01.04., Mittwoch: Sturt NP - Mit Emus und Roos durch die Steinwüste

Wenn ihr gelesen habt, wie der vorangegangene Abend verlaufen ist, könnt ihr euch ansatzweise die vergangene Nacht vorstellen. Es war doch recht schlimm. Wir hatten arge Probleme beim Einschlafen. Es kamen immer wieder sehr verstörende Geräusche aus dem Wald und dann hatten wir noch Mücken im Zelt.
Dementsprechend gerädert steigen wir aus unserem Dachzelt. Aber das auch nur, um uns unser Frühstück zu holen. Joghurt mit Müsli und Apfel gibt es heute oben im Bett. Lieber die 15 Mücken hier oben, als die unerbittliche Insekten-Front da unten. Mit dem Fenster-Sack über dem Kopf packen wir das Zelt ein.

Nach kurzer Fahrt erreichen wir Tibooburra. Das wohl entlegenste Städtchen in ganz NSW. Die einzige alternative Tankstelle befindet sich in Cameron Corner. Aber das befindet sich leider jenseits der Grenze in South Australia. Die Toiletten hier an der Tankstelle von Tibooburra sind verschlossen. Als Cecil die Tankfüllung bezahlt, erfährt er, dass im Grunde das ganze Dorf abgeriegelt ist. Tibooburra ist abgelegen und medizinisch schlecht versorgt. Da kommen natürlich die Einwohner an erster Stelle und Touristen sind aktuell nur eine Gefahr. Hier bleibt alles zu, bis der Corona-Virus überstanden ist. Im National Park soll ebenso einiges abgesperrt sein. Die Inhaberin der Tankstelle entschuldigt sich mehrfach dafür…


Wir versuchen trotzdem unser Glück und machen uns auf den Weg zum Mount Wood Wanderweg. Es wird ein langer Weg. 35 Kilometer fahren wir den Gorge Loop entlang. Wir passieren schier entlose Steinwüsten, nur gespickt mit kleinen Grünflächen und unterbrochen von der Durchquerungen kleinerer, bereits seit langem ausgetrockneten Flussbetten.


 

Am Wanderweg kommt uns, ein meist als negativ empfundener Umstand, sehr zugute: Es ist sehr windig. Die auch hier vorherrschenden Fliegen, können uns so nicht so einfach attackieren. Dumm sind sie aber nicht. Der Windschatten ist schnell ausgemacht und dort finden sie sich in Scharen zusammen. Das können wir jedoch sehr gut ertragen und machen sogar lustige Fotos dieser “Versammlungen”.



Der Aufstieg zum Gipfel bietet ansonsten keine Highlights. Wir brauchen lediglich 45 Minuten, um den steinigen Weg zum Gipfel zu erklimmen. Aber hier wird es aufregend, denn der Wind pfeift mit Orkanstärke. Nur einen halben Meter zu einer anderen Seite oder tiefer merkt man nichts. Doch auf dem Gipfel…. Wooooohoooo. Für diese Windstärke stehen wir ungewöhnlich lange im Epizentrum. Fast fühlt es sich so an, als würden, wenigsten für einen Moment, alle schlechten Gedanken einfach weggeweht. Mit ihnen die Fliegen :)


Der Rückweg zum Auto vergeht wie im Flug und so rocken wir den Wanderweg in einer Stunde, anstatt der veranschlagten drei Stunden. Weiter geht es über die karge Schotterpiste durch den NP. Doch auch hier erleben wir noch etwas: mehrere Känguru-Sichtungen und einer Gruppe Emus kommen wir erstaunlich nahe.

 



Am Highway angekommen, entscheiden wir uns gegen eine weitere Erkundung des NP und fahren zurück nach Tibooburra. Kurz vor dem Ortseingang soll es einen ca. 3 km langen Rundwanderweg geben. Doch die Straße zu dessen Startpunkt ist gesperrt. Okay… dann halt gleich Richtung Ostküste.

Die letzten Tage haben Spuren hinterlassen. Hier im Outback wird es sicherlich nicht einfacher. Die nächste Stadt mit vernünftiger Infrastruktur: Bourke; Entfernung: 425 km.


Auf dem Wege erleben wir weiterhin das wahre Outback-Feeling: Endlos wirkende Steppe und staubige Sandpisten. Cecil hat teils einen haiden Spaß. Doch dann kommen immer wieder die Vieh-Gitter vor denen man bremsen muss, da dort teils unglaubliche Schlaglöcher warten; und ihr wisst ja noch: bremsen = unglaubliches Rütteln. Diese Gitter werden immerhin mit Schildern angezeigt. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch mal ganz plötzlich Schlaglöcher oder Bodenwellen geben kann. Zum Beispiel kann Cecil eine doppelte Bodenwelle im Vorfeld nicht erkennen und so kacheln wir mit ca. 75 km/h darüber. Die erste schaukelt uns ordentlich auf und bei der zweiten heben wir ab. Diese kurze Flugphase erleben wir wie eine Zeitlupe aus einem Kinofilm. Zum Glück werden wir nur ordentlich durch die Luft gewirbelt und Koby fährt unbeirrt weiter. Ansonsten gibt es keine bösen Überraschungen. Dafür aber einige gute. An einem der Viehgitter können wir einen Bearded Dragon beobachten und mitten auf der Straße läuft uns noch ein Goulds Waran über den Weg.




Zwischen dem Sturt NP und Bourke ist Wanaaring der einzige Ort mit einer Tankstelle. Kurz davor inspizieren wir einen Camping-Vorschlag von Wiki-Camps, aber der kommt uns doch sehr komisch vor. Es handelt sich lediglich um eine Art Zugang zu der Stromleitung, die parallel zur Straße verläuft. In Wanaaring tanken wir für 1,98/L 30 Liter. Normalerweise bezahlen wir um die 1,25/L. Cecil fragt die Tankstellen/Supermarkt/Restaurant-Besitzerin, wie sie es mit den Fliegen aushalten. Sie sei noch nicht lange da, aber mal ist es besser, mal schlimmer. Also auch von den Einheimischen kriegt man keine hilfreichen Tipps. Gegen die Fliegen scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Mitten im Dorf soll es einen Campingplatz geben, aber uns ist das alles nichts. Kurz nach dem Ortsausgang treffen wir erneut auf einen Tannenzapfen-Skink.


Entgegen dem Platz kurz vor Wanaaring, nehmen wir das Busch-Camp kurz nach dem Ort dankend an. Es scheint ein Zugangsweg zu einem Telekommunikation-Mast zu sein. Stören werden wir hier wohl niemanden und es ist etwas abseits der Straße. Doch uns stört etwas und zwar gibt es hier gefühlt doppelt so viele Fliegen wie am letzten Schlafplatz.

Also essen wir wieder im Auto. Erneut gibt Cecil als erster auf. Es ist viel zu warm und die Fliegen sind auch im Auto. Man kann sie einfach nicht loswerden.
Während wir das Zelt aufbauen attackiert uns eine Fusion aus Fliegen und Mücken.

Wir ziehen uns zurück und gucken unseren ersten Film: “Die unglaubliche Welt des Walther Mitty”. Sehr empfehlenswert.

P.S.: Nicht empfehlenswert: sich beim wild-pinkeln in den Po stechen lassen.

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