17.05., Montag: Arrow on Swanston - Zurück in der großen Stadt
Der Wecker klingelt um halb sieben und wir sind schnell auf den Beinen. Trotz der Kälte haben wir keine großen Probleme beim Frühstück. Lediglich das Aufkochen des Wassers dauert eine gefühlte Ewigkeit. Im letzten Moment erinnern wir uns daran, dass unsere Benzinkanister trocken sein müssen, wenn wir damit auf die Fähre nach Tasmanien fahren. Den mittleren und den kleinen Kanister öffnen wir daher in der Hoffnung, dass die paar Tropfen Benzin, die noch darin sind sich verflüchtigen. Der große 20-Liter Kanister ist so schnell nicht erreichbar. Um den kümmern wir uns dann im Melbourne. Das anschließende Einpacken von Awning und Zelt ist nicht gerade ein Vergnügen. Alles ist total nass und teilweise dreckig. Um halb zehn verlassen wir das Camp.
In einem Vorort geht es erneut in den Baumarkt. Cecil musste gestern feststellen, dass wir mit den gekauften Teilen das Zelt nicht reparieren können. Mit den neuen Teilen im Korb will Cecil aus reiner Neugier erneut beim Klebeband schauen, bevor es zur Kasse geht. Tatsächlich finden wir dort etwas Neues. Eines der Tapes wirbt damit nahezu alles kleben zu können. Nachdem es ausgehärtet ist, ist es angeblich hart wir Stahl. Wir wollen es damit probieren. Alles andere landet wieder im Regal. Immerhin kostet das Band auch nur 16$ statt den knapp 50$, die das andere Material zusammen gekostet hätte.
Zurück im Auto haben wir eine Nachricht von unserem AirBnB-Gastgeber bekommen. Entgegen unserer Hoffnung früh einchecken zu können, ist das erst ab 14 Uhr möglich. Was uns allerdings mehr beunruhigt ist, dass plötzlich wieder von einer Höhenbeschränkung bei den Parkplätzen die Rede ist. Auf Nachfrage werden wir allerdings beruhigt. Für uns ist weiterhin ein spezieller Platz reserviert, bei dem die Höhe keine Rolle spielt. Na hoffentlich klappt das auch wirklich.
Vor dem Einkauf gehen wir erneut die Einfuhrbeschränkungen von Tasmanien durch. Frisches Obst und Gemüse darf nicht eingeführt werden, ansonsten sollte es mit unseren Vorräten keine Probleme geben. Nachdem alles besorgt ist, fahren wir zum Pier in Geelong. Dort schwelgen wir für einen kurzen Moment in Erinnerungen. Hier waren wir bereits 2018 nach unserem Kurztrip über die Great Ocean Road. Trinkwasser finden wir jedoch keines. Das füllen wir kurz darauf an einer Tankstelle auf.
Kurz hinter der Stadtgrenze finden wir uns auf einem dreispurigen Highway wieder. Das Fahren in solch urbanen Gebieten ist eine ganz andere Nummer als im Hinterland. Wir vermissen die kleinen Landstraßen, auf denen wir teils hunderte Kilometer gefahren sind, ohne einem weiteren Auto zu begegnen. Je näher wir Melbourne kommen, desto dichter wird der Verkehr. Auf mittlerweile fünf Spuren wälzt sich dieser in Richtung Zentrum. An das Tempolimit von 100 km/h hält sich hier offenbar keiner. Dazu werden wir auf beiden Seiten von Autos und LKWs überholt. Wir sind heilfroh, dass der Blinker weiterhin mitmacht. Nach knapp einer Stunde erreichen wir das Ziel. Etwas gestresst, aber unbeschadet.
Um 14 Uhr biegen wir in eine kleine Gasse, die zum Hintereingang des Hotelgebäudes führt, in dem sich unser gemietetes Apartment befindet. Das Parkhaus ist, wie angekündigt, auf zwei Meter Höhe beschränkt. Wir finden einen Platz, an dem wir kurz halten können und Cecil erkundigt sich an der Rezeption nach unserem “special spot”. Dort bekommt er eine Sondergenehmigung ausgedruckt und ihm wird der Platz gezeigt. Direkt neben dem Eingang können wir Koby auf einer unüberdachten Fläche abstellen. Im ersten Moment wirkt diese viel zu klein, doch es passt am Ende besser als gedacht. Dazu ist der Platz perfekt, um all unser Zeug ins Apartment zu schaffen.
Mit dem Fahrstuhl geht es in den vierten Stock. Das Einzimmer-Apartment mit kleiner Küchenzeile und Bad inklusive Dusche ist nicht gerade geräumig, wird aber für die kommenden zwei Nächte ausreichen. Leider ist es unangenehm kühl. Die Klimaanlage lässt sich bis auf 32 Grad hochdrehen, bläst dessen ungeachtet aber weiterhin kalte Luft in den Raum. Wir können nur hoffen, dass wir das Zimmer mit Körperwärme über die Zeit aufheizen können. Das hatten wir uns anders vorgestellt, aber auch damit werden wir klarkommen. So verweichlichen wir nicht gleich wieder.
