20.07., Dienstag: Bendeela Recreation Area - Von Lyrebirds, Wasserfällen und Generatoren
Heute morgen sind Wind und Kälte zurück. Vor ersterem Versuchen wir uns hinten am Kofferraum bestmöglich zu schützen, während wir frühstücken. Nebenbei besprechen wir die Änderungen, die wir an der Anzeige von Koby vornehmen wollen. Das ist aber nicht das einzige, was für heute auf dem Programm steht. Wir wollen etwas die Umgebung erkunden und eine Wanderung machen. Nach dem Abwasch und dem Zähneputzen heißt es daher Zelt einpacken. Cecil hatte geplant das mit Alli aus der Vogelperspektive zu filmen, doch dafür ist es leider zu windig.
Um 10:30 Uhr fahren wir los und erreichen ein paar Minuten später den Ort Kangaroo Valley. Das Handynetz ist hier deutlich besser. Es sollte nicht lange dauern, die Anzeige zu aktualisieren. Sarah kümmert sich um die bei Facebook und Cecil übernimmt Gumtree. Statt uns auf Sydney zu beschränken, geben wir jetzt an überall in New South Wales verkaufen zu können. Dazu gehen wir ein gutes Stück mit dem Preis runter, auf 4.999$.
Bevor wir weiterfahren, legen wir noch einen Stopp bei den öffentlichen Toiletten ein. Danach gilt es zu entscheiden, wo wir wandern möchten. Die Wahl fällt auf einen Besuch der Fitzroy Falls und einem Aussichtspunkt in deren Nähe. Etwas überraschend haben wir währenddessen schon die ersten Reaktionen auf unsere Anzeige. Bei Facebook handelt es sich lediglich um ein paar Rückfragen. Bei Gumtree, einem Kleinanzeigen-Portal, wird dagegen echtes Interesse bekundet. Ein potentieller Käufer wohnt in Newcastle, nördlich von Sydney. Nicht unbedingt ideal, aber durchaus machbar für uns. Zwei weitere vermuten wir in der Region um Sydney, die sich bekanntermaßen noch immer im Lockdown befindet. Wir wüssten nicht, wie wir unter diesen Umständen eine Besichtigung organisieren sollten. Wir geben die Frage an die Interessenten weiter. Danach entscheiden wir loszufahren. Mehr können wir im Moment nicht tun.
Über enge und sehr steile Straßen geht es aus dem Tal hinaus. Koby hat ordentlich zu tun, aber lässt sich davon heute nichts anmerken. Nachdem der Aufstieg geschafft ist, verlaufen die Straßen wieder gerade und flach. Wir können Fahrt aufnehmen. Das wird uns kurz darauf zum Verhängnis, denn wir Rauschen am Abzweig zum Lookout einfach vorbei. Allerdings ist das nicht so tragisch. Dann fahren wir als erstes weiter zu den Fitzroy Falls und nehmen den Aussichtspunkt auf dem Rückweg mit. Am Wasserfall angekommen, ist es zunächst Zeit für das Mittagessen. Heute gibt es neben Käse und Salami ein paar Nachos mit Zwiebel-Schinken-Dip. Beides zusammen schmeckt allerdings gar nicht. Was aber nicht weiter schlimm ist. Dann halt nacheinander.
Der Wasserfall an sich ist kostenfrei zugänglich. Allerdings muss man für den Parkplatz etwas berappen. Die fälligen vier Dollar sind jedoch zu verschmerzen und das Ticket ist den gesamten Tag gültig. Auf dem Weg zur Hauptattraktion säumen schön gestaltete und äußerst informative Schilder über die hiesige Fauna den Pfad. Unter anderem werden Platypus, Wombat und Lyrebird vorgestellt.
Letzterem begegnen wir ein paar Meter weiter in natura. Ganz entspannt stolziert der fasanähnliche Vogel direkt vor uns über den Gehweg. Im Gebüsch kommt er dann zum Stehen und beginnt unter dem Laub nach Futter zu suchen. Von uns lässt er sich in keinster Weise stören. Bis auf wenige Meter können wir an ihn herangehen und das schöne Tier bewundern. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Männchen. Mit den auffälligen Schwanzfedern wirbt er vermutlich um Weibchen. Ein solches sichten wir kurz darauf auch noch. Es ist deutlich unscheinbarer und viel scheuer. In jedem Fall wird uns ordentlich etwas geboten und das noch bevor wir den Wasserfall überhaupt erreicht haben.
Die Plattform mit Sicht auf die Fitzroy Falls befindet sich in schwindelerregender Höhe direkt am Rand der Schlucht, über dessen Kante das Wasser stürzt. Der Fall ist wirklich schön und der Fluss führt einiges an Wasser. Unser Besuch lohnt sich allemal. Den Beschreibungen im Internet nach haben wir mit nicht weniger gerechnet. Womit wir allerdings nicht gerechnet haben, ist das der Wanderweg noch deutlich weiter führt. Man kann noch zu mehreren anderen Aussichtspunkten gehen, von denen auch noch weitere Wasserfälle zu sehen sind. Im Bewusstsein, dass wir nur den kurzen Weg zu den Fitzroy Falls gehen, sind wir in Turnschuhen und ohne Wasser losgegangen. Wir entscheiden, trotzdem dem Pfad weiter zu folgen. Wir werden es schon überleben.
Die Aussicht auf die Twin Falls lohnt sich in jedem Fall. An den Wasserfall mit dem Namen “The Grotto” kommt man sogar ganz nah heran. Dieser ist zwar nur ein paar Meter hoch, dafür aber sehr breit und mit einer Höhle dahinter.
Von dort aus befinden sich zwei weitere Aussichtspunkte nur noch einen Kilometer weiter. Den schaffen wir jetzt auch noch. Wir freuen uns, dass wir endlich mal wieder wandern können. Vom Starkeys Lookout hat man erneut Blick auf den Fitzroy Fall. Allerdings nicht ganz uneingeschränkt. Ein paar Bäume stehen im Sichtfeld. Cecil sieht sich fast dazu gezwungen, von hier aus eine schnelle Runde mit Alli zu fliegen. Genau genommen ist das verboten, aber nur durch sie kommen wir in den vollen Genuss der Aussicht. Die Lichtverhältnisse sind zwar diffus, aber ein paar Aufnahmen gelingen. Wir hätten uns die illegale Aktion eventuell gespart, hätten wir gewusst, dass man vom Renown Lookout einen ähnlichen Blick nur ohne störende Bäume geboten kriegt. Es ist ja nochmal gut gegangen.
Auf dem Rückweg halten wir an den meisten Aussichtspunkten ein weiteres Mal. Zurück bei Koby zeigt ein Blick auf Sarahs Uhr, dass wir immerhin 4,4 km gelaufen sind. Gar nicht so übel, wenn man lediglich vorhatte, nur ein paar hundert Meter zu gehen. Doch es war jeden Schritt wert. Weniger lohnenswert ist der Manning Lookout. Den hatten wir auf dem Hinweg verpasst und es wäre auch kein Verlust gewesen, ihn ganz weg zu lassen. Extra dafür die Anfahrt auf sich zu nehmen, wäre es jedenfalls nicht wert.
Gegen halb drei sind wir zurück in Kangaroo Valley. Natürlich checken wir nochmal unsere Nachrichten, aber es gibt nicht viel Neues. Daher sind wir schon wenig später wieder auf dem Platz in der Bendeela Recreation Area. Noch immer hat sich auf diesem niemand anderes eingefunden. Nicht, dass wir uns beschweren wollen, aber es ist schlicht erwähnenswert. So leer haben wir es noch nie erlebt. Dazu müssen wir aber auch gestehen, dass wir sonst immer im Sommer hier waren. Bevor wir das Zelt aufbauen, macht Sarah Sport und Cecil beschäftigt sich ein wenig mit seinem Handy. Dann ist es Zeit für unsere tägliche Runde über den Platz.
Leider ist heute auch bezogen auf die Tiere sehr wenig los. Wir sind daher ziemlich früh an der hinteren Wiese und drehen auch direkt wieder um. Dann tut sich aber doch noch etwas. Drei halbstarke Kängurus geraten in ein Gerangel. Immer zwei von ihnen kämpfen miteinander. Die Duelle wechseln sich dabei munter ab. Irgendwann liegen sich sogar alle drei zeitlich in den Haaren. Teilweise ist der Anblick so witzig, dass wir es uns nur mit Mühe verkneifen können zu lachen. Als Sarah dann doch ein Laut herausrutscht, hören die Streithähne blitzartig auf sich zu kabbeln und starren uns an. Damit erklären sie die Show für beendet.
Anders als sonst, laufen wir heute am Wasser zurück. Die Hoffnung ein Platypus zu sichten, geben wir einfach nicht auf. Doch wie zu erwarten, entdecken wir keines. Wir bleiben dabei, es gibt sie nur noch auf Tasmanien. Stattdessen erwartet uns ein kleiner Wombat am Ufer. Als er uns sieht, sprintet er sofort zu einem der nahen Erdlöcher. Allerdings verschwindet er nicht zur Gänze darin. Wir können den süßen Fratz noch immer gut sehen. Auf halbem Weg entdeckt Cecil dann einen weiteren Baby-Wombat. Natürlich drehen wir für diesen Anblick nochmal um. Auch dieser Nachwuchs verschwindet zunächst in einem Bau, kommt aber kurz darauf wieder heraus. Uns gelingt es daraufhin ziemlich nah heranzukommen. Der Tag könnte wohl kaum noch besser werden.
Zurück bei Koby gibt es dann allerdings einen kleinen Dämpfer. Kaum zwanzig Meter von unserem Camp entfernt, wurde ein Wohnmobil geparkt. Die Besitzer, ein altes Ehepaar, versuchen gerade ein Zelt aufzubauen. Wozu sie dieses benötigen, ist uns schleierhaft. Jedenfalls ist die Frau unablässig am Meckern. Wir sind zurecht schon jetzt genervt von diesen unerwünschten Nachbarn. Der Platz ist riesig. Aber die zwei mussten sich direkt neben uns stellen. Wir verstehen es nicht.
Während wir die letzte Portion Nudeln mit Bolognese essen, werden die Nachbarn sogar noch nerviger. Sie startet einen Generator. Wir können es im ersten Moment gar nicht glauben. Wie rücksichtslos kann man denn sein? Immerhin die Wombats scheint es nicht zu stören. Herr Nachbar jedenfalls gibt sich unbeeindruckt und gönnt sich mit Hilfe von Koby eine kleine Rückenmassage. Das hellt unsere Stimmung wenigstens kurzzeitig auf. Um dem Lärm für einen Moment zu entfliehen, geht Cecil Wasser auffüllen. Sarah läuft ebenfalls über den Platz und sucht eine alternative Stellfläche. Doch egal wie weit sie auch weggeht, der Generator bleibt laut und deutlich zu hören. Ein Umzug würde daher wohl kaum den gewünschten Effekt haben. Nach quälend langen zehn Minuten schalten die Nachbarn den Generator ab. Hoffentlich bleibt er jetzt aus. Und hoffentlich fahren sie morgen wieder ab.
Nachdem der Abwasch erledigt ist, machen wir uns bereit ins Zelt zu gehen. Die Motivation heute noch am Blog zu arbeiten, hält sich bei uns beiden arg in Grenzen. Für einen Moment herrscht dann aber noch Aufregung. Cecil wird von einem Wombat fast zu Tode erschreckt. Der steht plötzlich vor ihm an der Leiter. Wohl ebenfalls etwas im Schock, setzt das Tier uns kurz darauf einen dicken Haufen vor die Haustür und kratzt etwas Erde weg. Wenn es nach uns ginge, hätte er das lieber bei den Nachbarn machen sollen. Aber ein bisschen witzig ist es trotzdem.
Bevor wir hochgehen, steht ein letzter Gang zu den Toiletten an. Dort entdecken wir Mama-Wombat und ihren Nachwuchs in der Nähe des Zauns. Das hebt die Laune wieder gänzlich. Als wir auf dem Rückweg sind, parken die Nachbarn allen Ernstes nochmal um. Leider nicht von uns weg, sondern schlicht so, dass sie anders herum stehen. Der Mann fährt, die Frau meckert. Wirklich ein paar reizende Zeitgenossen.
Um 18 Uhr liegen wir oben im Zelt. Draußen ist es zum Glück wieder ruhig geworden. Um nicht ganz so faul dazustehen, schreibt Cecil noch schnell die Stichpunkte von heute und Sarah checkt Nachrichten zu unserer Anzeige. Ein Interessent schlägt ein Treffen in Minnamurra vor. Das liegt kurz vor der Grenze zum Lockdown-Gebiet. Wir würden also nicht gegen bestehende Regeln verstoßen. Sarah antwortet und schlägt vor, sich am kommenden Donnerstag dort zu treffen. Wir sind gespannt, ob daraus etwas wird. Immerhin scheint langsam Bewegung in die Sache zu kommen.
Kurz vor 19 Uhr entscheiden wir für heute Feierabend zu machen. Das Abendprogramm besteht darin Serie zu schauen. Nach zwei Folgen “The Good Doctor” müssen wir uns zum Zähneputzen nochmal aus dem Bett quälen. Anschließend schauen wir weitere zwei Folgen. Dann ist es Zeit diesen Tag für beendet zu erklären. Ein Tag, mit dem wir durchaus zufrieden sind.
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