28.07., Mittwoch: The Hallows - Goodbye Koby

Um halb acht steigen wir aus dem Bett. Die Nacht war gut, aber im Dachzelt hätten wir sicher nicht schlechter geschlafen. Wir fangen schon an, es zu vermissen. Immerhin kommt in der Küche ein Gefühl von Heimat auf. Diese ist extrem klein und recht spartanisch ausgestattet.
Heute können wir es ganz gemütlich angehen. Unser Treffen mit Kyle ist erst für 12 Uhr angesetzt. Darüber hinaus kommt er mit seinem Kumpel hier bei uns vorbei, um Koby abzuholen. Das macht die Sache für uns sehr komfortabel. Entspannt und ohne Zeitdruck genießen wir unser Frühstück im Bett und schauen dabei die Olympischen Spiele. Übertragen wird bereits ab neun Uhr morgens. Wir befinden uns fast in der gleichen Zeitzone, eine Stunde voraus. Daher passt das perfekt. 
Den restlichen Vormittag verbringen wir damit kleinere Vorbereitungen für den Verkauf von Koby zu treffen. Alles, was wir nicht mehr behalten wollen oder besser gesagt können, kommt zurück ins Auto. Anschließend füllen wir das Dokument, mit dem wir den Verkauf gegenüber der Verkehrsbehörde anzeigen, so weit es geht aus. Nebenbei bekommen wir aus dem Internet Neuigkeiten zum Lockdown in Sydney mitgeteilt. Dieser wurde auf einen Schlag um mehrere Wochen verlängert. Bis zum 28.08.2021 wird der Großraum im Ausnahmezustand bleiben. Mit unserer Entscheidung in Bathurst zu bleiben, haben wir offensichtlich alles richtig gemacht.
Kurz vor zwölf gehen wir zu Koby, um uns zu verabschieden. Es ist ziemlich hart.
 





Kyle und sein Kumpel fahren pünktlich auf den Parkplatz vom Hotel. Es geht direkt ans Eingemachte. Kyle will uns als erstes das Geld überweisen, doch es gibt ein paar Startschwierigkeiten. Um eine so hohe Summe zu überweisen, muss seine Identität mittels Stimme verifiziert werden. Dieses Feature bedarf zunächst einer Einrichtung. Das dauert aber zum Glück nicht sehr lange und kurz darauf ist die Überweisung auf den Weg gebracht. Gemeinsam füllen wir die noch offenen Felder auf dem Formular zum Halterwechsel aus. Und damit ist es passiert. Jetzt gehört Koby nicht mehr uns.
Bevor wir Abschied nehmen, macht Kyle netterweise noch ein Foto von uns mit dem treuen Koby. 
 
 
Es wirkt reichlich surreal, danach einen Fremden in unser Auto einsteigen zu sehen. Während Kyle mit Koby langsam vom Hof rollt, macht Sarah ein Video. Wir habe beide kleine Tränen in den Augenwinkeln. Eine Ära geht zuende. Zum Abschied knarzt Koby noch zweimal. Kyle scheint das nicht zu stören, denn Sekunden später biegt er auf die Straße und fährt von dannen. Es ist wirklich passiert. Koby ist weg. Wir atmen einmal tief durch und versuchen positiv zu bleiben. Immerhin kann er weiterhin campen gehen. Schon am nächsten Wochenende ist ein Trip mit ihm geplant. Wir hoffen, er erlebt noch viele schöne Campingtage. Goodbye, Koby.
 
 
Zurück im Zimmer stellen wir fest, dass Kyle vergessen hat seine Adresse auf dem Formular einzutragen. Oder besser gesagt, eine Adresse in Western Australia. Denn wenn man es genau nimmt, ist ein Halterwechsel eines Autos mit WA-Kennzeichen nur möglich, wenn der Wagen in Western Australia stationiert ist. Das wird jedoch nur äußerst selten überprüft und stellt daher eine Art Grauzone dar. Wir haben damals einfach die Adresse eines Hostels in Perth eingetragen. Cecil schreibt Kyle nochmal an, um die Sache zu klären. Doch schnell wird klar, dass er keinen Plan davon hat, was in dem Formular von ihm verlangt wird. Also sucht Cecil eine beliebige Adresse in WA heraus und gibt diese an Kyle weiter. Bleibt nur zu hoffen, dass die Behörden abermals keinen Verdacht schöpfen. 
Um uns nicht zu viel Zeit zu geben, Koby hinterher zu trauern, lenken wir uns schnellstmöglich mit anderen Sachen ab. Immer bestens dafür geeignet ist die Arbeit am Tagebuch. Es wird geschrieben und Korrektur gelesen. Sobald Cecil im Anschluss die Videos fertig gemacht hat, beginnt Sarah zu posten. Zwei Tage arbeiten wir auf diese Weise am Stück ab. Zu guter Letzt schreiben wir schon die Stichpunkte von heute auf. Dann haben wir uns eine kleine Pause verdient. Es ist auch höchste Zeit für das Mittagessen. Zunächst ein kleiner Salat, gefolgt von Salami, Käse und Crackern mit Dip.
Bis zum Abendessen passiert dann nicht mehr ganz so viel. Es tut irgendwie auch gut, einfach mal nichts zu machen. Außerdem sind wir noch ein wenig planlos, wie es jetzt weitergeht. Unser Zimmer ist für eine Woche bezahlt. Klar, wir müssen noch unsere Abreise vorbereiten. Aber dafür bleibt uns noch mehr als genug Zeit. Für den Moment genießen wir es auf dem Bett zu lümmeln und Olympia zu schauen. Natürlich macht Sarah aber auch noch Sport. Das ist einfach fester Bestandteil ihres Tages.
Zum Abendessen gibt es die zweite Runde Hähnchen mit Gemüse in Honig-Senf-Sauce. Cecil ist danach eine ganze Zeit lang damit beschäftigt Whatsapp-Nachrichten zu beantworten. Sarah fängt derweil schon an ein paar Sachen zu sortieren. Immerhin haben wir jeder nur begrenzten Stauraum in unseren Rucksäcken. Wir können garantiert nicht alles mit nach Deutschland nehmen. Sarah nimmt sich also drei Beutel. In einen kommen Sachen, die wir nicht mitnehmen. In einem zweiten landen Dinge, die mitkommen, wenn wir genug Platz haben. Also ein “Vielleicht”-Stapel. Der letzte ist für Sachen, die definitiv im Rucksack landen. 
Es dauert gut eine Stunde, bis Sarah für den Moment genug vom Sortieren hat. Cecil übernimmt die Aufgabe und macht noch ein wenig weiter. Danach zieht es ihn an den Laptop. Wir müssen noch ein letztes Mal unsere Daten sichern. Erfahrungsgemäß dauert das immer eine ganze Weile. Sarah kann sich nicht noch einmal aufraffen und macht Feierabend für heute. Sie schaut Sport im TV, während Cecil das Backup anlegt. 
 

Gegen Mitternacht schaltet Sarah den Fernseher aus und versucht zu schlafen. Bei Cecil geht es noch bis tief in die Nacht. Dafür ist die Datensicherung am Ende fertig. Mit diesem Wissen schläft es sich anschließend gleich viel besser.

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