus sind. Es bringt uns teils an den Rand des Wahnsinns. 
Um euch das ganze Dilemma mit den Fliegen etwas näher zu bringen, hier ein ganz kleiner Exkurs. Die gewöhnliche Fliege legt ihre Eier in Kot ab. Dort ist es im besten Fall mollig warm und es gibt ausreichend Nährstoffe, an dem sich die Nachkommen laben können. Mit der flächendeckenden Einführung von Weidetieren in Australien wurde den Fliegen quasi das Buffet eröffnet. Je mehr Nutztier, desto mehr Fliegen. Mittlerweile werden sogar Insekten importiert, die den Dung vernichten sollen. Wir meinen: bisher ohne Erfolg. Übrigens ist der Kot von Kängurus, Wombats und dergleichen zu trocken und nährstoffarm, um den Fliegen zu dienen. Sobald die Fliegen geschlüpft sind, sind die Männchen sofort geschlechtsreif. Die Weibchen dagegen müssen erst ausreichend Protein zu sich nehmen. Dieses holen sie sich vornehmlich aus den Augen- und Mundwinkeln von Tier und Mensch. Wenn da mal eine in der Nase oder im Ohr landet … die Fliegen stört das nicht weiter …
Kurzum machen wir uns nach einem erneut sehr stressigen Frühstück auf den Weg nach Broken Hill. Cecil ist volles Risiko gegangen oder wie er sagen würde: “Mal sehen, wie viele Kilometer wir mit einem Tank wirklich kommen.”. Kurz vor dem Stillstand erreichen wir die rettende Tankstelle. Wir besorgen noch ein paar letzte Kleinigkeiten bei Woolworths und tauschen bei McDonald's 10 Dollar in Münzen, um die Gebühren des Sturt NP zahlen zu können.
Sturt NP - Unser nächstes Ziel. Drei-Staaten-Eck von NSW, South Australia und Queensland. Weiter ins Outback kommst du nicht, ohne eine Grenze zu passieren. Was in der derzeitigen Situation undenkbar scheint. 
Zu unserer Überraschung ist die Straße komplett geteert und in tadellosem Zustand. Noch dazu geht der Verkehr gegen Null. Diese Chance lässt sich Sarah nicht entgehen und sie setzt sich zum ersten Mal hinters Steuer. Nach kurzer Eingewöhnungsphase fühlt sie sich tatsächlich einigermaßen wohl. Sogar eine spontan kreuzende Ziege bringt sie nur leicht aus der Ruhe.



Nach etwa 140 km legen wir eine kurze Rast ein und Cecil übernimmt wieder.
Es geht weiterhin überwiegend über befestigte Straßen und gegen 15:30 Uhr kommen wir an unserem vorher ausgewählten Schlafplatz an. Doch dieser ist geschlossen. Wir haben seit Stunden keine Menschenseele getroffen, aber den Campingplatz sperrt man dann halt doch sicherheitshalber ab...Verrückte Zeiten!
Zum Glück haben wir neben Camper-Mate noch die App Wiki-Camps gekauft. Ein weiterer Platz soll gleich in der Nähe sein. Es geht nochmal 15 km über eine Gravel Road. Wir landen an einem kleinen Platz vor einem großen Coolibah-Baum, der einem ausgetrockneten Flusslauf entwächst. Es wirkt alles wie ein Camp aus den Gründerzeiten. Ob hier Sturt auf seiner Expedition 1840 campiert hat?


Wenn dann hatte er wohl Glück, dass es damals noch nicht so viele Fliegen gab. Denn hier scheint die ganze Plage zu gipfeln. Wir haben uns ein neues Anti-Mücken-Spray zugelegt, welches angeblich auch gegen Fliegen helfen soll. Tatsächlich: Für einige Minuten haben wir Ruhe. Dann ist wieder alles beim Alten. Wäre auch zu schön gewesen.
Mit den provisorischen Mücken-Hüten auf dem Kopf liest Cecil aus dem Reiseführer vor, was uns am nächsten Tag im NP erwartet.

Kurz vor Sonnenuntergang beginnen wir Nudeln zu kochen. Auch die Fliegen scheinen zu merken, was die Stunde geschlagen hat. Es sind so unglaublich viele. Ein wahrer Test für die Psyche.


Kurz nach Sonnenuntergang sind die Nudeln fertig und wir verpacken die Portionen für die nächsten Tage. Dann braten wir das Hackfleisch an. Wir hatten keine verderblichen Vorräte mehr an Bord, daher haben wir uns heute Hackfleisch für eine Bolognese gegönnt. Wir dachten, wir könnten diese ungestört genießen. Doch nach der fast biblischen Fliegenplage fallen jetzt gefühlte zwei Millionen Mücken und Nachtfalter über uns her.

 
Ohne die ein oder andere zusätzlicher Proteinquelle in Kauf zu nehmen, ist das Essen kaum möglich. Bei Cecil ist die Schmerzgrenze wieder recht früh erreicht und er stellt die Nahrungsaufnahme ein. Sarah kneift die Augen zusammen und zieht durch.
Um uns nicht ganz den Insekten geschlagen zu geben, zünden wir noch das geplante Lagerfeuer an, für das Cecil ein paar Stunden vorher noch fleißig Holz gesägt hat. Genießen können wir das Ganze leider nicht. Auch hier am Feuer sind die Viecher gnadenlos. Mehrmals pro Sekunde stürzen Insekten im lodernden Feuer ab, doch all das scheint sie nicht aufzuhalten. So lange es noch einen Falter oder Käfer gibt, der uns ins Gesicht fliegen kann, scheinen sie festen Willens das bis ans Ende durchzuziehen.



Der Rest des Abends lässt sich kurz zusammenfassen: Spinne im Zelt (die Sarah in ihrem Pullover mitgebracht hat) mühsam entfernen, ewiges ticken der tausend Mücken an der Zeltwand versuchen auszublenden (und Mücken im Zelt), beim Schlafen in Klamotten (Schutz vor Stichen) sich richtig einen abschwitzen.

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