08.05., Samstag: Plantation Campground - Geräucherte Kartoffeln
Mehr als einmal betätigen wir heute morgen die Schlummertaste. Für heute haben wir keinerlei Pläne und es ist so gemütlich im Bett. Um acht Uhr schälen wir uns aus den Decken. Draußen ist es im Grunde nicht sehr kalt, doch ein leichter Wind sorgt für etwas Unbehagen. Zum Frühstück gibt es heute Spiegel- statt Rührei, ansonsten bleibt alles beim Alten. Zwischendurch bekommen wir Besuch von ein paar Kängurus. Es ist das gleiche Dreiergespann, wie schon gestern. Offensichtlich handelt es sich um Mama, Kind und ein drittes Beuteltier, dessen Geschlecht und Gruppenzugehörigkeit ungeklärt ist. Keine fünf Meter von uns entfernt grasen die drei. Wir unterbrechen unser eigenes Frühstück sofort, um die Gruppe zu beobachten. So stellen wir uns einen gelungenen Start in den Tag vor.
Als ein Auto vorbeifährt und die Roos dadurch verjagt, können wir uns wieder unserem Essen und anschließend unseren Büchern widmen. Knapp eine Stunde lesen wir. Danach folgt der Abwasch. Erst im Anschluss widmen wir uns den ernsteren Themen. Es gilt die Zeit zu planen bis wir in zehn Tagen nach Tasmanien übersetzen. Zwangsläufig kommen dabei auch Gedanken an die Zeit nach Tasmanien auf. Dann bleiben uns nur noch 6 Wochen, bis wir Australien verlassen müssen. Zum Glück sind die Kängurus auf unsere Wiese zurückgekehrt, was unsere Stimmung zwischendurch immer wieder aufhellt.
Ab halb eins macht Sarah Sport. Cecil kümmert sich derweil um einen ersten Entwurf für das Inserat von Koby. Wenn man den Gedanken an den Verkauf beiseite lässt, macht es sogar Spaß einmal aufzulisten, aus welchen Bestandteilen unser cooler Offroad-Camper besteht. Sarah ist kaum fertig, da beginnt es zu regnen. Wir retten so schnell es geht alles unters Awning. Inklusive unserem Feuerholz. Geschützt vor dem Niederschlag essen wir die letzte Portion Suppe. Nach dem Abwasch hat es zum Glück bereits wieder aufgehört.
Um dem Völlegefühl entgegen zu wirken, bauen wir Beanbag auf und spielen zwei Runden. Zum Ende hin bekommen wir einen sehr interessierten Zuschauer. Ein Wallaby gesellt sich zu uns und schaut aus nur knapp drei Metern unseren Würfen zu . Sarahs Performance sackt daraufhin rapide ab. Nachdem der erste Durchgang noch knapp war, kann Cecil den zweiten deswegen klar für sich entscheiden.
Obwohl es bald wieder bewölkt ist und immer wieder leicht tröpfelt, laden die Solarpanele weiterhin. Mittlerweile sind fast alle Akkus wieder voll. Nur der Laptop bereitet uns etwas Sorgen. Offensichtlich hat der Zusatzakku einen Knacks weg. Er lässt sich schlicht nicht mehr vollständig laden. Da ist wohl noch ein wenig Pflege angesagt. Die niedrigen Temperaturen machen all unseren Geräten zu schaffen.
Gegen kurz nach halb vier beginnt Cecil mit dem Schreiben der Stichpunkte. Sarah holt ihr Strickzeug heraus. Zwischendurch sind unsere Nachbarn von einem Ausflug zurückgekommen. Sofort entzündet der Mann ein Feuer und sammelt dazu ein paar Blätter. Das haben wir gestern schon beobachtet und heute bemerkt er offensichtlich unsere Blicke. Er fragt uns daraufhin, ob wir jemals Kartoffeln gegessen hätten, die über Eukalyptus-Blättern geräuchert wurden. Natürlich nicht. Er lädt uns ein, das zu probieren und packt noch zwei Kartoffeln mehr in den Topf. Es folgt noch ein wenig Smalltalk. Als es erneut beginnt zu nieseln, ziehen beide Parteien wieder unter ihre Awnings. Die Kartoffeln brauchen noch ungefähr 1 ½ Stunden.
