19.05., Mittwoch: Spirit of Tasmania - Schafzucht

In beiderseitigen Einvernehmen klingelt der Wecker heute um 7 Uhr. Trotzdem lassen wir uns davon nur widerwillig zum Aufstehen überreden. Sarah rafft sich als erstes auf und schlüpft direkt in ihre Sportsachen. Auf eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer, folgen dreißig Minuten Training für die Arme. Cecil hat sich einfach nochmal umgedreht. Um 08:20 Uhr steht aber auch er auf. Nach einer schnellen Dusche macht er sich daran Sandwiches vorzubereiten. Die werden wir spätestens heute Abend auf der Fähre brauchen. Nachdem auch Sarah duschen war, frühstücken wir. Wir staunen nicht schlecht, als es danach bereits kurz vor halb elf ist. Zum Glück haben wir gestern die Erlaubnis für einen späteren Check-out bekommen. Statt erst um 12 Uhr, hätten wir ansonsten bereits seit einer halben Stunde nicht mehr hier sein dürfen.
So haben wir sogar noch etwas Zeit für den Blog. Ab halb 12 ist es dann jedoch an der Zeit langsam den Rückzug anzutreten. Drei Mal müssen wir voll bepackt vom Zimmer zu Koby wandern, bis wir all unser Zeug wieder verstaut haben. Keine Minute zu früh geben wir unsere Schlüsselkarte an der Rezeption ab. Bis wir tatsächlich abfahrbereit sind, verstreichen ein paar weitere Minuten.

Bis die Fähre ablegt, gilt es noch mehrere Stunden zu überbrücken. Am einfachsten ginge das mit einer vernünftigen Internetverbindung. Also ab zu McDonald's. Auf dem Parkplatz davor darf man maximal eine Stunde stehen. Und das auch nur als Kunde. Bis der Check-in an der Fähre öffnet, dauert es noch mindestens vier Stunden. Wir bleiben trotzdem zunächst hier. Eine Stunde ist bei der Parkplatzsituation in Melbourne bereits goldwert.
Erste Amtshandlung ist ein paar Tomaten und Gurkensticks zu verdrücken. Bis wir auf die Fähre fahren muss alles frische Obst und Gemüse verspeist werden. Die Alternative ist der Mülleimer und das würden wir nichts übers Herz bringen. Anschließend gehen wir unser bereits gesammeltes Material zu Tasmanien durch. Immerhin unser erstes Ziel steht daraufhin fest. Vielleicht hätten wir uns dieses Mal einen genaueren Plan machen sollen. Aber andererseits wissen wir mittlerweile, wie das mit den Plänen so läuft. Meistens nicht, wie man denkt.
Nachdem eine Stunde verstrichen ist, bekommen wir Muffensausen. Keine Ahnung, wie sie es kontrollieren, doch vielleicht ist es besser, wenn wir am Ende wenigstens Kunde waren. Wer jetzt denkt, wir nutzen das nur um uns einen fettigen Burger reinziehen, liegt falsch. Heute sind wir ganz brav. Cecil kauft lediglich einen kleinen Kaffee, um für die nötige Legitimation zu sorgen. Unsere Handys bekommen wir nicht mit dem Wlan verbunden, doch der Laptop rettet uns. Zeit sich dem Unausweichlichen zu stellen. Wir haben ein paar Probleme bei der Buchung unseres Rückflugs. Das nervt natürlich extrem, wenn man sich aktuell lieber auf den Trip nach Tasmanien freuen möchte, anstatt an das Ende der Reise zu denken. Doch schlussendlich ist es geschafft. Der Flug ist gebucht und nach aktuellem Stand landen wir am 03.08. um 13 Uhr in Berlin. Auf dem BER wohlgemerkt. Der soll angeblich mittlerweile offen sein. Wir haben von dem Spektakel hier in der Ferne leider nichts mitbekommen. Sollte das alles ein Fake sein: Tegel wäre für uns sowieso besser gelegen.

