21.05., Freitag: Mathinna Bridge - Eisige Kälte

Etwas hinter dem Zeitplan, stehen wir um 07:45 Uhr auf. Das Frühstück verläuft ruhig und leider ohne Besuche von Wallabies und Pademelons. Zelt und Awning sind noch etwas feucht vom Morgentau, doch es hilft nichts. Wir müssen alles so einpacken wie es ist und hoffen, dass es dem Material nicht zu sehr schadet. Kurz bevor wir den Platz verlassen, kommt doch noch ein kleines Pademelon vorbei und uns auch sehr nah. Ein schöner Abschiedsgruß. 
 

 
Da wir bereits etwas spät dran sind, entscheiden wir ohne weitere Abstecher direkt den Ben Lomond NP anzusteuern. Unterwegs verfahren wir uns des Öfteren, da das GPS-Signal ungenau ist und unsere Offline-Karten zu grob. Da sollten wir bei nächster Gelegenheit nacharbeiten und genauere Karten herunterladen. Zum Glück kosten uns die kleineren Irrwege nicht zu viel Zeit. 
Der Ben Lomond Nationalpark befindet sich auf einem Hochplateau im Nordosten der Insel. Durch dichten Wald geht es steil den Hang hinauf. Koby gefällt das auf die Dauer gar nicht. Immer wieder schaltet er unaufgefordert in den Leerlauf. Das hatten wir bei der Anfahrt zum Mount Kaputar schon einmal und auch dieses Mal scheint es noch gutzugehen. Etwas sorgen machen wir uns natürlich trotzdem. Hoffentlich kündigen sich da keine größeren Probleme an. 
Das letzte Stück der Straße, die sogenannte Jacob's Ladder, windet sich über enge Serpentinen an einer fast senkrechten Felswand hinauf. Bis vor wenigen Jahren waren hier nicht einmal Leitplanken installiert. Doch selbst mit lässt dieser Teil den Puls steigen. 
 
 
Auf dem Plateau angelangt, erreichen wir wenige hundert Meter weiter ein kleines Dorf. Besser gesagt ein Ski-Resort. Da bisher noch kaum Schnee gefallen ist, ist dieses derzeit noch unbewohnt. Die Szenerie wirkt daher etwas geisterhaft. Außer uns ist keine Menschenseele zu erahnen. 
Uns weht eine steife Brise entgegen, als wir aussteigen. Dazu liegt die Temperatur nahe des Gefrierpunktes, wenn nicht sogar darunter. Auf einem kleinen Fluss hat sich in jedem Fall bereits eine Schicht Eis gebildet. Bevor wir zu unserer Wanderung starten, entscheiden wir noch ein schnelles Mittagessen einzuschieben. Dazu ziehen wir uns wieder ins Auto zurück. Dort ist es noch schön warm.
Der einzige Wanderweg des Nationalparks führt direkt durch die Botanik. Im Zick Zack bahnen wir uns einen Weg vorbei an schlammigen Passagen und eisbedeckten Pfützen. Die Wahrscheinlichkeit hier trockenen Fußes durchzukommen geht gegen Null, doch wir versuchen es so lange es eben geht. Die Natur ist geprägt von Polsterpflanzen. Diese gibt es nur in den alpinen Regionen Tasmaniens. Ihre winzigen Blätter bilden eine dichte Decke, die Stämme und Wurzeln darunter vor Eis und Kälte schützt. In der Ferne steigen ein paar schroffe Hügel auf. Wieder eine ganz neue Facette Australiens, die sich uns hier zeigt. 
 




 
Unterwegs stoßen wir mehrmals auf die Hinterlassenschaften von Tieren. Da diese meistens auf erhöhten Positionen, wie zum Beispiel einem kleinen Felsen, platziert wurden, ist für uns schnell klar, wer dahintersteckt. Dabei kann es sich nur um Wombats handeln. Es wäre wirklich cool, wenn wir heute einen sehen. Doch selbst das könnte unsere Herzen wohl nur kurz erwärmen. Die Kälte hier oben ist wirklich extrem. Besonders Sarah macht das ordentlich zu schaffen. An der einzigen Gabelung tendiert sie daher zu dem kürzeren 3km-Rundwanderweg. Cecil verspricht sich jedoch lohnenswerte Ausblicke vom Gipfel des Little Hell. Das bedeutet jedoch zusätzliche zwei Kilometer. Etwas widerwillig lässt sich Sarah von ihm überzeugen. 
Der Weg bietet bald kaum noch Abwechslung. Wir müssen weiterhin aufpassen, nicht irgendwo ins Wasser zu treten, kommen abgesehen davon aber gut voran. Lediglich eine Eisscholle, die aussieht wie ein Wombat, sorgt kurz für gute Laune. Ansonsten verfluchen wir beide durchgängig die Kälte. Der Ausblick vom Little Hell schafft da auch keine Abhilfe. Es windet dort so stark, dass wir lediglich ein paar schnelle Aufnahmen machen und danach schleunigst weiterziehen. Die kleinere Runde hätte es wohl auch getan. Dazu leidet mittlerweile selbst die Technik unter den Temperaturen. Besonders die GoPro hat Probleme. Es kommt zu Bildfehlern und ungewollten Abschaltungen. Kurzum hält sich der Spaß beim Wandern heute eher in Grenzen. 
 




 
Auf dem Rückweg haben wir durchgängig Blick auf die Skilifte. Keine besonders schöne Szenerie, doch wir haben sowieso nur noch ein Ziel vor Augen. So schnell es geht zurück zu Koby zu kommen. Als wir das Ski-Resort sichten, verlassen wir sogar den offiziellen Weg und kürzen eine Ecke ab. Immerhin gibt es dann doch noch die erhoffte Tiersichtung. Im Resort angekommen, entdecken wir eine Gruppe Wallabies. In knapp zwei Stunden haben wir 4,8 km zurückgelegt. Bei diesen Bedingungen reicht uns das vollkommen. Sicherlich brauchen wir genau so lange, um wieder aufzutauen. 
 

 
Kurz vor der Jacob's Ladder halten wir kurz an einem Lookout. Leider liegen die beeindruckenden Felswände und die Serpentinen bereits halb im Schatten. Dazu steht uns die Sonne direkt gegenüber und sorgt damit für extremes Gegenlicht. Fotos und Videos sind fast unmöglich aufzunehmen. Wir ärgern uns daher, den Lookout nicht schon bei unserer Ankunft vor ein paar Stunden angesteuert zu haben.
 

  

Bei der Abfahrt über die Serpentinen und den anschließenden Hang durch den Wald gibt es zum Glück keine Probleme. Die Bremsen halten der hohen Belastung stand. Unten angekommen, schauen wir auf dem Tablet nach einem geeigneten Platz für die kommende Nacht. Es ist bereits 16 Uhr. In nicht einmal 1 ½ Stunden geht die Sonne unter. Da es nicht sehr viel Auswahl gibt, haben wir uns schnell entschieden und setzen die Fahrt fort. 
Der Weg führt uns weitestgehend über eine gepflegte Gravelroad. Einzig eine weitere lange Bergauffahrt sorgt bei Cecil für etwas Unmut. Er macht sich Sorgen um Koby. Der hingegen macht keine Anstalten und wir erreichen den Platz gegen kurz vor fünf. Dieser befindet sich neben einem Fluss nahe des Örtchens Mathinna. 
Von der Sonne ist kaum noch etwas zu sehen und es ist bereits jetzt ganz schön kalt hier. Wir schlüpfen daher als erstes in unsere Thermo-Unterwäsche, bevor wir das Zelt aufbauen und uns daran machen das Abendessen zu kochen. Nach dem langen Abend gestern, wollen wir heute schnellstmöglich ins Zelt. Doch die Gaskartusche des Kochers macht uns da einen Strich durch die Rechnung. Durch die Kälte wandelt sich das flüssige Gas innerhalb des Behälters nur noch widerwillig in seinen gasförmigen Zustand. Für diesen Prozess wird Wärme benötigt. Besonders Butangas, wie wir es verwenden, ist für solche Zickereien bekannt. Besser ist es Propan- oder Isobutangas zu verwenden. Das lernen wir jedoch erst sehr viel später. Für den Moment versuchen wir Abhilfe zu schaffen, indem wir die Kartusche immer wieder kurz herausnehmen und so gut es geht aufwärmen. Natürlich auch nicht einfach, wenn die eigenen Hände ebenfalls eiskalt sind. Doch am Ende gelingt es.
Ausreichend gesättigt und nach Erledigung des Abwaschs, sind wir um 18 Uhr im Zelt. Cecil mobilisiert die verbliebene Willenskraft und tippt noch schnell die heutigen Stichpunkte ein. Danach ist Feierabend und wir gucken eine Folge Fargo. Aber auch dabei bleibt Cecil nicht untätig. Er kümmert sich um ein paar fast leere Chipstüten. Eine wichtige Sache, wenn man mit chronischem Platzmangel zu kämpfen hat. 
Fürs Zähneputzen müssen wir uns nochmal aus dem Bett quälen. Die frische Luft sorgt dafür, dass wir anschließend wieder recht munter sind. Es folgt daher eine weitere Folge der Serie. Dann meldet sich die Müdigkeit jedoch recht deutlich und wir machen Schluss für heute. Hoffentlich sinken die Temperaturen nicht noch weiter ab, denn es ist bereits jetzt eisig kalt. Augen zu und durch.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke