28.06., Montag: Yerriyong State Forrest Bush Camp - Koby hat Angst vorm Mechaniker

Ganz anders als gestern, ist es heute stark bewölkt, als wir morgens aus dem Zelt kommen. Nach dem Frühstück setzen wir Wasser für Tee und Kaffee auf. Dann machen wir uns daran eine Werkstatt zu suchen. Wir wollen endlich wissen, woher das besorgniserregende Knarren im Bereich der Vorderachse kommt. Cecil ruft bei fünf Werkstätten in Ulladulla an. Immer mit dem gleichen Ergebnis. Dort würden wir frühestens kommende Woche Dienstag einen Termin bekommen. Das ist uns viel zu spät. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Suchradius zu erweitern.
In Nowra, 70 Kilometer nördlich von uns, landen wir völlig überraschend gleich beim ersten Versuch einen Treffer. Wir können noch heute um 12 Uhr vorbeikommen. Ohne viel nachzudenken, nimmt Cecil den Termin an. Damit haben wir völlig unvermittelt ganz schönen Stress. Wenn wir es pünktlich schaffen wollen, müssen wir direkt anfangen einzupacken. Außerdem können wir die kostenlosen Dusche in Ulladulla nicht erneut anfahren. So war es eigentlich geplant, aber dafür reicht die Zeit schlicht nicht mehr. Schade drum, aber jetzt hat Koby Priorität. 
Da wir nicht damit gerechnet haben schon heute abzufahren und bereits zwei Tage vor Ort waren, herrscht verhältnismäßig Chaos im Auto. Vor allem den Grill wieder zu verpacken, erweist sich als äußerst anstrengend. Der hat seinen Platz unter dem Kühlschrank, den wir dementsprechend zunächst herausheben müssen. Anschließend steht alles nicht wirklich eben, aber es bleibt keine Zeit mehr für Korrekturen. Darum kümmern wir uns dann später. Die anderen Aufgaben erledigen wir dafür gewohnt routiniert und schnell. Gegen 10:40 Uhr sind wir fertig. Mit offenen Fenstern fahren wir los. So hören wir das Geräusch noch deutlicher. Dieses Mal meint Sarah es komme plötzlich von hinten. Ist eigentlich auch egal. Wir hoffen einfach, dass es repariert werden kann und die Sache nach heute erledigt ist. 
Bis nach Nowra brauchen wir etwas mehr als eine Stunde. Unterwegs fällt uns auf, dass in den Orten die Menschen mit Masken herumlaufen. Offensichtlich wurden die Regeln verschärft. Das sind tolle Aussichten. Bei der Werkstatt angekommen, geht Cecil uns anmelden. Sarah muss im Auto bleiben, da ein Hund über den Hof streunt. Tatsächlich herrscht seit ein paar Tagen Maskenpflicht in Innenräumen. Zum Glück haben wir unsere aufgehoben und sogar noch griffbereit. Mit einem Mechaniker macht sich Cecil auf zu einer Probefahrt. Für Sarah wird draußen ein Stuhl aufgestellt. In den Büroräumen tummeln sich schon etliche Mitarbeiter und Kunden. Außerdem muss sie so keine Maske tragen. Bleibt nur abzuwarten, wie sie sich mit dem Hund der Werkstatt versteht. 
Der Mechaniker hat das Steuer von Koby übernommen. Ziemlich zackig, steuert der auf ein Industriegebiet zu. Kurven nimmt er dabei bewusst schnell. Aber es ist kein Geräusch zu vernehmen. In einem Wendehammer kommt es dann zum Härtetest. Mit maximalem Lenkeinschlag werden Kreise gezogen. Es geht links herum, rechts herum. Wir fahren mal schneller, probieren es dann langsam. Aber Koby bleibt stumm. Der Mechaniker scherzt, dass die Autos meistens Angst vor ihm haben und sich benehmen, wenn er im Wagen sitzt. Cecil hakt ein und meint, dann müsse er uns die letzten Wochen auf unserer Tour begleiten. 
