23.07., Freitag: Bendeela Recreation Area - Schlechtwettertag
Der Wecker klingelt und wir werden langsam wach. Deutlich hörbar prasselt Regen auf das Dach des Zeltes. Ohne schlechtes Gewissen können wir daher noch ein wenig länger liegen bleiben und dösen. Um beim Frühstück nicht nass zu werden, bauen wir das Awning auf. Es regnet jedoch nicht sehr stark. Während wir alles Nötige aus dem Kofferraum holen, wird der restliche Inhalt daher nicht zu nass. Unserer Laune trübt das jedenfalls bisher noch nicht. Sie wird sogar noch besser, als ein Wombat aus Richtung der Toiletten auf uns zukommt. Leider dreht er bald ab, quetscht sich unter dem Zaun durch und verschwindet im Bau von Herr Nachbar. Wir sind allerdings unsicher, ob es sich auch um selbigen gehandelt hat. Wie wir aber mittlerweile auch gelernt haben, gibt es bei den Unterkünften keine festen Verteilungen. Die Bauten sind eher eine Art Untergrund-WG. Kurz darauf setzt sich ein Wallaby vor uns auf die Wiese. Das schlechte Wetter hat eben auch seine Vorteile.
Den widrigen Umständen zum Trotz holen wir unsere Bücher heraus und lesen etwas. Nach ein paar Seiten lässt sich sogar die Sonne blicken. Zunächst ganz zaghaft, aber immerhin. Sarah schnappt sich sofort ihren Stuhl und zieht um. Sie ist mit ihrem Buch fertig und beschäftigt sich ein wenig mit ihrem Handy. Cecil friert nicht ganz so sehr und bleibt mit seinem Buch zunächst sitzen. Um halb 11 hat er sein Buch noch immer nicht ganz geschafft. Es ist trotzdem Zeit für eine kleine Pause. Die Sonne strahlt jetzt mit voller Kraft und das müssen wir nutzen. Schnell bauen wir die Solarpanele auf, dann sagen wir dem dreckigen Geschirr den Kampf an.
Gegen Mittag ist es dann schon wieder vorbei mit dem heiteren Sonnenschein. Es hat sich erneut eine dichte Wolkendecke gebildet. Ohne die wärmenden Strahlen ist es sofort wieder unangenehm hier draußen. Abhilfe schafft da ein wenig Bewegung. Zu der ist Sarah sogar gezwungen, denn wir haben heute ordentlich Probleme mit dem Handynetz. Um überhaupt ein paar Nachrichten empfangen oder verschicken zu können, wandert sie über den Platz auf der Suche nach einer Verbindung. Da man dazu nur eine Person benötigt, ist es Cecil erlaubt faul in seinem Stuhl sitzen zu bleiben. Untätig ist er jedoch nicht. Er nutzt die Zeit schon einmal mit den Stichpunkten von heute zu beginnen.
Es dauert eine Weile, aber nach einigen Versuchen hat Sarah es geschafft eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen. Gebracht hat das nur leider wenig. Wir haben keine Anfragen für Koby erhalten. Vielleicht sollten wir uns demnächst bei Kyle melden. Der hat Interesse bekundet, in dem Fall das Koby am kommenden Mittwoch noch verfügbar ist. Zwar nochmal für etwas weniger Geld, aber viel Wahl haben wir nicht. Für den Moment aber nehmen wir es einfach so hin. Um auf andere Gedanken zu kommen, schauen wir gemeinsam die jüngsten Blogvideos an. Es ist immer schön, diese Bilder gemeinsam zu genießen.
Das Mittagessen wird heute erneut etwas ausgefallener. Wir machen uns eine Maispfanne mit ordentlich Käse und Knoblauch. Genau wie wir sie aus dem Monte's in Alice Springs kennen. Das Essen erinnert an die gute Zeit dort und ist ein schöner Snack für Zwischendurch. Zum Nachtisch noch einen Timtam und die Welt könnte kaum besser sein. Doch es dauert nicht lange, bis uns die Realität einholt. Beim Abwasch überlegen wir unsere Schritte für die kommenden Tage. Morgen früh werden wir spontan entscheiden, ob wir einen weiteren Tag hier im Paradies bleiben oder abfahren. Als erstes ginge es im letzteren Fall wahrscheinlich nach Ulladulla. Zwar wäre Nowra näher, aber da gibt es keine kostenlosen Duschen. Cecil hofft außerdem auf Wellen zum Surfen. Das wäre ein schönes Geschenk zum Abschied. Aber wir vertagen die Entscheidung einfach noch.
Ab 14 Uhr macht Sarah Sport und Cecil schreibt Tagebuch. Kurz nachdem wir begonnen haben, setzt Nieselregen ein. Also nochmal umziehen. Sarah begnügt sich mit der kleinen Fläche unter dem Zelt. Cecil kann es sich im Schutz des Awnings gemütlich machen. Nach einer Weile wechseln wir die Positionen. Unter dem Zelt ist der Boden abschüssig. Hier und da hat zudem ein Wombat etwas hinterlassen. Dem kann Cecil beim Schreiben deutlich besser aus dem Weg gehen, als Sarah während ihres Workouts.
Gut 1 ½ Stunden sind wir beide erstmal beschäftigt. Eher zufällig treffen wir uns dann an den Toiletten und stoßen dort auf einen Wombat. Wir tippen, es ist der Frühaufsteher. In jedem Fall war er einer der gestrigen Streithähne. Auf dem Kopf kann man noch immer etwas Blut erkennen. Dem Beuteltier scheint es aber schon wieder prächtig zu gehen. Langsamen Schrittes trottet er über die Wiese und ist dabei unablässig am Fressen.
Den ganzen Nachmittag hindurch hört es nicht auf zu regnen. Der Wetterbericht hat davon mal wieder nichts gesagt. Wenn das so weitergeht, verzichten wir vielleicht sogar auf unsere abendliche Runde. Im Moment ist es selbst unter dem Awning schon ungemütlich genug. Sarah löst ein Nonogramm und Cecil schreibt. Plötzlich quetscht sich ein Wombat unter Koby durch. Direkt neben Sarah kommt er unter dem Auto hervor und läuft anschließend völlig entspannt zwischen uns hindurch. Für einen kurzen Moment lehnt er sich sogar an Sarahs Bein. So schnell wie er kam, ist er dann auch schon wieder weg. Das passiert einem wohl nur im Kangaroo Valley.
Wegen des andauernden Regens haben wir schweren Herzens tatsächlich auf unseren Spaziergang verzichtet. Im letzten Licht des Tages machen wir unser Abendessen warm. Die letzten Portionen Hähnchen mit Quinoa in Honig-Senf-Sauce landen im Topf. Es folgt der Abwasch und ein obligatorischer Gang zur Toilette. Auf dem Weg dorthin wetzt völlig unvermittelt hinter uns etwas über den Schotter. Wir erschrecken uns total und wirbeln instinktiv herum. Es ist ein Baby Wombat, der da so plötzlich das Weite gesucht hat. Jetzt kauert er an einem Eingang zu einem Bau und gibt uns einen Blick, als hätten wir ihm etwas antun wollen. Dabei haben wir ihn vorher gar nicht wahrgenommen. Da hat der Kleine noch einiges zu lernen. In diesem Fall wäre er besser daran gewesen die Füße still zu halten. Aber auch so ist alles gut gegangen. Wir sind ja seine Freunde.
Zurück bei Koby packen wir zusammen und gehen ins Zelt. Dort ist es sogar relativ warm. Nach drei Folgen The Good Doctor müssen wir dann aber nochmal nach draußen. Zähneputzen muss sein. Vom kleinen Wombat ist nichts mehr zu sehen, aber dafür haben sich eine ganze Menge Kängurus auf dem Platz eingefunden. Es dauert allerdings nicht lange, bis sie wieder das Weite suchen. Nach Einbruch der Nacht sind ein paar junge und offensichtlich alkoholisierte Camper eingetroffen. Deren lautes Geschrei verjagt die Roos.
Wieder im Zelt schauen wir weitere zwei Folgen, bevor wir das Licht ausmachen. Cecil hat wie immer kaum Probleme mit dem Einschlafen. Bei Sarah sieht das anders aus. Es herrschen aber auch erschwerte Bedingungen. Die Nachbarn hören noch immer sehr laut Musik und unterhalten sich dementsprechend noch lauter. Irgendwann gelingt es aber auch Sarah die Geräuschkulisse auszublenden. Hoffen wir mal, dass die Nachbarn nicht noch mehr aufdrehen.
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