25.07., Sonntag: Yerriyong State Forest Bush Camp - Ein Termin zur Besichtigung

Wir wussten, dass die vergangene Nacht nicht erholsam werden würde. Unsere Erwartungen wurden aber tatsächlich noch übertroffen. Es war die wohl bisher schlimmste Nacht, seit wir mit Koby unterwegs sind. Viel Schlaf haben wir jedenfalls nicht bekommen. Ständig wurden wir vom Sturm geweckt. Im Grunde durchgehend flatterte die Regenplane lautstark im Wind. Teilweise hatten wir darüber hinaus das Gefühl, Koby würde jeden Moment umkippen. Es ist eine wahre Erlösung, als um 7 Uhr der Wecker klingelt. Für einen Moment bleiben wir allerdings trotzdem noch liegen. Die Sonne wirft bereits die ersten Strahlen auf das Zeltdach. Durch die Plane hindurch können wir den Riss im Regencover sehen. Das sieht wirklich nicht gut aus. Mal sehen, wie wir das repariert kriegen. 
 


Unten angekommen, hat der Wind natürlich noch immer nicht nachgelassen. Warum sollte er auch? Wir sind deswegen beide ziemlich genervt. Immerhin ist es unser letzter Morgen im Kangaroo Valley. Es ist wirklich schade, dass uns der Abschied so vermiest wird. Aber gegen die Natur sind wir machtlos. Das haben wir mittlerweile gelernt. Es bleibt uns daher nur der Rückzug. Wir entscheiden sogar das Frühstück zu verschieben. Bei diesen Windverhältnissen würde das sicher kein Vergnügen werden. Also beginnen wir alles für die Abfahrt bereit zu machen. Nach einem verhältnismäßig langen Aufenthalt befindet sich so einiges nicht mehr an seinem angestammten Platz. Das Zusammenpacken dauert länger als normal. Oben drauf sorgt das kaputte Zelt für Mehraufwand. Die gerissene Regenplane lässt sich nicht mehr so einfach falten. Von den abgerissenen Halterungen, finden wir am Ende immerhin noch eine. Für den Ersatz der zweiten, wird sich Cecil etwas einfallen lassen müssen. Schweigend machen wir uns anschließend auf den Weg. Den Abschied haben wir uns natürlich schöner vorgestellt. Hinzu kommt, dass auch kein Wombat oder Känguru in Sicht ist und der Wind unablässig pfeift. Vielleicht wollte uns das Kangaroo Valley damit die Entscheidung abzufahren etwas erleichtern. 
Im Grunde haben wir ab sofort keinen weiteren Plan. Fest steht nur, dass wir einkaufen müssen. Abgesehen davon wissen wir nicht genau, wie es weitergeht. Es fällt uns allerdings auch schwer darüber nachzudenken. Mittlerweile haben wir enormen Hunger. Selbst der kleinste Gedanke fällt unter diesen Umständen schwer. In Bomaderry, einem kleinen Ort kurz vor Nowra, brechen wir das Schweigen. Aus unserer Not heraus, entscheiden wir uns Frühstück von einem Fast-Food-Laden zu besorgen. Hier an der Küste ist der Wind nicht weniger geworden. Etwas mit unserem Gaskocher zu zaubern, scheint daher undenkbar. 
In der Burgerbude angekommen, steht uns der Sinn schon eher nach Mittagessen. Leider sind wir dafür etwas zu früh dran. Unsere Wahl wird daher eher zur Qual. Nachdem wir unsere Bestellung am Bildschirm eingetippt haben, dauert es nicht lange, bis das Essen vor uns steht. Wir sitzen drinnen, ohne zu wissen, ob das in der aktuellen Corona-Situation zulässig ist. Es vertreibt uns aber auch niemand. Außerdem warten wir noch auf unsere Getränke. Besonders Sarahs Tee lässt auf sich besonders Zeit. Sie hat einen grünen bestellt, bekommt dann nach endlosen Minuten aber einen Pfefferminztee. Immerhin geht der Umtausch schnell von statten. Etwa genauso schnell haben wir unsere Burger verspeist. Das Verlangen ist groß noch mehr zu essen. Doch wir reißen uns zusammen und lenken uns mit Arbeit ab. Für gut eine halbe Stunde sind wir im Internet unterwegs. Natürlich steht der Verkauf von Koby im Fokus. Aber wir machen uns auch ein Bild der aktuellen Nachrichtenlage. Dazu warten Kleinigkeiten darauf erledigt zu werden. 
Zurück im Auto sitzen wir noch eine ganze Weile einfach so da und starren ins Leere. In unseren Köpfen fahren die Gedanken Achterbahn. Wir haben keinen wirklichen Plan, wie es von hier an weitergehen soll. Klar, die Abreise steht kurz bevor. Bis dahin müssen wir Koby an den Mann bringen. Doch aktuell überfordert uns diese Situation schlichtweg. Nach einigem Hin und Her, bei dem die ein oder andere Reiberei nicht ausbleibt, entscheiden wir zunächst einkaufen zu gehen. Wenigstens davon haben wir grob eine Ahnung. 
Auf dem Parkplatz vor Aldi bemerken wir, dass wir wohl kaum genügend Bargeld für einen Einkauf dabei haben. Aldi verlangt in Australien eine Gebühr, wenn man mit Karte bezahlt. Die sind wir alten Sparfüchse natürlich nicht bereit zu zahlen. Leider sind wir bis zum nächsten Geldautomaten, an dem wir kostenfrei Geld abheben können, gute zehn Minuten zu Fuß unterwegs. Die Laune hebt das natürlich nicht gerade. Ihren Tiefpunkt erreicht sie dann aber im Supermarkt selbst. Der Laden ist gerammelt voll. Dazu sind mehrere Artikel ausverkauft. Darunter die guten Brötchen, die wir für unsere Burger nehmen wollten. Immerhin versuchen wir heute nicht auch noch Alkohol zu kaufen. Das hätte ansonsten durchaus Potential das Fass zum Überlaufen zu bringen.  
Die Burgerbuns bekommen wir am Ende bei Woolworths. Dort sind sie zwar deutlich teurer, aber das ist uns momentan ziemlich egal. Außerdem landet eine Packung Cookies im Korb. Die sind gerade im Sonderangebot. Fünf Stück für nur 2$. Ein fast schon pervers niedriger Preis. Außerdem gilt es noch eine Mission zu erfüllen. Nach knapp 1 ½ Jahren in Australien haben wir erst vor kurzem eine ganz neue Entdeckung gemacht. “Double Chocolate” ist unsere Lieblingsorte, wenn es um Timtams geht. Vor kurzem haben wir uns dann zum ersten Mal das Etikett genauer angesehen. Bisher sind wir davon ausgegangen, dass anders als beim Original bei der genannten Variante auch der Keks aus Schokolade besteht. Dann haben wir gelesen, dass schlicht der Schokoladenüberzug doppelt so dick ist. Eine Welt droht zusammenzubrechen. Doch wir besinnen uns schnell. Sie schmecken trotzdem himmlisch. Bevor wir abfliegen, werden wir uns davon sicherlich nochmal eine Packung gönnen. 
Für einen kurzen Moment überlegen wir im Supermarkt einen Snack zum Mittagessen zu besorgen. Doch wir besinnen uns schnell. Im Grunde sind wir noch immer satt und so richtig ansprechend wirkt das Angebot auch nicht. Damit ist unser Programm für heute so gut wie erledigt. Jetzt müssen wir nur noch einen Platz für die Nacht auswählen. Bevor wir das tun, schaut Sarah nach neuen Nachrichten. An der Front gibt es leider keine guten Neuigkeiten. Einer der Interessenten hat mittlerweile ein anderes Auto gekauft. 
Mangels Alternativen steuern wir erneut den Yerriyong State Forest an. Anders als erhofft, ist es auch hier ziemlich stürmisch. Zunächst wollen wir daher gar nicht aussteigen. Eine ganze Zeit lang sind wir tief in unsere eigenen Gedanken versunken. Doch irgendwann fassen wir uns ein Herz und gehen es wieder an. Wie gesagt ist der Verkauf von Koby ab jetzt Priorität Nummer Eins. Auch wenn es wehtut. Wir schreiben daher nochmal an Martin, dem Interessenten aus Newcastle und Kyle aus Bathurst. Mit etwas Glück ist einer von beiden unser Mann. 
Martin gibt uns direkt eine Antwort und darin zu verstehen, dass er aktuell kein Interesse mehr hat. Um auf bessere Gedanken zu kommen, zieht Cecil daraufhin los und sammelt Feuerholz. Auch Sarah rafft sich kurze Zeit später auf. Eigentlich hat sie heute Ruhetag. Doch auch sie braucht jetzt dringend etwas Ablenkung. Ohne es zu ahnen, fällt ihre Wahl auf ein sehr hartes Ausdauertraining. Dazu erschwert der Wind ihr das Leben. Andauernd wirbelt Staub durch die Luft. Es dauert nicht lange und Sarah ist schmutzig wie ein Schornsteinfeger. Cecil hat sich derweil schon in den Windschatten von Koby gerettet. Wie immer, hat er hinten am Kofferraum Schutz gefunden. Dort kann er relativ ungestört am Handy Videos bearbeiten. 
Sobald Sarah sich einigermaßen vom gröbsten Dreck befreien konnte, ist es Zeit für das Abendessen. Burger-Time! Die Brötchen sind ganz in Ordnung. Im Großen und Ganzen schmeckt es mal wieder fabulös. 
 

 
Auch sonst geht der Abend anschließend recht gut weiter. Der Interessent aus Bathurst bestätigt ein anhaltendes Interesse. Am kommenden Mittwoch würde er Koby kaufen. Er gibt an, erst dann das Geld zusammen zu haben. Uns verwirrt diese Aussage ein wenig. Denn nach unserem Verständnis geht es zunächst um eine Besichtigung. Im besten Fall kauft Kyle dann den Wagen. Die Details könnte man dann im Nachgang klären. Wir diskutieren eine Weile und schlagen dann ein unverbindliches Treffen am Dienstag vor. 
Später am Lagerfeuer schreibt Sarah nochmal mit Kyle. Am Ende steht der Termin am Dienstag. Wir treffen uns um 12 Uhr auf dem Parkplatz von McDonalds in Bathurst. Die Stadt befindet sich 200 km westlich von Sydney. Natürlich wäre ein Verkauf direkt in der Stadt vorteilhafter gewesen, aber durch Corona geht das aktuell nunmal nicht. Von Bathurst aus würden wir jedenfalls gut mit dem Zug zum Flughafen kommen. Aktuell wirkt das Ganze recht vielversprechend und praktisch. Hoffen wir einfach, dass es sich Kyle in den kommenden Tagen nicht anders überlegt.
Nach dem ganzen Stress entscheiden wir für heute Feierabend zu machen. Cecil bereitet etwas Teig für Stockbrot vor und holt anschließend weiteres Feuerholz. Mit ordentlich Mozzarella gefüllt, schmeckt das Brot geradezu hervorragend. Leider sind wir vom Burger noch immer so voll, dass wir gerade einmal ein Stück schaffen. Danach holt uns auch recht schnell die Müdigkeit ein. Gegen 23 Uhr packen wir draußen zusammen und gehen hoch ins Zelt. Gute Nacht.

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