Während wir weitere Runden drehen, versucht Cecil so genau wie möglich zu erklären, wann das Geräusch auftritt und wie es klingt. Jetzt will es einfach nicht ertönen. Es ist wie verhext. Cecil hatte extra noch kurz vor der Werkstatt selbst einen Versuch gewagt. Absichtlich ist er zügig in den letzten Kreisverkehr gefahren und es hat geknarrzt. Vielleicht klappt es ja, wenn Cecil am Steuer sitzt. Doch obwohl er alles versucht, verhält sich Koby weiterhin völlig unauffällig. Wir sind schon kurz davor aufzugeben, da gelingt es endlich. Genau wie bei einem Kreisverkehr, lenkt Cecil zunächst leicht nach links und geht dann in eine Rechtskurve über. Dabei knarrzt es dann. Nur ganz wenig und leise aber immerhin. Bei zwei weiteren Versuchen klappt es abermals. Der Mechaniker meint auch, es komme von vorne links. Um wirklich sicher zu gehen, will er es von außen hören. Doch wie es der Teufel will, gelingt es bei vier Versuchen nur noch einmal. Dieses Mal kam das Geräusch dem Mechaniker nach eher von hinten rechts. Es ist wirklich sehr mysteriös.
Sarah unterhält sich derweil mit dem anderen Mechaniker. Aber das Gespräch ist sehr seltsam. Der Typ ist tatsächlich der Meinung Corona sei nur, von der Regierung erfunden. Sarah nimmt das stillschweigend hin. Sie hat keine Lust auf so eine Diskussion. Danach bleibt es bei Smalltalk über das Reisen. 
Als Cecil und der andere Mechaniker zurück bei der Werkstatt sind, wird Koby auf eine Hebebühne verfrachtet. Die Mechaniker wollen schauen, ob sie auf diese Weise das Problem identifizieren können. Cecil bringt Sarah kurz auf den Stand. Es dauert nicht lange, bis der Hund wieder bei uns ist. Sarah erzählt, dass sie ihn durch konsequentes ignorieren losgeworden ist. Cecil schafft das nicht. Das Kerlchen will offensichtlich spielen. Ein paar Mal wirft Cecil einen Ball für ihn. Danach wird er ihn nicht mehr los. Selber Schuld, meint Sarah. 
Bei Koby wurde mittlerweile das Rad und die Bremsscheibe hinten rechts abmontiert. Noch gibt es allerdings kein Update für uns. Wir versuchen während wir warten ein EGR-Ventil aufzutreiben. Einen Schrottplatz schreiben wir bei Facebook an, bei einem anderen ruft Cecil kurz durch. Bei diesem ist sich der Besitzer ziemlich sicher ein passendes Teil zu haben. Das sind doch mal gute Nachrichten. Anschließend checken wir erneut den Status der Anzeige von Koby bei Facebook. Diese ist allerdings noch immer gesperrt. Angeblich, da wir gegen die Richtlinien zum Verkauf von Medizinprodukten verstoßen haben. Cecil bleibt nichts anderes übrig, als dagegen erneut Einspruch einzulegen. Bisher hat das allerdings herzlich wenig gebracht. Wir sind gespannt, wann endlich jemand reagiert. 
Ein paar Minuten darauf, ruft uns der Mechaniker zur Hebebühne. Es konnte nichts gefunden werden, was für die Geräusche verantwortlich gemacht werden kann. Das Rad hinten rechts hat etwas Spiel auf der Achse und am Differential tritt minimal Öl aus. Alles aber kein Beinbruch, wird uns versichert. Wenn es das Radlager wäre, wie uns der letzte Mechaniker erklärt hat, wäre das Geräusch wohl durchgehend zu vernehmen. Ohne einen konkreten Anhaltspunkt, wäre eine weitere Fehlersuche sehr zeit- und kostenintensiv. Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterhin ein Ohr auf die Sache zu werfen. 
 

