08.12., Dienstag: North Fremantle - Rottnest Island

Heute ist der große Tag. Es geht für uns nach Rottnest Island und wir werden höchstwahrscheinlich endlich die süßen Quokkas zu Gesicht bekommen, deren Bilder bei Instagram uns bereits an den miesesten Tagen in Deutschland ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Wir kommen daher relativ gut aus dem Bett, obwohl Sarah schlecht geschlafen hat. Vermutlich war die Vorfreude einfach zu groß. 
Kurz bevor es los geht, fällt Cecil ein, dass die neuen Schutzfolien für die GoPro bereits vor Tagen geliefert wurden. In einer Blitzaktion wechselt er die vor der Kameralinse aus. Von Mitch kriegt er noch einen doppelten Espresso in die Hand gedrückt, dann geht es auch schon los. Gefrühstückt wird erst auf der Fähre. 
Wir werden direkt am Pier von Mitch abgesetzt. Was für ein Service. Beim Boarding müssen wir unsere Tickets zeigen und uns darüber hinaus mit der “SafeWA”-App einchecken. Dieser erfolgt über einen QR-Code, den man mit Hilfe der App einscannt. Über diese wird erfasst, wer sich wann, wo befindet. Sollte zum Beispiel in unserem konkreten Fall einer der Passagiere auf der Fähre später positiv auf Corona getestet werden, werden alle Mitreisenden, die sich über die App eingecheckt haben, entsprechend informiert. Alle Geschäfte, Restaurants und sonstige öffentliche Plätze sind dazu verpflichtet einen solchen QR-Code auszustellen. Eine der zahlreichen Maßnahmen den Virus einzudämmen. Wir halten das für eine gute Sache und der Check-In dauert nur Sekunden.
Obwohl der Außenbereich ziemlich klein ist, können wir noch einen Platz ergattern. Das wahre Feeling einer Überseefahrt bekommt man definitiv nur hier und wir sind wohl die letzten, die eine solche unter Deck verbringen würden. Nachdem wir den Hafen gegen kurz nach 7 Uhr verlassen haben, ist endlich Zeit für das Frühstück. Generell verläuft die Fahrt recht ruhig und wir genießen sie in vollen Zügen. 
 
 
Nur gut eine halbe Stunde dauert die Fahrt nach Rottnest Island. Vom Pier aus versuchen wir zwar uns von den anderen Touristen zu lösen, doch man landet unweigerlich im Zentrum. Das ist im Grunde nicht mehr als eine Reihe von Kaffees und Restaurants. Gleich zu Beginn findet man zudem einen Supermarkt und sogar eine Filiale von Subway gibt es. Alle Läden sind innerhalb von Minuten bis auf den letzten Platz belegt. Gefühlt hat es die ganze Belegschaft unsere Fähre direkt in die Fress-Tempel der Insel gezogen. Das soll uns nur recht sein. So können wir vielleicht einen kleinen Vorsprung herausarbeiten und haben dadurch die kleinen Quokkas ganz für uns allein. Allerdings machen uns die Beuteltiere da einen dicken Strich durch die Rechnung. Denn die finden wir bereits hier, inmitten der Menschenmassen. Allerdings haben sie sich etwas Schutz gesucht. Dieser wird ihnen von ein paar eingezäunten Bäumen geboten auf dessen gemulchten Beeten sie es sich gemütlich gemacht haben und schlafen. Der Trubel um sie herum, scheint sie kaum zu stören. Als wären sie im Sitzen eingeschlafen, hocken sie da und dösen. Ein herrliches Bild. 
Cecil findet die kleinen Tiere sicher fast genau so süß wie Sarah, doch ihm wird der Trubel hier im Zentrum der Insel bald zu viel. Außerdem wird man das ungute Gefühl nicht los, dass die Quokkas hier doch nur auf Futter vo den Menschen warten. Warum sonst sollten sie sich dem Stress von ewig tatschenden Kindern und selfiewütigen Teenagern aussetzen? Wir ziehen daher schnell weiter.
 
Nur etwa 200 Meter entfernt, treffen wir erneut auf zwei Quokkas. Die haben es sich vor der Polizei-Station gemütlich gemacht und mümmeln ein paar Blätter. Cecil entdeckt außerdem einen großen Skink, doch Sarah hat nur Augen für die niedlichen Beuteltiere. In der Tat kann man es ihr auch nicht verübeln. Sie sind genau so, wie wir sie uns von den tausenden Bildern, die wir bis dato gesehen haben, vorgestellt haben. Keine 40 cm groß, braunes Fell, leicht fülliger Körper, winzige Pfoten und verzückende Pausbäckchen. Aus dem richtigen Winkel betrachtet, scheinen sie zudem dauerhaft ein Lächeln im Gesicht zu tragen. Der felllose und daher rattenartige Schwanz fällt nur gelegentlich auf. Zumindestens geht es uns so. Den ersten europäischen Entdeckern (Holländer) ging es da anders. Sie haben die Insel “Rottnest Island” getauft, da sie annahmen, sie wimmelte nur so von Ratten. "Rotte nest" bedeutet auf holländisch "Rattennest".


