30.04., Freitag: Horrocks Pass Park Area - Kängurubesuch

Ein paar mal drücken wir heute auf die Schlummertaste, dann schalten wir den Wecker aus. Im Grunde sind wir wach. Gut eine halbe Stunde später schrecken wir hoch. Doch nochmal weggepennt. Erst um kurz vor 8 klettern wir aus dem Zelt. Der Platz um uns herum hat sich derweil geleert und wir sind allein zurückgeblieben. 
Das Frühstück läuft wie gewohnt. Außer vielleicht, dass es heute Spiegelei gibt, welches wir mit Frühlingszwiebel aufpeppen. Danach packen wir zusammen und machen uns fertig. Wir gönnen uns etwas Trockenshampoo, bevor wir uns in Port Augusta unter Menschen wagen. Einigermaßen frisch, sind wir um kurz vor 10 auf dem Weg in die gut 60 km entfernte Stadt. 
Als erstes müssen wir tanken. Wir sind gespannt, welchen Verbrauch Koby auf der vergangenen Etappe hatte. Mit nur 13,86 Litern auf 100 km ist der erstaunlich niedrig. Offenbar hat die Reinigung des EGR-Ventils Wirkung gezeigt. Kurz halten wir daraufhin bei McDonalds und googeln dort im Wlan ein bisschen. Dann ist es Zeit zum Krankenhaus zu fahren. Sarah will probieren dort ihre Krankenakte anzufordern. Darin hoffen wir einen Vermerk zu finden, dass der Transport von Tom Price nach Port Hedland zwingend notwendig war. Damit hätten wir der Versicherung gegenüber ein Beweismittel und diese übernimmt daraufhin hoffentlich die Kosten für den Flug. So die Theorie. 
Im Krankenhaus angekommen, fragt Sarah nach ihrem “treatment report”, wie es im Englischen heißt. Uns wird mitgeteilt, dass die dafür zuständige Mitarbeiterin erst ab 14 Uhr im Haus ist. Erst dann könnten wir Zugriff auf den Report erhalten. Cecil wirft noch ein, dass es sich um einen Report aus Tom Price handelt und dieser per Fax geschickt werden soll. Wir bekommen daraufhin die Faxnummer des Krankenhauses hier in Port Augusta. 
Wieder draußen, ruft Sarah direkt in Tom Price an. Amanda hebt ab und ist wie gewohnt unfreundlich. So wie wir uns das vorstellen, geht es nicht. Sie bräuchte ein offizielles Schreiben aus Port Augusta, erst dann könne sie die Akte verschicken. Also gut, dann versuchen wir mal so ein Schreiben zu bekommen. Am Schalter im Krankenhaus sitzt inzwischen eine andere Mitarbeiterin. Diese nimmt unser Anliegen erneut auf und notiert unsere Telefonnummer. Sobald etwas erreicht wurde, verspricht sie sich bei uns zu melden. Vor 14 Uhr sei das jedoch unwahrscheinlich. Es ist gerade mal kurz vor zwölf. Besser wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen, um die Zeit dort abzusitzen. 
Was auf der Karte einer unserer Apps wie ein Park aussah, entpuppt sich als Schotterplatz neben der Straße. Wir entscheiden trotzdem zu bleiben. Wer weiß, wie die anderen “Parks” hier aussehen. Cecil kümmert sich als erstes um die klappernde Fußleiste auf der Beifahrerseite. Das Geräusch ist uns erst aufgefallen seit sich das Fenster wieder senken lässt. In geschlossenem Zustand hört man es kaum. Das passende Werkzeug ist schnell parat und die losen Mutter fix wieder festgeschraubt. Da klappert so schnell nichts mehr. Anschließend arbeiten wir am Blog weiter. Sarah liest Korrektur, während Cecil Videos bearbeitet. 
Am frühen Nachmittag überrollt uns ein heftiges Hungergefühl. Wir werfen alle guten Vorsätze über Bord und fahren erneut zu McDonald's. Wir brauchen eine kleine Ewigkeit bis wir uns entschieden haben. Das ist aber auch immer besonders schwer, wenn man gerade das Gefühl hat einfach alles verschlingen zu wollen. Kurz nachdem es endlich geschafft ist, klingelt Sarahs Telefon. 
Die für die “treatment reports” zuständige Mitarbeiterin ist eingetroffen. Sarah erklärt abermals, worum es genau geht. Die erste Antwort lautet, dass die Dokumente angefordert werden können, aber wahrscheinlich nicht vor Montag da sind. Sarah erläutert daraufhin unsere Situation und dass es sehr dringend sei. Am Ende sollten wir am besten nochmal ins Krankenhaus kommen. Es gilt ohnehin noch einige Formulare auszufüllen. Geht klar. Doch erstmal müssen wir etwas Essen. Die Burger sind immerhin recht gut. Wenigstens ein Problem hätten wir damit für den Moment gelöst. 
Zurück im Krankenhaus, bekommt Sarah ein Dokument vorgelegt. Es steht ihr zu ihre Krankenakte einzusehen. Das kostet allerdings etwas und kann bis zu 30 Tage dauern. Wie soll das funktionieren? Wer weiß, wo wir in 30 Tagen sind? Bestimmt nicht mehr hier. Sarah probiert erneut ihr Anliegen zu verdeutlichen. Die Dame uns gegenüber ist zum Glück sehr hilfsbereit und engagiert. Kein Vergleich zu unserer Freundin Amanda in Tom Price. Sie hört Sarah geduldig zu und endlich wird klar, dass wir eine Akte aus einem anderen Krankenhaus aus einem anderen Staat benötigen. Kurzentschlossen, ruft Jasmin, wie wir von ihrem Namensschild erfahren, in Tom Price an. Anschließend setzt sie ein Schreiben auf, mit dem sie die Akte anfordert und schickt es per Fax nach Tom Price. In einer Stunde sollen wir zurückkommen. Sollte der Report früher eintreffen, bekommen wir einen Anruf. 
Wir sind frohen Mutes, dass die Angelegenheit schon bald geklärt ist. Im Grunde rechnen wir schon in den nächsten Minuten mit dem Anruf. Wie lange kann es schon dauern die Akte per Fax zu schicken? Wir bleiben daher einfach hier auf dem Parkplatz vom Krankenhaus. Cecil ist erneut mit Videos beschäftigt. Sarah zieht es vor etwas zu stricken. Sie braucht mal eine kurze Pause nach dem ganzen Stress. 
Eine Stunde später stehen wir wieder auf der Matte. Offensichtlich ist es doch schwerer als wir alle dachten das entsprechende Fax zu schicken. Vielleicht lässt Amanda uns aber auch einfach nur noch ein wenig schmoren. Aus reiner Boshaftigkeit. Eine Email ist auch nicht eingetroffen. Jasmin will daraufhin erneut in Tom Price anrufen. Mit ihr haben wir wohl einen Glückstreffer gelandet. 
Gute zwanzig Minuten verschwindet Jasmin in einem Hinterzimmer. Dann kommt plötzlich Bewegung in die Sache. Sarah soll ihre Mailadresse aufschreiben. Zu dieser bekommt sie dann ein Formular geschickt, welches ausgefüllt zurück nach Port Hedland gesendet werden muss. Ab jetzt ist die dortige Abteilung für “Freedom of Information” unser Ansprechpartner. Wir bedanken uns tausendmal und gehen. Noch bevor wir Koby erreicht haben, hat Sarah das besagte Dokument bekommen. Damit kann sie ihre Krankenakte kostenfrei anfordern und erhält diese daraufhin zeitnah per Email. Besonders Sarah musste sich zwar den Mund fusselig reden, doch am Ende scheint das Ziel ein wenig näher gerückt zu sein. 
Kurz darauf sind wir ein drittes Mal bei McDonald's. Das Wlan dort ist einfach überragend. Gemeinsam füllen wir das Dokument aus und schicken es ab. Danach postet Sarah die nächsten Tage. Cecil googelt derweil erneut zu der Krankenhaus-Angelegenheit. Dabei stößt er auf einen Facebook-Eintrag. Was dort beschrieben wird, gleicht unserer Geschichte fast bis ins letzte Detail. Nach einem Schlangenbiss im Karijini NP wurde der Betroffene von Tom Price per Flugzeug vom RFDS nach Port Hedland geflogen. Vielleicht kann uns der Autor einen Tipp geben, wie man in so einem Fall mit seiner Versicherung umgehen muss. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert. Cecil formuliert einen Text vor, den Sarah anschließend in ihrem Namen bei Facebook an den Verfasser schickt. Wie gesagt, lassen wir nichts unversucht. 
Langsam haben wir die Nase voll von der Stadt, vom Internet und dem ständigen Stress des Probleme lösens. Uns reicht es für heute. Im letzten Moment erinnern wir uns noch daran einen Park-Pass für morgen zu kaufen. Da steht der Mount Remarkable auf dem Programm. 
Eine halbe Stunde süd-östlich von Port Augusta haben wir einen Platz auf Wiki-Camps gefunden. Der Weg dorthin schlängelt sich über endlose Serpentinen. Die gesamte Zeit über hängen wir hinter einem LKW, der nur mühsam vorankommt. Wir verbringen so viel Zeit hinter dem Laster, dass Cecil irgendwann feststellt, dass eines seiner orangen Positionslichter ein SOS-Signal morst. Seltsam. Die restliche Schleiffahrt hindurch beschäftigen wir uns damit ein Entführungsszenario auszumalen. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass es sich um einen Wackelkontakt handelt, der sich für besonders lustig hält. 
Auf dem Platz angekommen, entdeckt Cecil direkt ein Känguru. Sarah schießen Tränen in die Augen, so sehr freut sie sich über den Anblick. Das haben wir heute wirklich gebraucht. Eine lebende Erinnerung daran, warum wir es hier so lieben. Kurz darauf springt sogar noch ein Muttertier mit ihrem Joey im Schlepptau dicht an unserem Camp vorbei. 
 

 
Davon motiviert, rafft sich Sarah auf und macht Sport. Es ist zu diesem Zeitpunkt halb 6 und wir sollten noch gut eine Stunde lang Licht haben. Cecil ist derweil damit beschäftigt das Camp vorzubereiten. Außerdem füllt er Wasser um und räumt ein wenig auf. Ohne Plan was er sonst machen soll, baut er am Ende sogar das Zelt alleine auf. Er weiß ja jetzt wie es geht. 
 

Zwischendurch entdecken wir auf einem entfernten Hügel eine weitere Känguru-Rotte. Zwei Streithähne liefern sich sogar einen richtigen Kampf. 
Nachdem Sarah ihr Workout absolviert hat, schlüpft sie direkt in ein paar warme Sachen. Wir befinden uns einige hundert Meter über dem Meeresspiegel und es ist deutlich kälter hier oben. Cecil beginnt damit die Stichpunkte von heute zu schreiben und Sarah hilft dabei. Immer wieder schweifen wir ab und unterhalten uns über das ein oder andere was heute passiert ist. Begleitet werden unsere Unterhaltungen von dem Meckern der Schafe und ihrer zahlreichen Lämmchen. Himmlisch! 
Immer wieder hören wir ein verdächtiges Rascheln in direkter Nähe. Es braucht allerdings eine Weile, bis wir den Verursacher im Schein der Taschenlampe entdecken können. Ein Känguru hoppelt über den Platz und verschwindet kurz darauf im Dickicht eines Baumes. Nur noch gelegentlich können wir den Kopf und die Arme erahnen, während es Blätter aus der Baumkronen zupft. Als Überraschungsgast kommt noch eine kleine Springmaus vorbei. Wir sind in jedem Fall wieder voll auf unsere Umwelt fokussiert anstatt uns mit Krankenhausangelegenheiten herumzuärgern.
Sarah geht gegen viertel vor 8 ins Zelt. Dort strickt sie, bis der Rücken zu sehr schmerzt. In einer etwas angenehmeren Lage schaut sie daraufhin noch ihre Serie weiter. Cecil schreibt derweil am Tagebuch weiter. Gegen kurz vor neun ist er mit dem 19.03. fertig. Danach gilt es nur noch die heutigen Stichpunkte zu aktualisieren.
Bevor es ins Bett geht, sieht er sich eine Dokumentation über professionelle Computerspieler an. Im Grunde ist er genau in dieser Generation aufgewachsen und hat selbst zahllose Stunden beim Zocken verbracht. Doch Profi ist er nie geworden. Und wenn man erst einmal hinter die Kulissen blickt, ist das auch gar nicht so erstrebenswert. Mittlerweile ist Gaming eine hochgezüchtete Industrie, in der nur noch Leistung zählt. Er behält sich da lieber die gute alte Zeit in Erinnerung, in der Computerspiele noch Spaß gemacht haben.

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