19.06., Samstag: Snowy River Road Side Rest Area 4 - Wie die Zeit vergeht

Unser alter Bekannter, der Regen, begrüßt uns, als wir gegen kurz nach sieben aus dem Zelt kommen. Kein idealer Start in den Tag. Sarah wollte eigentlich gleich morgens Sport machen. Daraus wird jetzt wohl nichts. Doch tatsächlich wird uns wenig später Gnade erwiesen. Der Regen hört wieder auf. Sarah kann ihr Workout starten. Cecil nutzt die Zeit zum Lesen. 
 

Nachdem wir Rührei gegessen haben, beginnt es wieder zu regnen. Wieder mal müssen wir uns auf dem engen Raum unter dem Zelt zusammenquetschen. Langsam sind wir davon ganz schön genervt. Cecil bekommt aufgrund der Situation besonders schlechte Laune. Zu seiner Verteidigung muss aber auch gesagt werden, dass er im Wind sitzt und deshalb trotz Dach ordentlich Regen abkriegt. Platz für zwei Stühle findet sich ebenso nicht. Er isst daher auch noch im Stehen. Es kann nur besser werden. 
Beim Einpacken wird es auch im Innenraum von Koby nass. Sobald man eine Tür öffnet, regnet es hinein. Durch das ständige Öffnen und Schließen der Türen dauert der Prozess obendrauf deutlich länger. Erst gegen 10:40 Uhr sind wir unterwegs nach Lake Entrance. Beim Losfahren kommt erneut das knarzende Geräusch aus dem Bereich der Vorderräder. Wir wissen noch immer nicht, was genau die Ursache dafür ist. Hoffentlich sind es nur die Bremsen, die sich nach längerer Standzeit widerwillig lösen. 
Kurz vor der Stadt befindet sich Bullock Island. Viel mehr als ein kleiner Jachthafen ist dort nicht zu finden. Ein Jachthafen und kostenlose Duschen. Sarah inspiziert diese kurz und befindet sie für gut. Es regnet ausnahmsweise mal nicht. Unsere Sachen können wir daher in aller Ruhe zusammensuchen. Wenig später stehen wir unter der Dusche. Das Wasser ist erfreulich warm. Man darf nur nicht den Fehler machen und es abstellen. Durch das Sanitärgebäude zieht ein garstiger Wind. Zu allem Überfluss geht bei Sarah das warme Wasser schon nach vier Minuten aus. Bei Cecil dagegen hält sich die Temperatur bis er fertig ist. Er kann Sarah deutlich hören als sie gezwungen wird den letzten Schaum mit kaltem Wasser abzuspülen. Im Nachhinein sehen wir, dass diese ungerechte Warmwasserverteilung schon in den Kommentaren bei Wiki-Camps bemängelt wurde. Sollten wir jemals nochmal hier zum Duschen herkommen, tauschen wir einfach die Seiten.
 
 
Cecil kommt als erster aus der Dusche. Er schafft es gerade noch so unseren Müll zu entsorgen, bevor erneut der Regen einsetzt. Sarah ist darüber gar nicht froh. Erst das kalte Wasser in der Dusche und jetzt der kalte Regen. Eigentlich hatten wir geplant als nächstes Wasser aufzufüllen. Wir verschieben das aber spontan nach hinten und fahren stattdessen zunächst zum Waschsalon. Mit etwas Glück ist es dort warm und trocken. 
Die Auswahl wird uns dieses Mal leicht gemacht. In Lake Entrance gibt es nur eine Laundry. Wir können nur hoffen, dass die Maschinen dort etwas taugen. Den Bewertungen im Internet nach steht die Chance dafür nicht schlecht. An unsere Masken denken wir direkt im ersten Anlauf. Das ändert jedoch nichts daran, dass es ziemlich nervig ist die ganze Zeit damit herumzurennen. 
Die Geräte im Waschsalon sind durchgehend modern und augenscheinlich in einem guten Zustand. Man könnte sogar mit der Kreditkarte bezahlen. Der Preis ist abhängig von der gewählten Temperatur. Je heißer, desto mehr kostet es. Wir bezahlen für eine Maschine 11$ und brauchen zwei. Damit ist es in jedem Fall der teuerste Waschgang während unseres Abenteuers. Hoffentlich bekommen wir dafür die sauberste Wäsche zurück. 
Da es in der kleinen Laundry keine Sitzgelegenheiten gibt, steigen wir wieder ins Auto. Online suchen wir nach etwas Schönem, was wir die kommende Tage machen könnten. Noch wollen wir nicht akzeptieren, dass unsere Reise langsam zu Ende geht. Abseits von Themen wie Autoverkauf und Rückflug muss es doch auch noch etwas zu entdecken geben. Sarah findet einen Nationalpark im Inland von NSW. Cecil stößt auf Wasserfälle in Küstennähe und einen historischen Leuchtturm. Das lässt sich gut verbinden. Zunächst entlang der Küste und dann ab ins Inland. Der grobe Plan steht damit. 
Zurück im Waschsalon sind die Maschinen durchgelaufen. Eine vier Minuten lange Runde im Trockner kostet 1$. Wir fangen vorsichtig an und werfen zunächst nur 2$ ein. Am Ende landen noch etliche Dollar mehr in den Münzschlitzen. Aber irgendwann sind unsere Sachen trocken. Wegen des Corona-Virus wird man dazu angehalten, seine Wäsche nicht vor Ort sondern zu Hause zusammenzulegen. Ohne festen Wohnsitz bewegen wir uns da wohl in einer Grauzone. Wir machen es daher schnell in der Laundry und laden die Kisten anschließend ins Auto.
Die letzten Stunden sind verflogen, ohne dass wir groß etwas mitbekommen haben. Es ist schon 13 Uhr, als unsere Wasch-Aktion endlich beendet ist. An unseren Körpern ist diese Zeit allerdings nicht spurlos vorbeigegangen. Diese verlangen nach Treibstoff. Unser innerer Widerstand ist schnell gebrochen und wir geben uns den Verlockungen der Stadt hin. Es gibt Fastfood. Leider ist dieses gar nicht so befriedigend, wie wir es erhofft hatten. Immerhin sind wir danach satt. 
Es ist ganz schön kalt draußen, aber immerhin regnet es nicht mehr. Gemeinsam nehmen wir uns vor, uns in Zukunft vom schlechten Wetter nicht mehr so sehr ärgern zu lassen. Mit einer positiveren Einstellung sind wir bestimmt gut beraten. Außerdem kommen bestimmt auch wieder bessere Tage. 
Bevor wir einkaufen gehen, machen wir einen Abstecher zum Rejectshop. Neben praktischen Dingen wie einer neuen Flasche Mundspülung zum Schnäppchenpreis, landen Knicklichter und Handwärmer im Korb. Danach fahren wir zum nächsten Woolworths. Der ist zwar, wieder einmal, ganz anders aufgebaut, wir kommen trotzdem schnell voran. Dank einer aktuellen Sonderaktion bekommen wir an der Kasse fünffach Bonuspunkte auf unseren Einkauf. Da steigt doch die Laune zwangsläufig. 
Jeder Handgriff sitzt, während wir die neuen Vorräte verstauen. Trotzdem sind wieder etliche Stunden vergangen, seit wir das letzte Mal auf die Uhr geschaut haben. Etwas ungläubig müssen wir feststellen, dass es bereits 16 Uhr ist. Wir hatten gehofft, noch Zeit für ein Eis zu finden. Aber eigentlich ist es dafür auch viel zu kalt. Wir machen uns daher ohne Zwischenstopp auf den Weg zum heutigen Platz. Diesen haben wir recht schnell bei Wiki-Camps gefunden. Er liegt abseits des Highways an einem Fluss. Klingt doch nicht schlecht. Los geht's.
Fünfzig Minuten brauchen wir bis zu dem Platz. Zwischendurch regnet es immer wieder. Es ist aber trocken, als wir ankommen. Im ersten Anlauf fahren wir allerdings vorbei. Die Einfahrt ist mehr als unscheinbar. In einer Art Dreieck zwischen Straße, Fluss und einer Kuhweide finden wir eine sehr kleine Stellfläche vor. Für uns reicht es aus. Von den Rindern in der Nähe weht gelegentlich eine Brise Landluft zu uns herüber. Auch das stört uns nicht weiter. Wir sehen zu, schnellstmöglich in unsere warmen Sachen zu kommen. 
Wir sind extrem dankbar, dass es nicht regnet, während wir das Zelt aufbauen. Die kleinen Dinge im Leben. Nachdem wir die Bettwäsche bezogen haben, geht Sarah ins Zelt und macht das Bett. Als wir fertig sind, ist es bereits dunkel. Man sieht die Hand kaum vor Augen. Zwar regnet es nicht, unsere Motivation weiter draußen zu bleiben, ist dennoch dementsprechend gering. Wir beziehen gemeinsam das Homeoffice. 
Nachdem wir ein paar Kleinigkeiten erledigt haben, holt Sarah gegen 19 Uhr ihre Stricksachen heraus. Cecil beginnt die Stichpunkte zu schreiben. Nebenbei lauschen wir einer Playlist mit den Liedern aus OC California. Knapp zwei Stunden später ist Sarahs aktuelles Projekt, ein neuer Schal für Cecil, fertig. Beim ersten Test ist er noch etwas eng, aber das gibt sich mit der Zeit bestimmt. Anschließend liest sie, während Cecil Tagebuch schreibt. 
Am späteren Abend, Cecil ist noch total im Tunnel, macht sich Sarah langsam bettfertig. Um halb zehn verabschiedet sie sich. Es dauert noch fast 1 ½ Stunden, bevor Cecil die Schreibgeister verlassen. Doch nur, weil die Worte nicht mehr wollen, erklärt er die Arbeit noch lange nicht für beendet. Zeit sich den Videos zu widmen. Damit ist er eine weitere Stunde beschäftigt. Erst dann ist auch er reif für das Bett. 

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