Nachdem wir unsere ersten Aufnahmen im Kasten haben, machen wir uns auf, die Insel zu Fuß zu erkunden. Für gewöhnliche PKW ist die Insel gesperrt. Die meisten Touristen bevorzugen daher das Fahrrad oder den Bus. Da wir jedoch hier sind, um Flora und Fauna zu erkunden und ohnehin gerne Wandern, erschien uns beides als unpassend. Fast bereuen wir jedoch unsere Entscheidung, als wir gleich zu Beginn einem Weg auf der Karte folgen der unerwartet vor den Toren des örtlichen Golfplatzes endet. Uns bleibt nicht anderes übrig als wieder umzudrehen. Der Vorsprung vor den anderen Touris scheint damit verloren. 
Wieder auf dem richtigen Weg laufen wir vom Hafen aus in nördliche Richtung und dann entlang der Küste gen Westen. Deutlich früher als gedacht erreichen wir die Geordie Bay. Wir sind von knappen 4 km ausgegangen, die bis dorthin zurückgelegt werden müssen. Tatsächlich muss es jedoch deutlich weniger sein, denn wir haben es gerade einmal 9 Uhr. Anstatt uns lange darüber zu wundern, freuen wir uns stattdessen über die anscheinend deutlich kürzeren Entfernungen und laufen noch ein kleines Stück weiter bis in die Parakeet Bay. Dort gehen wir vom Strand aus eine Runde Schnorcheln. Neben ein paar größeren Fischen und einer ganzen Schule von kleinen Nachkömmlingen, sehen wir sogar einen Rochen. Sarah kann diesen sogar beim Schwimmen beobachten. Ein absolutes Highlight, da diese gemütlichen Zeitgenossen normalerweise stur im Sand liegend verharren bis man weitergezogen ist. 
Eher ungeplant folgen wir von der Bucht aus einem Wanderweg durch das Zentrum der Insel. Unterwegs sehen wir öfter große Skinke. Bestimmt 40 cm lang von Schnauze bis zur Schwanzspitze. Allerdings will uns keine gute Aufnahme gelingen. Die Biester sind einfach zu scheu und wir zugegeben auch einfach zu langsam. Der Pfad zurück zur Hafenstadt führt uns durch hohe Gräser entlang der Ufer einiger Salzsee im Inselzentrum. 
 

Die Bucht, in der wir schnorcheln waren.

Das einzig brauchbare Bild eines Skinks.
 
Mittlerweile ist es fast Mittag und die Temperatur dementsprechend hoch. Angesagt waren 31 Grad bei beständiger Brise. Vom Wind fehlt jedoch jede Spur. Wir geraten ordentlich ins Schwitzen. Noch dazu bleiben unsere Mühen unbelohnt. Ein “wildes” Quokka, soll heißen außerhalb der Zone in der sie vermeintlich von blöden Touristen gefüttert werden, sehen wir nicht. 
Zurück im Ort suchen wir erneut die Promenade nach Quokkas ab. Doch es ist noch unerträglicher als es heute morgen bereits war. Mittlerweile ist alles überflutet von Kindern und Teenagern. Ganze Schulklassen besetzen die Bänke und rennen über den Gehsteig. Zu allem Überfluss werden wir auch noch von einer Dame mit deutlich zu prall aufgespritzten Lippen und fiesem russischen Akzent gefragt, ob wir an einer Umfrage teilnehmen wollen. Wir sind von Anfang an nicht unbedingt abgeneigt, doch sie quatscht uns trotzdem ein Ohr ab als müsste sie uns erst noch überzeugen. Kurzum wollen wir schnellstmöglich wieder weg von hier. 
Kurz überlegen wir doch noch mit dem Bus in eine Bucht im südlichen Teil der Insel zu fahren. Doch wir kommen zu dem Schluss, dass es dafür im Grunde bereits zu spät ist. Im Allgemeinen sind wir ganz schön platt und es ist auch nicht mehr viel Zeit bis wir unsere Fähre zurück nach Fremantle nehmen müssen. Um trotzdem dem ganzen Trubel ein wenig zu entkommen, flüchten wir an den nahen Strand direkt am Pier. Dort kann Cecil sein völlig durchgeschwitztes T-Shirt auswaschen und wir stärken uns bei einem weiteren Sandwich, ein paar Möhrchen und Kirschen. 
Am Strand sitzen wir unter einer Art Pavillon. Eigentlich ist es ganz schön hier. Das Wasser direkt in der Nähe und so gut wie keine Menschen um uns. Allerdings hat es sich ein Raabe zur Aufgabe gemacht, uns so gut er kann den Nerv zu rauben. Sein Gekrächze ist teilweise ohrenbetäubend und er lässt sich auch unter Androhung von Gewalt nicht vertreiben. Wir fühlen uns fast schon bedrängt von dem schwarzen Vogel. Vielleicht aber sind wir auch die Eindriglinge. Denn er und seine Raaben-Freunde picken während teils äußerst akrobatischer Flugmanöver die Spinnen unter dem Pavillion von den Dachlatten. Trotzdem droht unsere Laune in den Keller zu rutschen. Immerhin haben wir bisher nur Quokkas gesehen, die offensichtlich von Menschen angelockt wurden, die gerne mal ihr Essen mit den Beuteltieren teilen. 
 
Noch geben wir allerdings nicht auf. Wir entscheiden am nahen Pinky Beach etwas nördlich vom Hafen erneut schnorcheln zu gehen. Und diese Entscheidung war am Ende wohl goldwert. Auf halben Weg aus dem Zentrum treffen wir auf sechs Quokkas. Zwei davon sind noch ziemlich klein, was die Niedlichkeit natürlich dementsprechend potenziert. Gute 40 Minuten verbringen wir damit die Tiere aus allen Winkeln aufzunehmen. Natürlich versuchen wir auch eines der berühmten Selfies zu knipsen. Um ein solches zu bekommen, ist man besser bereit sich dreckig zu machen. Nicht selten liegen wir in den unmöglichsten Posen auf dem Boden. Doch wir vergessen alles um uns herum, sobald eines der possierlichen Beuteltiere in unsere Kameras lächelt. 
 



 
Als wir unseren Weg zum Pinky Beach endlich fortgesetzt haben, entdecken wir doch noch “wilde” Quokkas. Immerhin befinden sie sich ein gutes Stück entfernt von Subway und zeigen sich eher scheu uns gegenüber. Trotzdem legen wir eine weitere sehr lange Foto-Session ein. Höhepunkt ist wohl ein Quokka, welches gerade mal ein paar Wochen alt zu sein scheint. Es ist nicht größer als ein stattlicher Hamster. Noch dazu haben wir sie alle für uns allein. Der Rest der Touristen scheint sich kaum für die Beuteltiere zu interessieren. Uns soll es recht sein. 
 

 
Doch irgendwann kommen wir tatsächlich am Pinky Beach an und es ist ziemlich voll. Trotzdem wollen wir kurz ins Wasser und schnorcheln. Auch wenn es am Ende nur der Erfrischung wegen ist. Die Luft steht seit einiger Zeit und es ist fast unerträglich heiß unter der brennenden Sonne. Wir können es nicht erwarten endlich ins Wasser zu stürmen. Doch Sarah kann die Unterwasserwelt nicht wirklich genießen. Einerseits beschlägt ihre Maske, wie leider fast immer, andererseits hat sie panische Angst, dass jemand unsere Kameras/Handys klaut. Dann wären alle Quokka-Bilder verloren. Ein wirklich verstörender Gedanke. Da es auch nicht viel zu sehen gibt, sind wir schnell wieder aus dem Wasser. Kamera und Handy sind noch da. Während wir am Strand in der Sonne trocknen, essen wir unsere letzten Sandwiches. 
 
 
Anschließend wollen wir in den “Pinky Beach Club” und dann natürlich noch einmal zu den Quokkas. 
Die Strandbar verfügt über einen rasenbedeckten Außenbereich. Bereits während wir an der Bar bestellen, entdecken wir ein paar Quokkas auf der Wiese. Vielleicht bleiben wir doch für mehr als einen Drink ;)
Ein Muttertier mit ihrem Nachwuchs schläft unter einem der Tische. Wir nähern uns ganz leise und setzen uns dann direkt an den Tisch, unter dem die beiden liegen. Zwischendurch trinkt das Kleine sogar bei der Mama. Wir können unser Glück kaum fassen. Die Idylle wird jedoch bald durch ein paar Kinder gestört, die nicht genug Abstand halten und Mutter mit Kind verjagen, noch bevor wir eingreifen können. 
 

 
Dann geht es wohl doch nochmal zu den “wilden” Quokkas. Tatsächlich finden wir erneut ein paar Tiere, die nicht ganz so kamerascheu sind. Wir haben mittlerweile jegliche Scham abgelegt. Jetzt heißt es unsere vermutlich letzte Chance zu nutzen, ein vernünftiges Selfie mit einem Quokka zu bekommen. Das ist wahre Teamarbeit. Denn sobald man sich mit seinem Gesicht dem Tier nähert, beginnt es an diesem zu schnüffeln. Dadurch guckt es nie in die Kamera. Es braucht daher eine dritte Hand, um den Blick in die gewünschte Richtung zu locken. Meistens wackelt Cecil daher mit einem Blatt hinter dem Handy in Sarahs Hand, während sie sich auf dem Boden neben einem Quokka räkelt. So bekommen wir dann nach etwa tausend Versuchen auch noch unsere Selfies. 
 


 

Am Ende haben wir fast gänzlich die Zeit aus den Augen verloren. Wir müssen uns sputen, um unsere Fähre noch zu erwischen. Auf dem Außendeck sind bereits alle Sitze belegt, doch wir geben uns auch mit Stehplätzen zufrieden. Während der Überfahrt gönnen wir uns ein kaltes Getränk. Die Rückfahrt ist deutlich aufregender als die Hinfahrt. Immer wieder schaukelt die Fähre bedrohlich auf und landet anschließend in einem tiefen Wellental. Auf unserem Platz stehen wir voll im Wind und ab und zu weht uns ein wenig Gischt ins Gesicht. Wir lieben es. 
 
 
Wieder auf dem Festland machen wir uns auf in Richtung Bahnhof. Dort angekommen, entscheiden wir uns spontan die eine Station nach North Fremantle mit der Bahn zu fahren. Immerhin eine Strecke von 3 km. Die Fahrt kostet pro Person nur 2,20$ und der Zug soll bereits in vier Minuten einfahren. Am Bahnhof und während der Fahrt vertreiben wir uns die Zeit damit die ersten Bilder zu sichten. Da ist schon das ein oder andere dabei. Tatsächlich sind wir so vertieft, dass wir fast unsere Station verpassen.
Zum Abschluss dieses schönes Tages zieht es uns ins Flipside. Hier gibt es laut Roseanna und Mitch den besten Burger in Fremantle. Gleich nebenan befindet sich die Bar Mrs. Brown. Hier kann man im Biergarten einen Drink genießen und das Flipside liefert den Burger frei Haus. Nach einem ersten Getränk geht Cecil bestellen und kurz darauf haben wir unsere Burger auf dem Tisch. Heute neben den üblichen Extras wie ein Spiegelei, kommt dieser noch mit Avocado. Die können wir beim nächsten Mal aber getrost wieder weglassen, da man sie kaum herausschmeckt. Außerdem nicht ganz so unser Geschmack sind die dick geschnittenen Pommes. Alles in allem aber ein stabiler Burger und im Zusammenspiel mit dem Biergarten-Ambiente im Mrs. Brown eine gelungene Sache. 
 
 
Schon gegen halb 7 machen wir uns auf den Rückweg. Dieses Mal wirklich zu Fuß. Wir sind schon ordentlich müde und einen Absacker könnten wir auch noch auf der Terrasse am Burford Place trinken. Roseanna und Mitch sind noch nicht wieder zu Hause als wir ankommen. Nachdem wir unsere Badesachen ausgespült und aufgehangen haben, besprühen wir uns großzügig mit Anti-Mücken-Spray und setzen uns auf die Terrasse. Dort schreibt Cecil Tagebuch, während Sarah sich ein wenig am Handy beschäftigt. 
Gegen kurz vor 8 wird es zu dunkel. Wir ziehen ins Wohnzimmer um. Oder besser Cecil, der dann auch weiter Tagebuch schreibt. Sarah geht erstmal duschen. Anschließend macht Cecil dasselbe bevor wir ins Bett gehen. Morgen gilt es wieder früh aus den Federn zu kommen. Wir haben uns für ein Event mit Roseanna und Mitch angemeldet. “Cold Nips” steht an und es geht morgen um 05:30 Uhr los.

Kommentare

  1. Das war sicherlich einer der Höhepunkte der bishergen Reise. Sehr schöne Aufnahmen von immer lächlenden Quokkas und euren strahlenden Gesichtern. Man spürt regelrecht eure Begeisterung für diese niedlichen Tiere (in Bild und Text).

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    1. Du hast vollkommen Recht. Quokkas machen einfach glücklich! :)

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