Abschließend probieren sowohl der Mechaniker, als auch Cecil auf dem Hof erneut das Geräusch zu provozieren, doch es gelingt nicht. Abschließend zahlen wir 82,50$ für die etwa 45 Minuten Arbeit. Allerdings haben sich zwei Mechaniker um Koby gekümmert, als dieser auf der Hebebühne war. Damit ist der Preis in Ordnung. Viel ärgerlicher ist es, dass das Problem nicht geklärt werden konnte. Aber worüber beschweren wir uns eigentlich? Koby wurde auf Herz und Nieren geprüft und wir müssen keine teure Reparatur bezahlen. Läuft eigentlich. 
Direkt neben der Werkstatt steht ein Bunnings. Hier können wir endlich Fiberfix erstehen. Das hoch angepriesene Wundermittel, mit dem wir den Boden vom Zelt reparieren wollen. Mit 29,40$ nicht gerade günstig, aber danach haben wir hoffentlich Ruhe. Bevor wir weiterfahren, ist es Zeit für das Mittag. Das nehmen wir im Auto zu uns, auf der Straße vor Bunnings. Nicht gerade idyllisch, aber zweckerfüllend. Ausreichend gestärkt steuern wir die nächste Station an. Der Schrottplatz. Lediglich in einer engen Rechtskurve knarrzt es ein kleines bisschen.
Tatsächlich bekommt Cecil beim Autoverwerter direkt ein Ventil in die Hand gedrückt. Das sollte passen. Allerdings ist es ziemlich verdreckt. In Darwin haben wir eines in einem vergleichbaren Zustand gekauft. Dieses hat sich als ebenfalls defekt herausgestellt und wir haben 65$ in den Sand gesetzt. Cecil erzählt dem Besitzer von diesen schlechten Erfahrungen. Der zeigt Verständnis und bietet an das Teil zurückzunehmen, sollte es das Problem nicht beheben. 55$ werden daraufhin aufgerufen. Cecil meint, er könne das Teil auch für 50$ im Internet bekommen. Doch sein Gegenüber durchschaut den Bluff. Er fragt, ob wir denn auch die Zeit hätten auf die Lieferung zu warten. Wenn der wüsste. Wir bräuchten erstmal eine Adresse, zu der wir das Teil liefern lassen könnten. Cecil geht daher auf die 55$ ein. Kurz darauf tippt der Mann trotzdem 50$ in die Kasse ein. Netter Typ.
Noch auf dem Parkplatz baut Cecil das Ersatzteil ein. Davor zieht er die Sicherung des Bordcomputers, um den Fehlerspeicher zurückzusetzen. Sarah hat in der Zwischenzeit einen Anruf von der Werkstatt in Batemans Bay bekommen. Die haben auf Verdacht ein Radlager bestellt und fragen, ob wir es einbauen lassen wollen. Nachdem wir heute eine zweite Meinung eingeholt haben, macht das für uns jedoch keinen Sinn mehr. So eine Aktion würde uns darüber hinaus locker 500$ kosten. Wir bedanken uns höflich, aber das Teil können sie zurückschicken. 
Die Suche nach einem kostenlosen Camp in der Nähe gestaltet sich alles andere als leicht. Wir entscheiden zu einem Platz in einem nahen Wald zu fahren. Auf so einem haben wir uns die letzten Tage ziemlich wohl gefühlt. Warum dann nicht auch hier? Zudem ist die Fahrt dorthin nicht sehr lang. Nur etwa zwanzig Minuten sind wir unterwegs. Dabei knarrzt es kein einziges Mal und auch die “Check Engine” Lampe bleibt aus. Damit sind wir für den Moment zufrieden. 
Vor der Einfahrt zum Platz, versperrt im ersten Moment eine große Pfütze den Weg. Sicherheitshalber prüft Cecil deren Tiefe mit Hilfe eines Stocks. Wir wollen jetzt nichts dem Zufall überlassen. Doch sie erweist sich als lediglich fünf Zentimeter tief. Das packt Koby natürlich locker. Von der Gravelroad fahren wir also durch die Pfütze und über einen Feldweg in den Wald. Große oder zusammenhängende Stellflächen gibt es hier kaum. Wir brauchen zum Glück nicht viel Platz. Es dauert daher nicht sehr lange, bis wir etwas geeignetes gefunden haben. Für einen kurzen Moment kämpfen wir daraufhin mit unseren inneren Schweinehunden. Am Ende siegen wir. Sarah macht Sport und Cecil sammelt Feuerholz. Letzteres ist sogar gar nicht so anstrengend wie befürchtet. Cecil kann sogar ein paar schöne Holzstücke auftreiben, die offensichtlich von anderen Campern zurückgelassen wurden. Immer eine schöne Sache.
Schon während wir anschließend das Zelt aufbauen, umschwirren uns etliche Mücken. Dabei ist es sogar noch einigermaßen hell. Wir können nur hoffen, dass es am Abend nicht noch schlimmer wird. Bevor wir mit dem Lagerfeuer beginnen, widmen wir uns erneut der Anzeige von Koby. Noch immer gibt es keine Reaktion von Facebook. Cecil geht das Inserat ein weiteres Mal durch. Es ist absolut unverständlich, was darin gegen die Richtlinien verstoßen soll. Wenn wir bis morgen keine Antwort haben, wird Sarah es mit ihrem Account probieren müssen. Für heute haben wir genug von dem ganzen Stress. Es folgt der entspannte Teil des Tages.
Der Einfachheit halber, benutzt Cecil heute einen Grillanzünder, um das Feuer zu starten. Das geht schnell und gut. Danach geht es jedoch auf und ab. Nur mit ordentlich Wedeln können wir genug Sauerstoff zuführen und die Flammen so am Leben erhalten. Bestimmt eine halbe Stunde brauchen wir, bevor das Feuer ohne unser Zutun brennt. Jetzt können wir endlich abschalten. Cecil schnappt sich das Tablet und schreibt die Stichpunkte von heute nieder. Sarah blättert durch die Prospekte der örtlichen Supermärkte. Um 19 Uhr signalisieren uns dann unsere knurrenden Mägen, dass es Zeit für das Abendessen ist.
Wir sind froh, dass wir dafür heute nicht mehr viel machen müssen. Das meiste haben wir bereits gestern auf dem Grill gegart und müssen es heute nur noch kurz warm machen. Kartoffeln und Kürbis landen erneut in der Glut des Feuers. Obwohl es natürlich frisch vom Rost noch besser ist, schmeckt alles sehr gut. 
 