Um kurz vor vier verstauen wir die letzten Sachen in unseren Rucksäcken für die Fähre. Gegen 17 Uhr soll der Check-In beginnen. Bis zum Pier sind es mindestens zwanzig Minuten Fahrt. Wir müssen direkt durch die Innenstadt und es herrscht ordentlich Verkehr. Am Ende erreichen wir den Hafen erst zehn Minuten vor fünf. Dort werden wir direkt aufgefordert Masken anzulegen. Nachdem wir kundtun, dass wir keine eigenen besitzen, bekommen wir welche. Wir haben noch unsere Masken vom Grenzübergang nach Western Australia, doch es schadet sicher nicht über ein zweites Paar zu verfügen.
Auf fünf Spuren rollen Autos, Wohnmobile und Caravans langsam in Richtung Fähre. Am ersten Kontrollpunkt wird Cecil gebeten auszusteigen. Er muss auf Anweisung Türen öffnen und wird nach mitgeführten Gefahrstoffen gefragt. Davon haben wir einiges an Bord. Feuerzeuggas, Butangas, Reinigungsalkohol und Grillanzünder, zum Beispiel. Die Benzinkanister werden nicht näher inspiziert. Auch sonst wird alles durchgewunken. Wenig später befinden wir uns zurück in der Warteschlange. Das lief schon mal besser als befürchtet. Am nächsten Stopp bekommen wir unsere Tickets für die Fähre. Hier wird wohl auch die Höhe des Autos gecheckt. Immerhin für die Hinfahrt konnten wir einen Platz für extra hohe Fahrzeuge ergattern. Spannend wird es erst, wenn die Rückfahrt ansteht. Für die konnten wir nur einen normalen Stellplatz buchen.
Von einer Reihe an Bodenpersonal werden wir immer weiter gewunken. Natürlich legen wir besonderen Augenmerk darauf, wann und wo die Einweiser nach der Höhe schauen. Bisher ist für uns kein Muster zu erkennen. 15 Minuten später haben wir unsere Parkposition erreicht. Alle Fahrzeuge haben ausreichend Platz. Vor allem nach Oben ist noch ordentlich Luft. Wir sind nicht auf dem Deck für Überhöhe gelandet. Das macht Hoffnung für die Rückfahrt. Die Chancen stehen gut, dass wir das Dachzelt nicht demontieren müssen.
 

 
Bevor Cecil den Schlüssel zieht, stecken wir den Kühlschrank von der Autobatterie auf die im Kofferraum um. Danach schnappen wir uns beide unsere Rucksäcke, den Beutel mit der Verpflegung und unsere Jacken. Durch enge Gänge schlängeln wir uns einen Weg zum Treppenhaus. Kurz vor dem Ziel sichtet Sarah ein Warnschild. Das Anziehen der Handbremse wird demnach vorgeschrieben. Cecil dreht sofort um. Daran hat er nicht gedacht. Auf dem Rückweg nutzt er die Gelegenheit einen der Einweiser auf die Höhenproblematik bei der Rückfahrt anzusprechen. Er ist sich ziemlich sicher, dass uns das keine Sorge bereiten sollte. Höchstwahrscheinlich landen wir wieder auf Deck 3 und alles ist gut. Na das sind doch mal gute Nachrichten.
Anstatt uns mit der überwiegend adipösen Belegschaft in eine Reihe zu stellen, um in einen kleinen Fahrstuhl gezwängt zu werden, nehmen wir lieber die Treppen. Vom dritten Deck geht es auf das Siebte. Dort können wir unsere Tickets für das Kino heute Abend erstehen. “Nomadsland” wurde im Programm durch “Rams” ersetzt, doch der Streifen war ohnehin unsere zweite Wahl. 10$ pro Person kostet uns das Vergnügen. Um 22 Uhr geht es los.
Auf Deck 8 finden wir die “Recliners Lounge”. Unsere Lehnstühle befinden sich an einer recht guten Position. Wir haben ordentlich Beinfreiheit. Außerdem entdecken wir eine Steckdose, zwei USB-Ladeports und es werden sogar Kissen und Decken zur Verfügung gestellt. Würden darüber hinaus noch Mahlzeiten im Preis inbegriffen sein, käme es einem teuren Flug gleich.
 