Sarah nutzt die Zeit um weiter zu stricken und Cecil schreibt Tagebuch. Wir stehen den Nachbarn noch immer ein wenig skeptisch gegenüber. Der Generator lief heute wieder fast den ganzen Tag und wir haben ihnen gegenüber daher eine eher ablehnende Haltung. Doch abgesehen davon, scheinen sie nett zu sein. Wir sind in jedem Fall gespannt auf die Kartoffeln. Nach dieser Kostprobe werden wir wohl ebenfalls mit dem Kochen beginnen. Noch wissen wir nicht, welch ungeahnte Wendung dieser Abend nehmen sollte.
Um 18:30 Uhr sind die Kartoffeln fertig. Cecil schnappt sich einen Teller und nimmt gleich vier Stück entgegen. Dazu noch ein Stück Kürbis. Die Frau unseres Nachbarn garniert alles mit Butter und Sourcream. Obendrauf kriegt er noch einen Hummus-Dip in die Hand gedrückt. Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen und womit wir dieses üppige Mahl verdient haben. Cecil bedankt sich vielmals und trägt alles zurück zu unserem Camp. Die Kartoffeln schmecken durchaus interessant. Ein markantes Raucharoma. Sarah erinnert es an Salami und unser Nachbar stimmt dem zu.
Schon gut gesättigt, entscheiden wir heute nicht mehr zu kochen. Stattdessen wollen wir erneut etwas Stockbrot machen. Das sollte für heute reichen. Cecil beginnt gerade damit den Teig anzurühren, da kommt unsere Nachbarin rüber zu uns. Bisher war sie eher reserviert und hat sich im Hintergrund gehalten. Andererseits waren wir auch nicht gerade aufgeschlossen. Heute findet sie direkt einen Draht zu Sarah. Schnell kommt heraus, dass unser nächstes Ziel Tasmanien ist. Dort haben unsere Nachbarn die letzten zwei Monate verbracht. Es hagelt daraufhin Tipps und Empfehlungen, was wir in jedem Fall mitnehmen sollten und auch was wir getrost weglassen können. Es dauert nicht lange, da werden wir eingeladen, den beiden an ihrem Feuer Gesellschaft zu leisten.
Georgina und Simon sind seit November im Ruhestand. Seither sind sie mit ihrem neuen Caravan unterwegs, der aber nun schon seit Wochen Probleme macht. Es gibt ein großes Problem mit der Stromversorgung. Um das notwendigste am Laufen zu halten, müssen sie zwangsläufig einen Generator laufen lassen. Wir lassen uns daraufhin darüber aus, wie sehr wir von dem Teil genervt sind und die beiden verstehen das. Am Ende lachen wir alle herzlich darüber. Das ist wohl der Moment, in dem das Eis endgültig bricht. Die Unterhaltungen sind im weiteren Verlauf des Abends vielseitig und oft sehr interessant. So erfahren wir unter anderem, dass Simon bereits zweimal von einer Schlange gebissen wurde. Nach einem der Bisse musste er vier Wochen lang im Krankenhaus bleiben. Obwohl nicht viel Gift injiziert wurde, hatte er mit starker Übelkeit und Koordinationsschwierigkeiten zu kämpfen. Mit dem Schreiben vom RFDS in der Tasche und dem Gedanken das wohl bald alles wieder gut ist, haben wir langsam doch das Gefühl, dass Sarah ganz schön Glück gehabt hat. Nicht auszumalen, was vier Wochen Krankenhaus kosten würden...
Bis spät in die Nacht sitzen wir zusammen am Feuer und unterhalten uns über so ziemlich alles. Als das “yellow box” Holz von Simon, laut ihm das beste Feuerholz, abgebrannt ist, legen wir sogar noch etwas von unserem nach. Derweil gibt es die ganze Zeit über Wein. Viel Wein. Wohl zu viel Wein. Doch darüber informieren uns unsere Körper sehr wahrscheinlich erst am folgenden Tag.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen