29.03., Montag: Bushcamp vor Karijini NP - Sprünge in den Honeymoon-Pool
Den heutigen Morgen hatten wir uns durchaus anders vorgestellt. Statt Sonnenschein erwartet uns ein fast durchgängig bewölkter Himmel. Doch wir versuchen positiv zu bleiben. Bis wir mit dem Frühstück fertig sind, hat sich die Lage sicher gebessert. Während wir essen, lädt ein Trucker einen Bagger von seinem Anhänger ab. Wir bekommen daher die wundervolle Geräuschkulisse zum Frühstück geliefert, die wir von schon so unzähligen Rastplätzen gewohnt sind. Ist das der neue Klang von zu Hause? Sicher nicht.
Nachdem wir zusammengepackt haben, erreichen wir nach nur gut 15 Minuten Fahrt die Hamersley Gorge. Lediglich ein weiteres Auto steht auf dem Parkplatz. So gefällt uns das. Doch leider ist es noch immer ziemlich wolkig. Trotzdem packen wir die Badesachen ein und machen uns auf den Weg zum ersten Aussichtspunkt. Selbst ohne Sonnenlicht ist das Farbenspiel der unterschiedlichen Gesteinsschichten, welches sich uns auf der anderen Seite der Schlucht bietet, unglaublich.
Der 400 Meter lange Weg hinab in die Schlucht ist als Wanderweg der Klasse 4 bewertet, also durchaus anspruchsvoll. Wir können uns allerdings kaum vorstellen, was hier so herausfordernd sein soll, dass der Pfad diese Bewertung verdient. Aus diesem Grund, und weil wir schlicht ein wenig faul sind, machen wir uns in unseren Flip-Flops auf den Weg. Die Stufen sehen zunächst gut aus, doch schon bald wird das Gelände unwegsamer. Wir schaffen es zwar unbeschadet bis hinunter, doch haben uns das Leben freiwillig schwerer gemacht als nötig war.
Unten angekommen sieht der kleine Pool durchaus einladend aus. Kurz bevor wir uns dazu entschließen hinein zu springen, kommen zwei junge Männer die Treppe hinab. Ohne zu stoppen, setzen sie ihren Weg am Rande der Wasserkaskaden fort, die sich rechterhand von uns ergießen. Die zwei scheinen auf dem felsigen Untergrund durchaus ihre Probleme zu haben. Wir schlüpfen in unsere Badeschuhe und folgen den beiden.
Es sind einige Klettereinlagen nötig bis wir eine eiserne Leiter emporsteigen und vor einem weiteren Wasserbecken stehen, welches von farben reichen Wänden eingerahmt ist. Am gegenüberliegenden Ufer sehen wir einen kleinen Wasserfall, der in ein separates Becken fällt. Noch können wir das türkise Wasser nur erahnen, doch uns wird sofort klar, dass es sich dabei um den “Honeymoon Pool” handelt. Von den Bildern, die wir gesehen haben, ist das einer der Gründe aus dem wir heute hier sind. Die zwei Typen kraxeln ohne große Umschweife am Rand empor und springen aus gut drei Metern Höhe in das kleine Becken.
Während Cecil unsere Badesachen holt, irgendwie ist uns doch unwohl bei dem Gedanken alles unbeobachtet zu lassen und wir wollen es wohl doch ins Wasser wagen, genießt Sarah die Atmosphäre des Ortes. Nebenbei kann sie nicht anders als die Jungs bei ihren Sprüngen zu beobachten. Sie hofft nur, dass das Wasser überall tief genug ist. Außerdem ist sie sehr froh, dass Cecil nicht da ist. Der würde sicher auch auf dumme Gedanken kommen.
Nachdem wir unsere Badesachen angelegt haben, geht es zunächst in den großen Wasserpool. Der ist unerwartet kalt. Normalerweise wären wir dankbar für diese Erfrischung, doch ausgerechnet heute ist es aufgrund der dichten Wolkendecke gar nicht so heiß. Wir versuchen nicht zu undankbar zu sein und nach einem kurzen Moment der Gewöhnung, ist es sehr angenehm.
Irgendwann ist der Honeymoon-Pool dann frei und unsere Zeit ist gekommen. Über Jahrtausende hat das Wasser ein fast kreisrundes Loch, etwa drei Meter im Durchmesser, aus dem Fels gespült. Von einem kleinen Wasserfall gespeist und mit seinem teilweise unwirklich türkis schimmernden Wasser, ist dieser Ort zu einem der beliebtesten geworden, seiner besseren Hälfte einen Antrag zu machen.
Tatsächlich hat der Pool seine eigene Magie. Doch nachdem Cecil seinen Antrag bereits vorgetragen hat, sieht er nur noch die Chance von einer möglichst hohen Position in das Wasserloch zu springen. Offensichtlich hat er die zwei anderen doch bei ihren Aktionen beobachtet. Über glipschige Vorsprünge im Fels arbeitet sich Cecil hinauf. Etwas unglücklich springt er daraufhin aus nicht einmal einem Meter Höhe ins Wasser. Sarah probiert es daraufhin auch, doch ihr ist das Ganze zu gruselig. Für einen Moment genießen wir anschließend die Ruhe und die Natur um uns.
Bald schon kann Cecil jedoch nicht mehr ruhig sitzen. Er will von noch weiter oben in den Pool springen. Gerade klettert er den Fels hinauf, da kommen die zwei Männer wieder und machen es vor. Dann steht Cecil auf dem kleinen Vorsprung. Von unten bekommt er Tipps, wohin er springen muss, damit das Wasser auch tief genug ist. Ein bisschen mulmig ist ihm dann schon, doch er wagt den Sprung. Anschließend kommen wir mit den beiden ins Gespräch. Sie stellen sich als James und Cameron vor. Witzig, so heißt doch auch der berühmte Regisseur. Die beiden arbeiten in den Eisenminen der Umgebung. Gerade aus der Nachtschicht gekommen, fuhren sie hierher, um sich kurz zu erfrischen, bevor ein wenig Schlaf auf dem Programm steht. Doch im Gegensatz zu uns sind sie nicht zum ersten Mal hier. In der Schlucht weiter unten gäbe es noch einen viel besseren Ort zum Reinspringen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg dorthin.
Man kann nicht erkennen, wo das Wasser in der Schlucht endet. Wir schwimmen einfach drauf los. An einer Stelle klettert Cameron aus dem Wasser. Aus gut fünf Metern Höhe springt er anschließend ins Wasser. Ziemlich stilvoll mit einem Rückwärtssalto. Wie wir später erfahren, verliert er beim Eintauchen ins Wasser dabei beide Kontaktlinsen. Doch es hat sich wohl gelohnt. Wir sind beeindruckt. James setzt diese Runde aus, doch Cecil will es ebenfalls wagen. Allein der Weg hinauf lässt sein Herz schneller schlagen. Oben angekommen dann wieder Hinweise wie er springen muss, um sicher unten anzukommen. Auf einen Salto verzichtet Cecil zum Glück. Sarah bleibt trotzdem kurz das Herz stehen, als er tatsächlich springt. Die Flugzeit kommt einem ewig vor, dann schlägt Cecil mit einer ordentlichen Bombe im Wasser ein. Alles gut überstanden. Doch leider hat die GoPro versagt. Das Video ist beschädigt. Aber Sarah denkt, dass ist gut so, damit werden weitere Herzstillstände vermieden. Anschließend schwimmen wir noch gut 200 Meter weiter in die Schlucht. Wir sind ganz allein hier. Zu einer Seite säumt eine Felswand das Gewässer. Senkrecht ragt diese etwa 30 Meter in den Himmel. Gegenüber ist das Ufer von Palmen und Farnen gesäumt. Wir genießen die Szenerie in vollen Zügen.
Auf dem Rückweg kommt Mount Nameless zur Sprache. Dieser befindet sich direkt bei Tom Price und James schwärmt in einer Tour davon. Es führt eine Allrad-Piste auf den Gipfel und er bietet uns an, mit seinem Wagen hoch zu fahren. Kurzerhand nehmen wir das Angebot an. Am Parkplatz tauschen wir deshalb noch Telefonnummern aus. Daraufhin meint James er würde jetzt erstmal schlafen gehen und dann meldet er sich später. Daran haben wir gar nicht gedacht. Wir sind davon ausgegangen gleich im Anschluss auf den Berg zu fahren. Aber vielleicht können wir es ja trotzdem noch einrichten. Zunächst machen wir uns auf den Weg nach Tom Price.
80 km legen wir zurück, dann erreichen wir die Stadt. Als erstes füllen wir unsere Trinkwasservorräte auf. Noch vor Ort gibt es dann endlich mal wieder Jogurt mit Müsli. Beim Essen werden wir von der prallen Sonne ordentlich gebrutzelt, doch es kommen auch immer wieder ein paar Wolken vorbei, für die wir heute sehr dankbar sind. Da wir mittels Suchmaschine keine Autowaschanlage finden können, nutzen wir den Zugang zum Wasser hier vor Ort. Mit einem kleinen Schwamm entfernen wir den gröbsten Schlamm am Kofferraum und den Türklinken so gut es geht. Nachdem uns vor kurzem erneut unsere Bremslichter verlassen haben, begibt sich Cecil auf Fehlersuche. Zunächst prüft er alle Glühbirnen der hinteren Lichter. Dort sieht alles gut aus. Vielleicht ist es eine der Sicherungen. Die für das Licht hinten sieht etwas komisch aus, aber nicht eindeutig defekt. Einen Versuch ist es trotzdem wert. Mit einer neuen Sicherung funktioniert das Bremslicht wieder. Mal sehen wie lange.
Noch immer auf dem Parkplatz planen wir so gut es geht die kommenden Tage. Für heute ist es bereits zu spät, um eine Wanderung in Angriff zu nehmen. Immerhin ist es schon nach 14:30 Uhr. Bis wir irgendwo im Karijini NP angekommen sind, geht wohl schon langsam die Sonne unter. Außerdem schicken wir eine SMS an James, in der wir uns für das Angebot bedanken, aber ablehnen. Uns wird das alles schlicht zu spät. Außerdem werden wir vom Mount Bruce eine ähnliche Aussicht bekommen und die verdienen wir uns mit unseren eigenen Beinen. Diese Entscheidung viel uns jedoch nicht leicht. Kurz zuvor hat James uns geschrieben, er wäre am Abend bereit für Bier und Grillen auf dem Gipfel. Das würde allerdings für uns bedeuten, dass wir noch etliche Stunden hier in Tom Price totschlagen müssen und für die Nacht einen Caravan Park brauchen. Sicher wäre es nett geworden, doch wir passen wie gesagt.
Einen Stopp an der Tankstelle später, sind wir unterwegs in Richtung Nationalpark. Etwa 20 Minuten später biegen wir gegenüber eines Aussichtspunktes auf einen Feldweg ein. Wir finden einen Platz ein gutes Stück vom Highway entfernt. Ein paar Bäume und Sträucher sorgen für zusätzlichen Sichtschutz. Das Solarpanel macht wieder mal Probleme, doch nach zehn Minuten ab- und wieder anstecken und etwas herumwackeln, funktioniert es doch.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, sucht sich Sarah einen ausreichend schattigen Platz, um ihr Sportprogramm durchzuziehen. Schatten ist jedoch rar und dazu ist der Boden überzogen von spitzen Steinen. Dazu ist es weiterhin unglaublich heiß. Alles in Allem wird die Veranstaltung nicht gerade ein Vergnügen. Unterdessen bereitet sich Cecil Kaffee für morgen früh vor und schmiert ein paar Sandwiches. Wir wollen so früh es geht zu unserer Wanderung auf den Mount Bruce starten. Morgen soll es mit 37° Grad noch heißer werden.
Den frühen Abend verbringen wir damit am Tagebuch zu schreiben und etwas aufzuräumen. Sarah kommt sogar endlich mal wieder dazu etwas zu stricken. Der Abwasch nach dem Essen fällt durch die Sandwich-Aktion etwas größer aus, ist aber auch schnell erledigt. Außerdem müssen wir dafür morgen früh nichts abwaschen. Schon gegen kurz vor acht liegen wir oben im Zelt und schauen eine Folge unserer Serie. Anschließend lesen wir noch ein bisschen, doch bald schon übermannt uns die Müdigkeit. Gegen 21:30 Uhr geht das Licht aus.
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