 
Satt und zufrieden, blicken wir nach dem Essen ein wenig in die Zukunft. Sarahs Geburtstag wollen wir im Kangaroo Valley verbringen. Dort haben wir zwar keinen Empfang, was den Verkauf von Koby nicht entgegenkommt, aber das wollen wir nicht sausen lassen. Immerhin bleiben uns dafür auch danach noch ganze drei Wochen.
 
 
Sarah zieht sich schon gegen 21:30 Uhr ins Zelt zurück. Das Feuer wärmt nur noch bedingt und es war ein aufreibender Tag. Aber sie hat sicherheitshalber noch ihr Buch unter dem Arm. Vielleicht schafft sie es noch ein paar Seiten zu lesen. Cecil hat schon wieder das Tablet aufgestellt und schreibt weiter am Tagebuch. Vielleicht kommt er heute mal wieder in einen Schreibfluss. Zunächst läuft es ganz gut. Doch es dauert nicht lange, bis er in seiner Konzentrationsphase gestört wird. 
Im Gebüsch direkt vor Cecil raschelt es verdächtig. Kurz darauf taucht ein Fuchskusu auf. Keine zwei Meter entfernt, scheint es sich ebenfalls am Feuer zu wärmen. Sarah bekommt die Aufregung mit und öffnet das Fenster. Im Schein von Cecils Taschenlampe, kann sie so ebenfalls einen Blick auf das süße Tier werfen. Es scheint der Größe nach noch ein Jungtier zu sein. Cecil folgt ihm ein paar Meter den Feldweg hinunter. Plötzlich dreht es um und kommt direkt auf ihn zu. Es ist nur noch wenige Zentimeter entfernt. Cecil rechnet schon mit Kontakt, da es scheint schmusen zu wollen. Doch so weit kommt es dann doch nicht. Das Possum dreht ab und hüpft davon. Bei den spitzen Zähnen dieser Tiere vielleicht auch besser so. Trotzdem ein wirklich tolles Erlebnis. 
 
 

Als Cecil zum Camp zurückkehrt, steht Sarah gerade auf der Leiter und zieht sich die Schuhe an. Sie hatte gehofft den Fuchskusu auch noch aus der Nähe sehen zu können. Das will Cecil ihr natürlich gerne ermöglichen. An der Stelle, an der das Possum in den Wald verschwunden ist, nehmen wir die Spur auf. Tatsächlich können wir es kurze Zeit später wieder entdecken. Nur scheint es jetzt nicht mehr sehr an uns Menschen interessiert zu sein. Einmal stellt es sich für einen Moment auf die Hinterbeine. Immer ein herrlicher Anblick. Danach lassen wir es lieber wieder alleine. Wir wollen das kleine Kerlchen nicht zu lange mit der Taschenlampe ärgern. 
Sarah geht zurück ins Zelt und Cecil zieht ins Home Office. Das Feuer ist mittlerweile verloschen. Ohne diese Wärmequelle ist es draußen unangenehm kühl. Cecil schafft es zwei weitere Tage auszuschreiben. Gegen Ende fallen ihm schon fast die Augen zu. Höchste Zeit Sarah ins Bett zu folgen. 

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