Wir brauchen noch drei weitere Gänge zu Koby und zurück, bis wir alles oben haben, was wir brauchen. Cecil beginnt anschließend direkt sich wieder ein bisschen vorzeigbar zu machen. Rasieren, duschen, Nägel schneiden. Das volle Programm. Sarah macht sich derweil auf den Weg das Fitnessstudio vom Hotel zu nutzen, welches uns ebenfalls offensteht. Es ist gar nicht leicht zu finden. Sie muss sogar das Gebäude wechseln und kommt nur hinein, weil zufällig jemand anderes mit der Schlüsselkarte auftaucht und ihr damit zeigt, wo das Lesegerät für den Schlüssel ist. Das Studio ist nicht viel mehr als ein kleiner Raum mit ein paar Laufbändern, Steppern und Gewichten. Doch Sarah hat alles für sich allein. Für die Erwärmung nutzt sie ein Laufband, dann folgt ein intensives Ganzkörper-Workout.
Als Sarah zurück im Zimmer ist, schneidet sie Cecils Haare. Dabei wird sie immer besser und sie ist dieses Mal recht zufrieden mit ihrem Schnitt. Cecil sieht mit kurzen Haaren und getrimmten Bart wieder aus wie ein anderer Mensch. In jedem Fall deutlich jünger, sagt Sarah immer. Kein schlechter Effekt, könnte man sagen.
Cecil will noch weitere Sachen aus dem Auto holen und will zum Transport seinen Rucksack mitnehmen. Dabei fällt schnell auf, dass dieser noch voll ist. Voll mit Lebensmitteln, die eigentlich direkt in den Kühlschrank sollten. Das ist bei unserer Ankunft total untergegangen. Wir können nur hoffen, dass alles die Unterbrechung der Kühlkette überstanden hat. Bei der niedrigen Zimmertemperatur ist das allerdings sehr wahrscheinlich. Trotzdem ärgert es Cecil ein wenig. Seine Laune sinkt nochmals rapide ab, als er im Kühlschrank gegen eine Art Schale stößt, die voller Wasser ist. Dieses ergießt sich daraufhin über den Inhalt und den Boden. Jetzt muss alles wieder raus und abgetrocknet werden. Immerhin ist die Gefahr dieser sinnlosen Schale damit gebannt. Früher oder später wäre es wohl sowieso passiert.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir damit das Wlan auszunutzen. Die Qualität der Verbindung schwankt etwas, doch immerhin gibt es keine totalen Ausfälle. Wir haben dazu ausreichend Zeit, um alles zu erledigen, wofür wir Internet brauchen.
Voll im Zeitplan, gehen wir abends los zum Essen. Wir haben für 19 Uhr einen Tisch im Criniti's reserviert, unserem Lieblingsitaliener in Australien. Den kurzen Weg dorthin können wir zu Fuß zurücklegen. Wie gewünscht erhalten wir den wärmsten Platz im Lokal. Wenn schon unser Apartment nicht warm ist, wollen wir es wenigstens hier gemütlich haben. Unser Tisch befindet sich zwar direkt am Einganz zu den Toiletten, doch davon wollen wir uns nicht weiter stören lassen. Der Laden ist ziemlich voll. Getränke und Vorspeise kommen zwar noch recht zügig, doch auf unsere Pizzen müssen wir anschließend knapp 40 Minuten warten. Am Ende lohnt es sich jedoch wieder. Die Pizza mit Avocado und Hähnchen ist gut wie immer. Die zweite, mit rohem Schinken, Rucola, Ricotta und Pistazien schmeckt sogar Sarah, die rohen Schinken ansonsten gar nicht leiden kann. Wir sind froh, dass am Ende noch ein paar Stücken übrig bleiben. Da haben wir morgen gleich nochmal etwas davon. Gut 120$ kostet uns der Genuss am Ende. Man muss sich auch mal etwas gönnen.
In der Shisha-Bar “The Balcony” waren wir 2018 schon einmal. Unserer Erinnerung nach war es nicht so toll, doch wir wollen es nochmal probieren. Zum Glück haben wir uns auch daran erinnert, dass man dort nur bar bezahlen kann. Wir waren daher bereits auf dem Weg zur Pizzeria Geld abheben. Die Shisha ist ganz in Ordnung und die Getränkepreise angemessen. Doch die Musik und das Kliente sind nicht unser Ding. Recht schnell ziehen wir daher weiter.
Nur einen Steinwurf entfernt, befindet sich eine weitere Bar. Auch dort waren wir bereits und hier fühlen wir uns deutlich wohler. Hätten wir besser gleich unseren Erinnerungen getraut. Es ist nur noch eine Stunde bis Ladenschluss, doch wir entscheiden, das reicht uns. Wir unterhalten uns ein wenig und aus alter Tradition spielen wir danach ein Quiz auf Sarahs Handy. Wir sind wieder einmal ziemlich schlecht, aber nehmen es gelassen.
Auf dem Rückweg zum Apartment biegen wir eine Querstraße zu früh ab. Am Ende ein glücklicher Zufall, denn so kommen wir direkt über die kleine Gasse zum Hotel und können noch ein paar Sachen aus dem Auto holen. Im Zimmer angekommen, fängt Sarah an Bilder zu sichern. Das letzte Mal ist ganz schön lange her und es wird daher eine Weile dauern. Um für etwas Motivation zu sorgen, legt Cecil Musik auf. Anschließend widmet er sich den Stichpunkten von heute.
Gegen 1 Uhr in der Nacht ist Sarah fertig mit Sortieren und Sichern. Danach reicht es Sarah für heute. Sie kann vor Müdigkeit kaum noch die Augen aufhalten. Für Cecil dagegen fängt die Arbeit jetzt erst an. Er ist an der Reihe die Videos zu sichern. Nachdem die SD-Karten aus sämtlichen Kameras gesichert und die Videos in die richtigen Ordner einsortiert sind, folgt der langwierige Teil. Ein komplettes Backup der Daten. Erst gegen 4 Uhr am Morgen ist auch für Cecil Feierabend.
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