26.07., Montag: Berry Park - Die letzte Nacht im Dachzelt
Einen Moment dauert es heute, bis wir uns aus den Federn zwingen können. Wir haben uns eingebildet Regentropfen auf der Plane gehört zu haben, doch draußen angekommen, ist alles trocken. Ohne große Eile frühstücken wir und setzen danach Wasser für Kaffee und Tee auf.
In der Zeit postet Sarah einen Tag, während Cecil das zugehörige Video mit Musik hinterlegt. Anschließend machen wir uns bereit für die Abfahrt. Alli filmt uns dabei, wie wir das Zelt zusammenpacken. Um kurz nach zehn sind wir startklar.
In Nowra geht es als erstes zu Bunnings. Für die Reparatur der Regenplane benötigen wir neues Klebeband. Auf der Rest Area um die Ecke können wir unseren Müll entsorgen. Weiter geht es zur Waschanlage. Da nur zwei Plätze zur Verfügung stehen, müssen wir einige Minuten warten. Als dann eine Box frei wird, ist diese voller Schlamm. Ist uns aber in dem Moment relativ egal. Wir wollen Koby nur schnell einmal grob mit Hochdruck abspülen. Es folgt die gründliche Handarbeit. Dafür stellen wir uns auf den Parkplatz der Tankstelle direkt nebenan.
Es dauert eine ganze Weile, bis wir einmal rum sind. Klassische Problemstellen sind die Felgen und der Kühlergrill. Daran allein schrubben wir gefühlt Stunden. Gegen kurz vor zwölf sind wir durch. Es soll ein zweiter Durchgang in der Waschbox folgen, um Reinigungsmittel und den letzten hartnäckigen Schmutz los zu werden. Leider sind wieder beide Plätze belegt. Gute zehn Minuten stehen wir an. Dann kann es endlich losgehen. Jetzt gönnen wir Koby nochmal das volle Programm. Mit Hochdruck tragen wir Seife auf. Es folgt die Schaumbürste. Alles wieder abspülen, Wax drauf und mit enthärtetem Wasser klarspülen. 10$ lassen wir uns den Spaß am Ende kosten und jede Münze hat sich gelohnt. So sauber war Koby wohl schon Jahre nicht mehr.
Es ist Zeit für das Mittagessen. McDonald’s befindet sich direkt gegenüber der Waschanlage. Allerdings gibt es dort auf dem Parkplatz keine Bürger, sondern die klassische Brotzeit mit Käse, Salami, Crackern und Dip. Als Nachtisch einen Timtam für jeden. Wlan bekommen wir hier leider nicht rein. Sarah checkt nochmal, ob wir neue Nachrichten haben. Dann machen wir uns auf den Weg nach Bathurst. Für die Strecke müssen wir knappe 3 ½ Stunden einplanen. Es wird wohl dunkel sein, wenn wir dann gegen 16:30 Uhr in der Stadt ankommen.
Die Route führt uns zurück durch das Kangaroo Valley. Wir verkneifen uns ein Tränchen, als wir nicht zur Bendeela Recreation Area Abbiegen, sondern geradeaus weiter fahren müssen. Auf dem folgenden Anstieg aus dem Tal heraus, zickt das Getriebe wieder heftig herum. Cecil hatte vorsichtshalber bereits den Schalthebel von D auf 3 gestellt, doch trotzdem gibt es Aussetzer. Auf 2 geht es dann. Mit maximal 40 km/h legen wir die letzten Kilometer der Bergstraße im Schneckentempo zurück. Immerhin gehen keine Warnlampen an und Koby macht keinerlei komische Geräusche.
In Moss Vale tanken wir auf. Wir haben entschieden, dass gute 35 Liter ausreichen sollten. Wozu volltanken, wenn wir Koby bald verkaufen? Im weiteren Verlauf der Strecke regnet es immer wieder mal. Mehrfach treffen wir dazu auf Kängurus, die sich auf oder direkt neben der Straße befinden. Aber zum Glück geht immer alles gut.
Unbeschadet erreichen wir um 16:20 Uhr Turnkey Creek. In dem Ort soll es laut Wiki-Camps einen kleinen Campingplatz mit Duschen für schmale 10$ die Nacht geben. Leider finden wir diesen total aufgeweicht und schlammig vor. Wir testen den Untergrund an zwei Stellen und sind uns sicher, dass das nur eine einzige Sauerei werden würde. Sowohl uns, als auch Koby, wollen wir das nicht antun. Danach müssten wir sicher wieder für mehrere Stunden putzen. Zwar ist es schon spät, fast dunkel und die Straßen voller Kängurus, doch es hilft nichts. Wir müssen noch weiter nach Bathurst.
In der Stadt angekommen, müssen wir noch entscheiden, wo wir die Nacht verbringen. Es gibt einen Campingplatz vor Ort. Dieser verfügt über Duschen, aber keine Camperküche. Dazu sind die Bewertungen ziemlich durchwachsen und 25$ pro Nacht auch nicht gerade günstig. Die Sparfüchse in uns setzen sich am Ende durch. Wir wollen im öffentlichen Schwimmbad duschen und anschließend auf einem kostenfreien Platz schlafen.
Am Hallenbad angelangt, bekommen wir einen der letzten Parkplätze. Wir kommen gerade richtig zur Stoßzeit gegen kurz nach 17 Uhr. Mit gepackten Sachen und der Befürchtung gleich in einer völlig überfüllten Gemeinschaftsdusche zu stehen, begeben wir uns zum Eingang. Drinnen ist es zum Glück nicht so überlaufen, wie wir es erwartet hatten. Pro Person zahlen wir 2$. Dafür bekommen wir Einzelkabinen und das heiße Wasser kommt mit ordentlich Druck aus dem Duschkopf. Wir verlassen das Schwimmbad in Bathurst sauber und zufrieden.
Erst jetzt bemerken wir unsere knurrenden Mägen. Für einen Moment überlegen wir hin und her, was wir uns auf die Schnelle zu essen machen könnten. Doch am Ende ist die Versuchung zu groß einfach gegenüber zu McDonald's zu gehen. Immerhin können wir uns zügeln und teilen uns lediglich ein kleines Menü mit ein paar Nuggets. Dabei nutzen wir die Gelegenheit nebenbei ins Wlan zu gehen. Sarah steht kurz darauf im Kontakt zu einem neuen Interessenten für Koby. Dieser fordert Details zur Batterie für den Kühlschrank an. Wir suchen alles für ihn heraus und daraufhin bietet er 4.000$. Das wäre eine Option, falls der Deal morgen platzen sollte. Wir versprechen dem potentiellen Käufer uns in diesem Fall bei ihm zu melden.
Im Moment gehen wir allerdings davon aus, dass morgen alles glatt läuft. In diesem Sinne schaut sich Cecil nochmals Transferwise an, einer Art digitalen Bank. Hier haben wir uns bereits im Vorfeld der Reise Konten angelegt. Damit sollte es kein Problem sein australische Dollar an uns zu überweisen. Nicht so einfach wird es voraussichtlich Koby an den neuen Eigentümer zu überschreiben. Da wir nicht über einen australischen Führerschein verfügen, geht das wohl nicht online. Immerhin haben wir noch die nötigen Papiere, um es per Post zu schicken. Bevor es weitergeht, werfen wir einen ersten Blick auf die Unterkünfte in Bathurst. Wir gehen stark davon aus, dass der Lockdown der Region Sydney verlängert wird. Die Zahlen steigen weiterhin und die Delta-Variante fordert erste Todesopfer. Unser Flug scheint allerdings nicht gefährdet. Direkt am Flughafen kann man einen PCR-Test machen und ausreisen. Nachdem wir uns ein grobes Bild der Preislage in Bathurst gemacht haben, reicht es uns für den Moment.
Am Berry Park, ganz in der Nähe des Zentrums, finden wir einen kostenlosen Campingplatz. Leider ist der offizielle Bereich bereits komplett belegt. Ein sehr komisch wirkender Typ hat all sein Hab und Gut verteilt und lässt damit im Grunde keinen Platz für weitere Camper. Wir parken daher ein Stück weiter am Straßenrand. Dort steht bereits ein großer Caravan. Es sollte daher auch hier keine Probleme geben. Die Toiletten sind weiterhin ohne großen Marsch fußläufig für uns zu erreichen. Sobald wir unsere gewünschte Parkposition erreicht haben, bauen wir direkt das Zelt auf. Dann ist es auch schon Zeit für das Abendessen. Vermeintlich zum letzten Mal heißt es: Burger-Time. Und was sollen wir sagen, es ist wieder ein Hochgenuss. Zusammen mit ein paar Nuggets von heute Nachmittag, sind wir anschließend satt und glücklich.
Vor dem Hintergrund, dass Koby morgen eventuell die Besitzer wechselt, nehmen wir nochmal die Putzlappen in die Hand. Sarah kümmert sich um den Gaskocher und dessen Transportkoffer. Nach dem Burger braten ist das immer ein besonderes Vergnügen. Derweil erledigt Cecil den restlichen Abwasch. Wir unterbrechen lediglich für eine kurze Pinkelpause. Dabei müssen wir feststellen, dass die Toiletten anscheinend über Nacht verschlossen sind. Nicht das wir darauf angewiesen wären, aber hier in der Stadt ist es dann doch ein wenig unangenehm sein Geschäft im Freien zu verrichten. Da hat man im Outback deutlich mehr Privatsphäre.
Mit einem Magic-Schwamm bekommen wir den Unterboden vom Zelt wieder einigermaßen sauber. Die Leiter hatte darauf über die Zeit dunkle Striemen hinterlassen. Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber besser wird es wohl auch nicht mehr. Jetzt müssen wir nur noch den Kofferraum erneut reinigen. Beim Waschen mit Hochdruck hat sich nochmals Sand gelöst, der sich anschließend auf der Stoßstange gesammelt hat. Um 20:30 Uhr schreibt Cecil dann Stichpunkte, während Sarah noch ein wenig aufräumt. Eine Dreiviertelstunde später sind wir dann wirklich durch. Noch schnell Zähneputzen und dann ab ins Zelt.
Damit wir noch ausreichend Schlaf bekommen, schauen wir heute lediglich zwei Folgen The Good Doctor. Um halb elf schalten wir das Licht aus. Wir wollen gar nicht darüber nachdenken, dass dies vielleicht die letzte Nacht im Dachzelt ist. Unsere letzte Nacht mit Koby.
ja, es geht langsam aber sicher dem Ende eurer Reise entgegen. das Video zum Zeltabbau ist sehr interessant. Wie lange hat der Abbau insgesamt gedauert?
AntwortenLöschenja irgendwann geht alles zu Ende. Der Zeltabbau hat ungefähr 7min gedauert :)
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