10.04., Freitag: Warrumbungle NP - Muss Koby schwimmen lernen?

Ab gestern Abend gegen 22 Uhr hat massiver Dauerregen eingesetzt. In der Nacht werden wir etwa alle 30 Minuten wach. Bei dem Lärm, den der Regen auf dem Zeltdach erzeugt, kann kein gesunder Mensch schlafen. Zudem muss mindestens einmal in der Stunde das Vorzelt über der Leiter von den Wassermassen befreit werden. Wir machen uns ernsthafte Sorgen, wie lange das Zelt das noch durchhalten kann. Bisher sind die Wände und die Ränder der Matratze zum Glück nur ein wenig feucht.

Irgendwann geben wir den Kampf um etwas Schlaf auf und gucken unsere Serie weiter. Raus gehen und Frühstücken? Bei dem Regen hat keiner von uns Lust auch nur einen Fuß auf die Leiter zu setzen. Zudem hat sich an deren Ende schon ein beachtlicher See gebildet. Der Pegel im Fluss ist ebenfalls rasant gestiegen. Schätzungsweise über einen Meter in nicht einmal 12 Stunden. Wenn es noch ein paar Stunden weiter regnet, tritt er über die Ufer. 
 

Gegen 10 Uhr haben wir aber solchen Hunger, dass wir nun wohl doch raus müssen. Natürlich regnet es immer noch, aber wir können einen kurzen Moment abpassen, in dem es etwas nachlässt. Schnell schaffen wir alles Nötige nach oben ins Zelt. Joghurt mit Apfel und Müsli lässt sich zum Glück auch hier oben gut zubereiten. Dann setzen wir unseren Serienmarathon fort. Wir haben quasi keine andere Wahl.
Zum Mittag gibt es eine zweite Runde Joghurt. Anschließend müssen wir eine Zwangspause einlegen, da der Akku vom Tablet leer ist. Zum Glück haben Gameboy und Ebook-Reader noch Saft.

Es ist schon fast 17 Uhr, als wir die unheimliche Stille wahrnehmen, die sich plötzlich eingestellt hat. Es regnet tatsächlich nicht mehr. Wir krabbeln erneut aus dem Zelt und können es kaum glauben. Aus Angst, dass es gleich wieder los geht und um die Stühle nicht mit Matsch einzusauen, essen wir sicherheitshalber im Stehen. Gemütlich ist anders. Als dann aber sogar noch ein paar Sonnenstrahlen ihren Weg zu uns finden, machen wir die Bank trocken und Rätseln ein wenig.
Wir sitzen also schön dick in Decken eingepackt, mit einem Glas Wein, angestrengt grübeln über einem Kreuzgitter-Rätsel, als ein Wagen die Straße entlang kommt. So weit so gewöhnlich. Das Auto ist bereits an unserem Platz vorbei, als es erst langsamer wird und dann in den Rückwärtsgang schaltet. Schon wieder einer aus der Stadt, der nicht glauben kann das Wasser im Flussbett ist, denken wir uns. Doch zu unserem Unbehagen fährt er direkt auf uns zu. Wir verspannen etwas. Was, wenn es ein Polizist in zivil ist oder ein Mitarbeiter des Parks. Wir sind immer noch nicht sicher, ob wir nicht jederzeit fürs Campen oder Reisen bestraft werden können. Der Pickup hält an unserem Tisch und der Mann am Steuer lässt das Fenster runter. Ob wir keinen anderen Ort haben, an den wir gehen können, fragt er uns. Wir schildern in aller Kürze unsere Situation. Wir sind mehr oder weniger obdachlos, Koby ist alles was wir hier haben. Wir wollen natürlich niemanden stören und haben keine Schilder gesehen, die das Campen verbieten oder uns sagen, dass wir im National Park stehen. Bei dem Mann handelt es sich tatsächlich um einen Mitarbeiter des Warrumbungle NP. Er bestätigt uns, dass wir nicht auf Parkgelände stehen. Doch er bezweifelt das Campen generell noch erlaubt ist. Er erzählt uns das er kurz vor der Stadt wohnt und gibt uns seine Nummer. Wenn die Polizei uns weg schickt, können wir ihn anrufen. Dann ist er auch schon wieder weg. Etwas perplex sitzen wir für einen Moment da. Wir haben das Gefühl, dass er aufrichtig besorgt war. Aber wir fragen uns, was wir jetzt schon wieder verpasst haben. Darf man nun generell nicht mehr campen? Sollte das der Fall sein, haben wir immerhin schon mal einen potentiellen Notfall-Kontakt. Hoffentlich kommt es nicht so weit!

Mittlerweile ist es fast dunkel und es wird schnell kalt. Wir verschwinden wieder ins Zelt und schauen die zweite Staffel zu Ende.

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