28.03., Sonntag: Rest Area vor der Hammersley Gorge - Schlammschlacht im Outback
Besonders für Sarah war die vergangene Nacht wenig erholsam. Regelmäßig donnerten Road Trains und auch echte Züge an unserem Camp vorbei. Das Aufstehen fällt daher besonders schwer. Auf ein Heißgetränk beim Frühstück verzichten wir, da es bereits zu früher Stunde extrem warm ist. Wie zu erwarten war, geraten wir beim Einpacken des Zeltes deswegen so richtig ins Schwitzen.
An der Tankstelle schauen wir uns die kostenlose Dusche an. Die ist nichts besonderes, aber sauber und das Wasser wird schnell warm. Trotzdem zögern wir etwas. So richtig haben wir keine Lust zu duschen. Noch dazu springen wir voraussichtlich in wenigen Stunden in ein Wasserloch. Natürlich ist das nicht direkt vergleichbar, doch für den Moment würde uns das reichen. Nach kurzem Hin und Her, besinnen wir uns dann aber. Die Gelegenheit einer kostenlosen, heißen Dusche sollten wir uns besser nicht entgehen lassen. Ein wenig Geld lassen wir dann aber doch noch vor Ort. Wir gönnen uns zuckerfreie Energy-Drinks, die vor Allem himmlisch kalt sind.
Bis zum Python Pool, im nördlichen Teil des Millstream-Chichester NP sind wir gute 1 ½ Stunden unterwegs. Die letzten 8 km geht es über eine wirklich schlimme Gravelroad. Alles wird ordentlich durchgerüttelt, doch es bleibt alles heil. Auf dem Parkplatz angekommen, sind wir allein. Es geht direkt in die Wanderschuhe und wir laufen los. Eine Tüte mit unseren Badesachen darin, nehmen wir allerdings schon mal mit. Gleich zu Beginn des Wanderweges hängen wir diese an einen Ast. Wir können es jetzt schon kaum erwarten, endlich ins Wasser zu kommen. Doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Tatsächlich werden die etwas mehr als 2 Kilometer zu einer echten Herausforderung. Es ist schlicht zu heiß heute. Jeder vernünftige Mensch wäre direkt zum Wasserloch gegangen. Wir lassen uns jedoch nicht aufhalten. Durch eine karge Landschaft aus roter Erde und Spinifex-Büschen setzen wir stur einen Fuß vor den anderen. Unterwegs werden wir öfter als uns lieb ist von bis zu 10 cm großen Heuschrecken angesprungen. Das zeckt erstaunlich doll. Gegen Ende des Pfades wartet ein kleiner Anstieg, der uns nochmal alles abverlangt. Völlig durchgeschwitzt erreichen wir den Camel Lookout. Leider ist es heute ziemlich bewölkt. Bei strahlendem Sonnenschein ist der Ausblick sicherlich noch einen Zacken schöner.
Am Python Pool angekommen, reißen wir uns förmlich die Klamotten vom Leib und springen ins Wasser. Nach unserem Geschmack könnte dieses gerne noch etwas kälter sein. Es ist trotzdem eine wahre Wohltat für unsere überhitzten Körper. Dazu sind außerdem nur ein Vater mit seinen zwei kleinen Kindern hier. Als auch diese gegangen sind, ist der Zeitpunkt gekommen Alli zu aktivieren. Während Cecil aufbaut, wartet Sarah im Wasser. Dabei wird sie plötzlich von einem Fisch kräftig ins Knie gezwickt. Was für ein Frechdachs. Es dauert einen Moment bis genügend Satelliten verbunden sind, dann hebt Alli ab. Die Aufnahmen könnte man glatt zu einem Werbespot für die örtliche Tourismusbranche verarbeiten.
Auf dem Rückweg zum Highway, halten wir kurz am Mount Herbert. Der entpuppt sich allerdings eher als Hügel, statt einem Berg, wie es der Name suggeriert. Die Aussicht ist dazu nicht besser als die vom Camel Lookout.
Die Gravelroad schüttelt uns noch einmal durch, dann haben wir wieder Asphalt unter den Reifen. Eigentlich hatte Cecil geplant, die Fahrt mit Alli zu filmen. Die Landschaft hier scheint wie aus dem Reisekatalog. Eine rote Schotterpiste, die durch ein Meer von saftig grünem Spinifex führt. Doch es ist weiterhin zu bewölkt. Der Effekt kommt dann schlicht nicht rüber. Hoffentlich bietet sich eine solche Gelegenheit noch an anderer Stelle.
Im südlichen Teil des Nationalparks warten ein weiterer Wanderweg und eine Bademöglichkeit auf uns. Im ersten Anlauf verpassen wir den richtigen Abzweig dorthin. Es wurde lediglich ein Schild aufgestellt, welches aus unserer Fahrtrichtung mit dem blanken Rücken zu uns steht. Das mit den Schildern haben sie hier in Australien wirklich nicht raus. Vom Highway geht es erneut auf eine Gravelroad. Diese befindet sich aber in einem deutlich besseren Zustand.
Vom Parkplatz aus erwartet uns ein lediglich 700 Meter langer Wanderweg. Nur mit den Kameras bestückt machen wir uns auf den Weg. Nach wenigen Schritten stoßen wir auf ein Känguru, welches am Wegesrand gegrast hat. Wir sind ihm ziemlich nah und es springt trotzdem nicht sofort weg. Wir gehen deshalb davon aus, dass es an Menschen gewöhnt ist und sich oft hier aufhält. Leider hat Sarah die richtige Kamera noch in der Hülle, daher wird die Aufnahme nicht so gut wie gewünscht. Recht forsch verringern wir den Abstand daher noch. Daraufhin ergreift es doch die Flucht. Vielleicht war es doch nur zufällig hier und wir hatten schlicht Glück. Nach nicht einmal hundert Metern, stehen wir unvermittelt vor einer Absperrung. Zyklon Damien hat Brücken zerstört und den Pfad im weiteren Verlauf größtenteils weggeschwemmt. Wir ärgern uns aber nicht zu sehr darüber. Immerhin haben wir ein Känguru gesehen.
Vom Cliff Lookout schaut man von einer niedrigen Klippe auf den Flusslauf des Fortescue River. Ganz nett, aber kein Pflichtstopp. Weiter geht es zum Deep Reach Pool. Da ein bedrohlich wirkendes Gewitter schnell näher kommt, flitzen wir nur mit unseren Badesachen bekleidet direkt vom Parkplatz zum Wasser. Dort erwartet uns allerdings kein Pool, wie es der Name vermuten lässt, sondern lediglich ein Einstiegspunkt in den Fluss. Das Wasser sieht allerdings nicht gerade einladend aus. Dazu tummeln sich an der Treppe etliche Welse. Wir verzichten daher auf eine erneute Abkühlung. Wir sind kaum zurück im Wagen, da beginnt der Regen. Zunächst nur wenig, was sogar ganz angenehm ist, wie wir finden.
Letzter Punkt auf der Tagesordnung: die Hamersley Gorge. Bis dorthin sind wir erneut 1 ½ Stunden mit Koby unterwegs. Blöderweise führt der Weg dorthin direkt auf das Gewitter zu. Schon bald sind wir mitten drin. Der Regen fällt sintflutartig vom Himmel. Die Scheibenwischer arbeiten am Limit und können den Wassermassen trotzdem nicht Herr werden. Dazu geraten wir auf der aufgeweichten Gravelroad, die nun eher einer Schlammpiste gleicht, mehrfach in einen leichten Drift. Doch Cecil kann Koby immer noch rechtzeitig wieder einfangen.
Bald wird die Schlammschicht so dick, dass Cecil ernsthafte Bedenken hat, wie weit wir noch kommen, bevor wir stecken bleiben. Das trübe Wasser spritzt in großen Lachen auf die Frontscheibe, wenn wir eine Pfütze nicht mehr rechtzeitig umfahren können. Leicht panisch sind wir kurz davor umzudrehen. Doch zu der Entscheidung können wir uns dann doch nicht durchringen. Stattdessen fahren wir einfach weiter. So ganz rational ist dieser Entschluss wohl nicht, doch wir hoffen einfach das alles gut geht. Über Kilometer pflügen wir mit Koby weiter durch den Schlamm. Bis endlich Licht am Horizont zu sehen ist und der Regen langsam nachlässt.
Bald darauf scheinen wir das Schlimmste hinter uns zu haben. Es kommt sogar kurz die Sonne heraus und wenig später hört es gänzlich auf zu regnen. Als Cecil aussteigt, um die Reifen zu prüfen, riecht es kurioserweise nach Gemüsebrühe. Davon angeregt, melden sich knurrend unsere Mägen. Bevor es weitergeht, gönnen wir uns daher eine kleine Pause und essen ein paar Shapes.
Kurz bevor wir die Hamersley Gorge erreichen, stoßen wir zufällig auf einen Rastplatz. Spontan entscheiden wir die Nacht hier zu verbringen. Die Sonne ist bereits dabei unterzugehen und wir müssen auch noch kochen. Es würde sicher in Stress ausarten, wenn wir jetzt noch weiterfahren. Wir haben heute auch schon 350 km zurückgelegt und sind langsam platt. Leider ist der Platz ziemlich vermüllt. Wir finden jedoch eine Fläche etwas abseits, auf der es sich in Grenzen hält.
Besonders im Bereich am Kofferraum müssen wir aufpassen Koby nicht zu nahe zu kommen. Dort hat sich besonders viel Schlamm festgesetzt. Hoffentlich finden wir morgen in Tom Price eine Waschanlage. Gegen kurz vor sieben sind wir fertig mit dem Kochen und können endlich etwas Vernünftiges essen. Es gibt Reis mit Gemüse und Hähnchen in einer Frischkäse-Sauce.
Wir sind noch beim Essen, da erleiden wir die ersten Mückenstiche. Dazu scheint sich in der Ferne erneut etwas zusammen zu brauen. Es blitzt bereits in regelmäßigen Abständen. Besser wir bauen noch vor dem Abwasch das Zelt auf, falls es erneut regnet. Davor muss jedoch die Plane vom Dreck befreit werden. Selbst dort oben ist die Schlammschicht beachtlich.
Nachdem auch der Abwasch erledigt ist, geht Sarah direkt ins Bett. Cecil bleibt noch unten und schreibt die Stichpunkte von heute auf. Weiterer Regen bleibt uns bisher erspart.Teilweise öffnet sich die Wolkendecke sogar und gibt den Blick auf einen herrlichen Sternenhimmel frei. Erst gegen 23 Uhr kommt nochmals ein ordentlicher Guss. Unter dem Vorzelt bleibt Cecil jedoch vom Gröbsten verschont. Er ist gerade dabei den letzten Film in der Maze-Runner Trilogie zu schauen. Teilweise ist der Streifen ziemlich vorhersehbar, doch insgesamt sind die Filme eine runde Sache. Sarah hatte derweil ziemliche Probleme mit dem Einschlafen. Als dann auch noch der Platzregen einsetzt, ist auch sie erstmal wieder wach. Erst kurz vor Mitternacht schlafen wir beide ein.
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