 
Solange wir noch im Hafen liegen, haben wir Netz. Sarah nutzt das, um mit ihrem Vater zu schreiben. Der hat erneut bei der Versicherung angerufen und in ihrem Namen versucht den Fall zu klären. In erster Instanz wurde Sarahs Antrag auf Schadenserstattung genehmigt. Jetzt muss es noch der Chef absegnen. Langsam ist es ein wahrer Krimi.
Die “Recliner Lounge” ist nicht sehr voll. Zugang erhält man nur mit einem entsprechenden Ticket. Außerdem kostet eine Überfahrt ordentlich Geld. Wir sind uns trotzdem einig, dass wir uns unwohl fühlen würden, unsere Wertsachen einfach so ungeschützt zu lassen. Irgendwann müssen wir mal schlafen. Zum Glück gibt es dafür eine einfach Lösung. Für nur 5$ kann man für 12 Stunden ein Schließfach mieten. Bedient werden die Schließfächer über einen Touchscreen. Demnach sind noch 38 von 39 Fächern frei. Wir sind also entweder extrem übervorsichtig, paranoid oder alle anderen haben keine Wertsachen dabei. Uns sind es die 5$ wert. Wir fühlen uns so aktuell sicherer.
Da auf dem gesamten Schiff Maskenpflicht herrscht, fällt unser Streifzug durch die Decks eher kurz und lustlos aus. Lediglich als die Fähre ablegt, wirkt für einen kurzen Moment alles normal. Alle Augen sind auf die glitzernde Skyline von Melbourne gerichtet.



 
Zurück auf unseren Plätzen machen wir uns an die Arbeit. Cecil schreibt Tagebuch, während Sarah sich auf ihre Fotos stürzt. Gegen 21 Uhr essen wir unsere letzten zwei Stücken Pizza, die uns noch vom Criniti's geblieben sind. Eine halbe Stunde später geht das Licht aus. Ab jetzt bleibt uns nur noch die kleine Leselampe, die an allen Stühlen installiert ist. Hier, so nahe an der Zivilisation, sind wir etwas überfordert mit der plötzlichen Dunkelheit. Das Kino rettet uns aus dieser Situation.
Unterwegs merken wir, dass das Schiff ganz schön schwankt. Hoffentlich bleiben wir beide frei von Seekrankheit. Im Kino angekommen, ist die Leinwand deutlich kleiner als gedacht. Neben uns hat nur ein älteres Pärchen Karten gekauft. Immerhin haben wir dadurch freie Platzwahl. Cecil prüft den Saal kurz und platziert uns dann ideal. 


“Rams” hat uns hauptsächlich interessiert, weil er in Australien spielt und Sarah ein Schaf-Fan ist. Man fühlt sich unweigerlich verbunden, wenn man die Orte bereits besucht hat, von denen die Rede ist. Es geht um zwei verfeindete Brüder. Beide züchten Schafe. Als bei einem der Tiere eine Pest festgestellt wird, die sich schnell auf umliegende Herden ausbreiten könnte, spitzt sich die Situation weiter zu. Im Allgemeinen sicher kein oscarverdächtiger Streifen, aber durchaus mitreißend. Wir beide wischen uns zu unterschiedlichen Zeiten ein paar Tränen aus dem Gesicht.
Es ist fast Mitternacht, als der Film vorbei ist. Zurück in der Lounge, gilt es nur noch unsere Zähne zu putzen. Cecil schläft sofort ein. Natürlich. Sarah hat es da ein wenig schwerer. Ein bisschen Musik hilft ihr dann auch endlich ins Reich der Träume abzutauchen.

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