31.07., Samstag: The Hallows - Tag der Entscheidung

Ein weiterer Tag im Hotel steht uns bevor. Wir haben einiges zu tun, aber nichts worauf wir Lust haben. Schon jetzt vermissen wir die Zeit schmerzlich, in der unsere Probleme noch in der Auswahl des besten Wanderweges bestanden oder wo wir als nächstes Trinkwasser auffüllen können. Heute geht es um die Buchung von Flügen und dergleichen. Zurück nach Deutschland. Aktuell wollen wir es noch gar nicht wahrhaben, dass wir schon bald die Rückreise antreten müssen. Aber so ist es nun einmal. Gegen halb neun steigen wir also aus dem Bett und frühstücken. Es gibt ein letztes Mal Bacon zum Rührei. Unsere Laune steigt dadurch ein wenig. Gutes Essen macht eben glücklich. 
Direkt im Anschluss entscheiden wir uns an die Arbeit zu machen. Besser wir klären alles so schnell es geht, anstatt es noch weiter vor uns herzuschieben. Gleich zu Beginn müssen wir uns aber noch ein letztes Mal kurz über die erneute Verschiebung unseres Flugs aufregen. Es war alles schon dafür organisiert. Jetzt müssen wir mehr oder weniger von vorne beginnen. Nachdem der gröbste Frust zum Ausdruck gebracht wurde, versuchen wir den restlichen Ärger abzuschütteln und machen uns ans Werk. 
Im ersten Moment sind wir ein wenig überfordert mit der Aufgabe. Einfach alles muss neu geplant werden und es gibt so viele Faktoren zu beachten. Wir schauen nach alternativen Flügen und was diese kosten würden. Der Bahntransfer nach Sydney müsste storniert und neu gebucht werden. Eine schlichte Änderung wird uns nicht angeboten. Außerdem müssen wir schauen, wo wir die zusätzlichen zwei Nächte verbringen könnten. Zu guter Letzt versuchen wir herauszufinden, wie Sarah weiterhin legal im Land bleiben könnte. Ihr Visum gilt nur noch bis einschließlich dem 04. August. Sollten wir den verschobenen Flug akzeptieren, der am 05.08. geht, wäre die Aufenthaltserlaubnis bereits abgelaufen. Am Ende kommt heraus, dass sie ein Brückenvisum oder ein spezielles Covid-Visum beantragen müsste. Aus Erfahrung können wir uns vorstellen, mit wie viel Aufwand ein solcher Antrag einhergeht.
Fast vier Stunden verbringen wir mit unablässiger Recherche und dem Abwägen etlicher Optionen. Am Ende kristallisieren sich zwei konkrete Möglichkeiten heraus. Die erste wäre einen anderen Flug mit Swiss Air zu buchen. Dieser startet schon am Montag, den 02.08., von Sydney über Singapur und Zürich nach Berlin. Pro Person ist diese Verbindung etwa 130€ teurer. Obendrein hätten wir eine Nacht hier im The Hallows umsonst bezahlt. Dafür könnten wir die Probleme mit Sarahs Visum so vermeiden. Option zwei ist ein Flug am Mittwoch. Wunderlicherweise auch von Qatar. Wir fragen uns, warum uns diese Option nicht angeboten wurde, halten es aber für zwecklos dem weiter nachzugehen. Der Flug kostet pro Nase etwa 100€ mehr und wir müssten noch eine weitere Nacht in der Unterkunft buchen. Die genauen Kosten dafür können wir nur schätzen, da wir beim ersten Mal von einem satten Wochenrabatt profitiert haben. Den Transfer nach Sydney müssen wir so oder so abändern. Dafür fallen aber zum Glück nur Stornierungsgebühren von läppischen 5,50$ an. Bevor wir eine Entscheidung treffen, müssen wir das Ganze nochmal sacken lassen. Uns schwirren langsam die Köpfe.
Eigentlich ist uns aufgrund der ganzen Abreisethematik gehörig der Appetit vergangen. Aber der Kühlschrank ist noch rappelvoll und wir wollen sicherlich nicht alles wegschmeißen müssen. Wir machen uns also einen kleinen Happen zum Mittag. Es gibt eine Maispfanne und danach einen Milchshake mit Waldbeeren. Nachdem alles einigermaßen verdaut ist, macht sich Sarah bereit für ihr Workout. Da das Wetter draußen erstaunlich gut ist, zieht sie mit ihrer Matte kurzerhand auf den Rasen vor unserem Apartment und macht im Freien Sport. Das gibt ein kleines bisschen das Gefühl unseres letzten Lebens. 
 

Cecil dagegen bleibt faul im Bett liegen, schaut Olympia und blättert die Woolworths-Zeitschrift durch, die wir gestern noch abstauben konnten. Von 16 bis 17 Uhr schreibt er dann Stichpunkte und Tagebuch. 
Mit frischem Mut und ausreichend klarem Kopf widmen wir uns erneut der Reiseplanung. Es ist an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Unsere Wahl fällt auf den Flug am kommenden Montag. Knapp 700€ kostet der Flug von Swissair pro Person. Anschließend buchen wir noch den entsprechenden Transfer zum Flughafen. An das rausgeschmissene Geld für die überflüssige Nacht in der Unterkunft denken wir lieber nicht. So viel ist es dann auch wieder nicht. Danach fällt uns spürbar ein Stein vom Herzen. Jetzt hoffen wir einfach nur, dass mit diesem Flug alles nach Plan läuft. Weitere böse Überraschungen würden wir wahrscheinlich nicht verkraften. Mit der abfallenden Last kommt auch unser Hunger zurück. Passenderweise gibt es heute noch einmal Burger mit Pommes. 
Erst nach dem Essen wird uns bewusst, was unsere Entscheidung bedeutet. Wir haben nur noch zwei Tage, um all unsere Sachen zu sortieren und zu packen. Diese Erkenntnis lässt erneut etwas Stress aufkommen. Allerdings können wir den in diesem Fall in positive Energie umsetzen. Voller Tatendrang machen wir uns daran uns durch unser Zeug zu wühlen. Nach gut zwei Stunden sind wir zufrieden für den Moment. Den Rest schaffen wir dann morgen. 
 



Unsere Rucksäcke haben die letzten Monate sehr gut überstanden in ihren Hüllen.

Je später die Stunde, desto besser wurde unsere Laune. Wir entscheiden spontan einen letzten kleinen Rave zu veranstalten. Außerdem hat Sarah die Hoffnung nochmal ein paar Kängurus zu sehen. Wir schnappen uns die orangenen Overalls, die Knicklichter und die Box und machen uns auf den Weg zu einer Wiese, auf der wir die letzten Tage immer ein paar Beuteltiere gesehen haben. 
 
 
Wir haben eine Menge Spaß beim Tanzen. Die Kängurus lassen sich aber leider nicht blicken. Vielleicht ist ihnen unsere Musik zu laut. Bis kurz vor 1 Uhr nachts halten wir durch, dann wird uns doch ein wenig zu kühl draußen. 



Zurück im Apartment geht Sarah direkt ins Bett. Cecil ist noch zu aufgekratzt. Er schaut sich noch einen Film an, bevor es auch für ihn an der Zeit ist zu schlafen.

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